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COVID-19: Welche Rolle spielt Adipositas für den Krankheitsverlauf?

Menschen mit schwerem Übergewicht (Adipositas) sollten derzeit Hygieneregeln, Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes besonders ernst nehmen. Darauf weist die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) im Rahmen des heutigen europäischen Adipositas-Tages hin.

Risikofaktor Adipositas?

Wer wartet gerade nicht sehnsüchtig auf eine Normalisierung des Alltags? Immerhin: Seit letzter Woche wird das gesellschaftliche Leben schrittweise wieder geöffnet. Man darf sich wieder mit mehr Menschen treffen, shoppen (solange man eine Maske trägt), einzelne Kinder dürfen wieder in die Schule und sogar Fußballbundesligaspiele finden unter Auflagen wieder statt.

Doch bei all der Freude darüber wird man schnell leichtsinnig. Tatsächlich verkündete das Robert Koch-Institut vor einer Woche einen leichten Anstieg der Infektionszahlen.

Die wenigsten Menschen erkranken nach einer SARS-CoV-2-Infektion schwer. Bekannte Risikofaktoren sind Begleiterkrankungen wie Hypertonie, Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen, COPD/Rauchen oder Immunsuppression sowie das Alter. Inzwischen geht man auch davon aus, dass Adipositas ein Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe ist. Anhaltspunkte bietet unter anderem eine britische Datenanalyse (PDF), über die vor Kurzem auch DAZ.online berichtete.

Ein schwerer Krankheitsverlauf bedeutet mehr Krankenhauseinweisungen, mehr Zuweisungen auf Intensivstationen, ein höheres Risiko für Lungen- und Organversagen bis hin zu erhöhtem Sterberisiko.

Versorgung adipöser Patienten sicherstellen

Die DAG hat nun ein ausführliches Positionspapier zu Adipositas und COVID-19 veröffentlicht (PDF). Spezielle Quarantänemaßnahmen für Menschen mit Adipositas, die über die allgemeinen Regelungen hinausgehen, hält die Gesellschaft nicht für erforderlich. Dafür gebe es „weder evidenz- noch erfahrungsbasierte, klinische Daten zu Krankheitsverläufen von Menschen mit COVID-19 und Adipositas“, so die Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Prof. Dr. med. Martina de Zwaan in einer Pressemitteilung vom 14. Mai 2020.

Doch die DAG fordert, dass Krankenhäuser und Intensivstationen den Bedürfnissen und Erfordernissen von Menschen mit Adipositas als Hochrisikopersonen für einen schweren Covid-19-Verlauf gerecht werden und eine genauso gute Versorgung sichergestellt wird wie für Normalgewichtige. Außerdem sollte eine Regelversorgung für Menschen mit Adipositas etabliert werden.

Empfehlungen der DAG für Menschen mit Adipositas

Menschen mit Adipositas rät die DAG, die empfohlenen Hygieneregeln, Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes besonders ernst zu nehmen und sie empfiehlt:

  • Verordnete Medikamente sollten in vorgesehener Dosierung weiter genommen werden.
  • Bei Verdacht auf eine Covid-19 -Erkrankung sollte eine Testung vorgenommen werden.
  • Routinetermine zur Untersuchung bei chronischen Krankheiten können nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt derzeit zurückgestellt werden, digitale Möglichkeiten des Arzt-Patienten-Kontaktes sollten, wenn möglich, genutzt werden.
  • Unaufschiebbare Untersuchungstermine sollten wahrgenommen werden. Die umgehende Abklärung akuter Beschwerden, die auf schwere Ereignisse hinweisen (z.B. Herzinfarkt, Lungenembolie, akute Bauchschmerzen, Schlaganfall, aber auch andere Notfälle) muss in jedem Fall erfolgen.

Außerdem gibt die DAG Tipps für den Alltag:

MMP-Web-Seminar „Corona und Diabetes – Was Apotheker wissen müssen“ am 26. Mai

Webinar_Logo-02Adipositas und Diabetes gehen oft Hand in Hand. Das kommende MMP-Web-Seminar befasst sich mit dem Thema „Corona und Diabetes – Was Apotheker wissen müssen“. Fragen, die Prof. Dr. med. Stephan Jacob aus Villingen-Schwenningen unter anderem beantworten wird, sind: Warum sind Menschen mit Diabetes mellitus (so) gefährdet? Was macht den Diabetiker zum Risikopatienten? Und auf was sollten Diabetes-Patienten in Pandemiezeiten besonders achten?

Das Web-Seminar findet statt am Dienstag, dem 26. Mai 2020, von 20 bis 21 Uhr.

Die Teilnahme am Web-Seminar ist kostenfrei. MMP-Abonnenten können das Web-Seminar im Nachgang noch einmal hören und sich das zugehörige Skript auf der MMP-Website herunterladen.