Hashtag #RoteHandBrief zu AstraZeneca in sozialen Medien

Sucht man auf Twitter nach dem Hashtag #RoteHandBrief, findet man meistens nur wenig. Unter den aktuellen Tweets verlinkt das BfArM meistens die neuen Rote-Hand-Briefe. Mit viel Glück gibt es ein paar Retweets. Beim Rote-Hand-Brief zu Vaxzevria® vom 13.04.21 lief es anders.

Was stand im Rote-Hand-Brief vom 13.04.21?

Die Stufenplanbeauftragte von AstraZeneca weist auf Fälle von Thrombosen in Kombination mit Thrombozytopenien unter Vaxzevria® (ChAdOx1) hin. Der Zusammenhang wird als plausibel und die Häufigkeit als sehr selten beurteilt. Mittlerweile gilt als gesichert, dass es sich um einen Mechanismus handelt, der einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie ähnelt.

Im Rahmen des Stufenplans aktualisierte AstraZeneca auch die Fachinformation:

  • Thrombozytopenie wurde als unerwünschte Reaktion mit einer Häufigkeit von „häufig“ (≥ 1/100 bis < 1/10) eingefügt.
  • Weiterhin wurde Thrombose in Kombination mit Thrombozytopenie mit einer Häufigkeit von „sehr selten“ (< 1/10 000) aufgenommen.

Was haben die sozialen Medien daraus gemacht?

Die beiden Punkte oben wurden zu einem verknüpft: Schwerwiegende Thrombosen treten bei bis zu 10% der Impfungen auf.

Eine Thrombozytopenie unter einer Impfung mit Vaxzevria® ist tatsächlich häufig. Dabei handelt es sich aber um leichte und vorübergehende Nebenwirkungen. Anders als in den sozialen Medien zum Teil befürchtet, hat man sich dabei keine lebenslange sich verschlimmernde Immunerkrankung wie rheumatoide Arthritis eingehandelt, auch wenn mechanistisch eine Autoimmunreaktion diskutiert wird. Die Kombination von Thrombozytopenie und Thrombose mit ernsten Folgen ist sehr selten.

Kommentar

Die Interpretationen in den sozialen Medien sind haarsträubend und hängen sicher damit zusammen, dass Menschen sich mit einer Art von Information beschäftigen, die nie für sie gedacht war. Allerdings spiegeln diese Diskussionen auch den Verlust des Vertrauens in die Bundesregierung wider.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Aufklärungskampagnen der Bundesregierung die Bürger mehr als mündige Partner behandelt hätten. Es hat sich bei den EU-Zulassungen der COVID-19-Impfstoffe nicht um Notfallzulassungen gehandelt. Unter anderen Umständen hätte man aber wahrscheinlich länger und mehr Daten gesammelt, bis man die Impfstoffe so breit eingesetzt hätte. In der aktuellen Lage übersteigt der gesellschaftliche Nutzen jedoch sicher potenzielle Risiken. Das hätte man ehrlicher kommunizieren und so Verschwörungstheoretikern von Anfang an die Munition nehmen können.