Eine schlechte Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetikern steht im Zusammenhang mit einer schlechten Prognose bei einer COVID-19-Erkrankung.
Diabetes ist Risikofaktor
Das Vorhandensein eines Typ-2-Diabetes als solches ist ein Risikofaktor für Komplikationen bei einer COVID-19-Erkrankung.
Bei Diabetes-Patienten mit guter Blutzuckerkontrolle treten signifikant seltener Komplikationen oder Todesfälle im Vergleich mit Diabetikern auf, deren Blutzucker nicht gut eingestellt war. Das ergaben die Daten der bislang größten retrospektiven multizentrischen Studie aus Wuhan mit 7337 hospitalisierten Patienten.
Von den 7337 hospitalisierten Patienten, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, hatten 13 % Diabetes mellitus Typ 2. Diese Patienten hatten eine schlechtere Prognose. Sie mussten signifikant häufiger mit Antibiotika, Antimykotika, systemischen Glucocorticoiden, Immunglobulinen, Antihypertensiva und vasoaktiven Arzneistoffen behandelt werden als Nicht-Diabetiker. Auch war die Wahrscheinlichkeit für eine Sauerstofftherapie (76,9% vs. 61,2%), nichtinvasive Beatmung (10,2% vs. 3,9%) oder invasive Beatmung (3,6% vs. 0,7%) erhöht.
Erhöhtes Mortalitätsrisiko durch Diabetes
Während des vierwöchigen Krankenhausaufenthalts war die Wahrscheinlichkeit zu sterben bei den Diabetikern signifikant höher im Vergleich zu den COVID-19-Patienten ohne Diabetes (7,8% vs. 2,7%, p< 0,001, Hazard-Ratio [HR] 2,9; p< 0,001). Nach Adjustierung von Alter, Geschlecht und Schwere der COVID-19-Erkrankung war das Mortalitätsrisiko bei den Diabetikern immer noch signifikant erhöht (HR 1,49, p = 0,005).
Weniger Komplikationen bei besser eingestelltem Blutzucker
Diabetes-Patienten, deren Blutzucker besser eingestellt war (Blutglucosewert ≤ 10 mM bzw. ≤ 180 mg/dl), mussten, ähnlich wie beim Vergleich zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern, seltener mit Virustatika, Antibiotika, Antimykotika, systemischen Glucocorticoiden, Immunglobulinen und vasoaktiven Substanzen behandelt werden.
Auch benötigten sie seltener Sauerstoff, eine nichtinvasive oder invasive Beatmung und extrakoporale Membranoxygenierung.
Die Todesfälle im Krankenhaus waren bei den Diabetikern mit dem gut kontrolliertem Blutzucker signifikant niedriger (1,1% vs. 11,0 %, HR 0,09, p< 0,001).
Beachtung des Blutzuckerspiegels gilt für alle
Viele Patienten könnten auch eine stressbedigte Hyperglykämie entwickelt haben, die zu einer erhöhten Mortalität geführt hat. Deshalb ist die optimale Einstellung des Blutzuckerwerts Bestandteil der internationalen Empfehlungen zur Behandlung aller COVID-19-Patienten. Welcher Zielbereich zur besten Prognose der Patienten führt, ist aber noch nicht geklärt.
MMP-Web-Seminar „Corona und Diabetes – Was Apotheker wissen müssen“ am 26. Mai
Warum sind Menschen mit Diabetes mellitus (so) gefährdet? Was macht den Diabetiker zum Risikopatienten? Und auf was sollten Diabetes-Patienten in Pandemiezeiten besonders achten? Das kommende MMP-Webinar befasst sich mit dem Thema „Corona und Diabetes – Was Apotheker wissen müssen“. Prof. Dr. med. Stephan Jacob aus Villingen-Schwenningen wird diese uns viele Fragen beantworten.
Das Web-Seminar findet statt am Dienstag, dem 26. Mai 2020, von 20 bis 21 Uhr.
Die Teilnahme am Web-Seminar ist kostenfrei. MMP-Abonnenten können das Web-Seminar im Nachgang noch einmal hören und sich das zugehörige Skript auf der MMP-Website herunterladen. Mit freundlicher Unterstützung durch Lilly.