COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Neues Sicherheitssignal bei der Impfung mit ChAdOx1

Laut den Ergebnissen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) besteht nach der Impfung mit ChAdOx1 (AstraZeneca, Vaxzevria®) auch ein erhöhtes Risiko von zerebralen Sinus- und Hirnvenenthromosen bei älteren Frauen. Trotzdem stellt die Gesellschaft die Impfung nicht in Frage.

Untersuchung der DGN

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hatte alle neurologischen Kliniken in Deutschland aufgerufen, Fälle von zerebralen Sinus- und Hirnvenenthromosen zu melden, wenn sie innerhalb eines Monats nach einer SARS-CoV-2-Impfung aufgetreten waren. Insgesamt gingen 87 Meldungen ein. Bei 62 davon bestätigte ein Expertenteam einen möglichen Zusammenhang.

  • Das mittlere Alter der Betroffenen lag bei 46,7 Jahren
  • 86 % der bestätigten Fälle traten nach Impfung mit ChAdOx1 (AstraZeneca) auf.
  • 15 % der bestätigten Fälle traten nach Impfung mit BNT62b2 (BioNTech) auf.
  • 76 % der Personen mit thrombotischen zerebralen Ereignissen waren weiblich.

Ein Team der Charité um Prof. Tobias Kurth nahm die statistische Auswertung vor. Dabei brachten die Wissenschaftler die Zahlen in Zusammenhang mit der Gesamtzahl, dem Alter und dem Geschlecht der Geimpften.

Ereignisrate für Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach ChAdOx1 (AstraZeneca):

  • Frauen unter 60 Jahre: 24,2/100.000 Personenjahre
  • Männer unter 60 Jahre: 8,9/100.000 Personenjahre
  • Frauen über 60 Jahre: 20,5/100.000 Personenjahre
  • Männer über 60 Jahre: keine Ereignisse

Ereignisrate für Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach BNT62b2 (BioNTech):

  • Frauen unter 60 Jahre: 3,6/100.000 Personenjahre
  • Männer unter 60 Jahre: 3,5/100.000 Personenjahre
  • Frauen über 60 Jahre: 0,8/100.000 Personenjahre
  • Männer über 60 Jahre: keine Ereignisse

Fazit der DGN

Das Risiko für zerebrale Sinus-und Venenthrombosen bei Männern ist unter ChAdOx1 (AstraZeneca) sehr gering. Für Frauen ist es höher, aber in Anbetracht der großen Zahl verabreichter Impfdosen immer noch sehr gering.

Laut der aktuellen Auswertung ist das Risiko auch für ältere Frauen erhöht. Die DGN stellt trotzdem nicht die Impfung in Frage, sondern empfiehlt, dass die Behörden dieses neue Sicherheitssignal transparent kommunizieren und bei ihrer Impfempfehlung berücksichtigen.

Kommentar

Wird die STIKO die Impfempfehlung mit diesen Daten erneut ändern? ChAdOx1 (AstraZeneca) nur für Männer? Für alle? Laien werden der wissenschaftlichen Diskussion kaum mehr folgen können. Ich verstehe, dass man mit den Empfehlungen zeigen wollte, dass die Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität hat. Aber genau das Gegenteil hat man erreicht.

Vertrauen schafft man nicht, indem man verspricht, dass die Impfungen 100%ig sicher sind. Denn das kann man nicht. Statt Geimpfte zu zeigen, die in die Kamera lächeln und sagen „Es war nur ein kleiner Pieks“, sollte man aufklären, dass es Risiken gibt, erklären wie hoch diese sind und auf die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger vertrauen.