COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

WHO aktualisiert Leitlinie zu COVID-19-Arzneimitteln

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 13. Januar die Leitlinie zu COVID-19-Arzneimitteln aktualisiert. Die mittlerweile achte Version hält einige Änderungen bereit, die insbesondere Janus-Kinase-Inhibitoren und Interleukin-6-Antagonisten betreffen.

Was ist neu?

Der Erkenntnisgewinn potenzieller Arzneimittel gegen COVID-19 seit Beginn der Pandemie ist enorm, daher sind regelmäßige Updates erforderlich. Wie sich das Portfolio der Therapiemöglichkeiten bisher entwickelt hat, können Sie in unserem Blog nachlesen. Die WHO versteht ihre Leitlinie zu Arzneimitteln gegen COVID-19 als „living guideline“, die auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse kontinuierlich anpasst wird. Vor wenigen Tagen war es wieder soweit – davor hatte die WHO ihre Leitlinie zuletzt im Dezember 2021 aktualisiert. Von den Änderungen sind folgende Wirkstoffe betroffen:

Baricitinib

Die WHO empfiehlt, den Janus-Kinase-(JAK-)Inhibitor schwerkranken COVID-19-Patienten in Kombination mit Glucocorticoiden zu verabreichen, da Baricitinib die Notwendigkeit für eine künstliche Beatmung reduziere und das Gesamtüberleben verbessere. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen seien dabei nicht beobachtet worden. Für Baricitinib gibt die WHO nun eine starke Empfehlung. In den USA erhielt der Arzneistoff bereits im November 2020 in Kombination mit Remdesivir eine Notfallgenehmigung für die Therapie von COVID-19-Patienten von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration).

Ruxolitinib & Tofacitinib

Obwohl es sich bei diesen beiden Wirkstoffen ebenfalls um JAK-Inhibitoren handelt, rät die WHO im Gegensatz zu Baricitinib von der Anwendung bei Patienten mit schwerem oder kritischem COVID-19 ab – zumindest bedingt. Die Gründe hierfür sind potenzielle Nebenwirkungen unter Tofacitinib und eine insgesamt mangelhafte Datengrundlage.

Tocilizumab & Sarilumab

Die Beurteilung der beiden Interleukin(IL)-6-Inhibitoren durch die WHO im Vergleich zu Baricitinib ist als gleichwertig anzusehen, auch hier gibt es eine starke Empfehlung für ihren Einsatz. Im Übrigen hatte die Leitlinie bereits im Juli 2021 zur Anwendung der beiden monoklonalen Antikörper geraten. Insofern hat sich für diese beiden Wirkstoffe praktisch nichts geändert. Welche Rolle Interleukine bei COVID-19 spielen und wie Patienten vom Einsatz von IL-6-Antagonisten profitieren können, erfahren Sie ebenfalls in unserem Blog.

Sotrovimab

Von dem monoklonalen Antikörper Sotrovimab könnten der WHO zufolge vor allem Patienten mit nicht schwerem Krankheitsverlauf, aber einem hohen Hospitalisierungsrisiko, profitieren – ähnlich wie bei der Antikörperkombination aus Casirivimab und Imdevimab. Außerdem soll er auch gegen die Omikron-Variante wirksam sein. Bislang ist Sotrovimab (noch) nicht in Deutschland zugelassen. Das könnte sich angesichts der Zulassungsempfehlung der europäischen Zulassungsbehörde EMA (European Medicine Agency) aber bald ändern.

Gut zu wissen

Insbesondere für die IL-6-Inhibitoren Tocilizumab und Sarilumab und den JAK-Inhibitor Baricitinib gibt die WHO zusammen mit Glucocorticoiden eine starke Empfehlung. Dabei sind beide Therapieoptionen – je nach Verfügbarkeit, Kosten und Erfahrung des Klinikers – als gleichwertig zu sehen. Im Gegensatz dazu erhielten Sotrovimab und die Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab lediglich eine bedingte Empfehlung. Der Grund hierfür ist vor allem die unklare Datenlage bezüglich der Wirksamkeit gegen Omikron und weitere neu auftretende Varianten. Hier reihen sich auch die beiden JAK-Inhibitoren Ruxolitinib und Tofacitinib ein, die laut WHO nur eingesetzt werden sollen, wenn weder Baricitinib, noch Tocilizumab oder Sarilumab nicht verfügbar sind. Den Einsatz von Remdesivir, Ivermectin und Konvaleszenzplasma lehnt die WHO dagegen ab (schwache Empfehlung dagegen). Noch weniger befürwortet sie den Einsatz von Hydroxychloroquin oder der antiviralen Kombination aus Lopinarvir und Ritonavir (starke Empfehlung dagegen).

Fazit

Im Hinblick auf die COVID-19-Therapie gilt mehr denn je, den Wissensstand stets aktuell zu halten und weiterhin achtsam zu sein, denn das Virus schläft nicht. Die gute Nachricht ist: Die Wissenschaft aber auch nicht.

Quellen

  • A living WHO guideline on drugs for covid-19. doi: BMJ 2020;370:m3379.
  • Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ), WHO hat dynamische Leitlinie zu COVID-19-Arzneimitteln aktualisiert, 14. Januar 2022.