Nirmatrelvir ist in Kombination mit Ritonavir zur oralen Behandlung von COVID-19 in der EU zugelassen. Aktuelle Studiendaten zeigen eine niedrigere Hospitalisierungsrate und weniger schwere Verläufe der Erkrankung. Verfügbar ist das Präparat hierzulande jedoch noch nicht.
Arzneimitteltherapie von COVID-19
Neben der Impfung ist die Behandlung von COVID-19 ein wichtiger Baustein im Pandemie-Management. Anfänglich wurden bereits zugelassene Arzneimittel wie Dexamethason und Remdesivir auf ihre Tauglichkeit getestet, mittlerweile sind auch zahlreiche neue Wirkstoffe auf dem Markt (z. B. die Antikörper Casirivimab/Imdevimab und Regdanvimab oder Molnupiravir in den USA und Großbritannien).
Seit dem 28. Januar 2022 ist außerdem der Proteasehemmer Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir – besser bekannt unter dem Handelsnamen Paxlovid® – in der EU bedingt zugelassen. Diese bedingte Zulassung beinhaltet, dass der Hersteller nach der Zulassung zu vorab festgelegten Zeitpunkten noch Daten liefern muss, die belegen, dass der Vorteil der Therapie die Risiken überwiegt.
Nun wurden Daten der Phase-II/III-Studie mit Nirmatrelvir bei nichthospitalisierten Patienten mit COVID-19 publiziert.
Neue Studiendaten zu Nirmatrelvir
In die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie wurden 2246 ungeimpfte, nichthospitalisierte Erwachsene mit symptomatischer Erkrankung und hohem Risiko für eine Progression zur schweren Form eingeschlossen.
Sie erhielten alle zwölf Stunden jeweils für fünf Tage entweder 300 mg Nirmatrelvir plus 100 mg Ritonavir (zur Wirkverstärkung) oder Placebo. Endpunkte waren die Hospitalisierung wegen COVID-19, Tod jeglicher Ursache innerhalb von 28 Tagen und Viruslast sowie die Sicherheit der Therapie.
In die modifizierte Intention-to-treat-Population wurden Patienten eingeschlossen, die innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn mit der Therapie begonnen hatten. Ausgeschlossen wurden Patienten mit (geplanter) Antikörpertherapie gegen das Virus.
Studienergebnisse
In der finalen Analyse der Intention-to-treat-Population mit 1379 Patienten zeigte sich ein Vorteil für die Behandlung mit Nirmatrelvir. Der kombinierte Endpunkt aus Hospitalisierung und Tod trat bei 5 von 697 Patienten auf (0,72% vs. 44 von 682 [6,45%] in der Placebogruppe; relative Risikoreduktion 88,9%).
Dies hatte sich bereits in einer Interimsanalyse mit 774 Patienten abgezeichnet. Der kombinierte Endpunkt trat bereits da in der Nirmatrelvir-Gruppe seltener auf als unter Placebo (3 von 389 [0,77%]; 0 Todesfälle vs. 27 von 385 [7,01%]; 7 Todesfälle; Differenz 6,32 Prozentpunkte, p<0,001; relative Risikoreduktion 89,1%.)
Die Patienten profitierten auch noch, wenn sie innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn mit der Behandlung begannen: 8 von 1039 Patienten (0,77%) in der Verumgruppe und 66 von 1046 (6,31%) in der Placebogruppe wurden wegen COVID-19 hospitalisiert oder starben (p<0,001; relative Risikoreduktion 87,8%).
Insgesamt starben 13 Patienten der Placebogruppe, aber keiner unter Nirmatrelvir. Die Ergebnisse waren unter anderem unabhängig vom Alter, BMI sowie Art und Anzahl der Vorerkrankungen.
Die Viruslast war unter Nirmatrelvir geringer und Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen in etwa gleich oft auf. Lediglich Geschmacksstörungen und Durchfall waren in der Nirmatrelvir-Gruppe häufiger.
Noch nicht verfügbar
Die Autoren resümieren, dass Nirmatrelvir in Kombination mit Ritonavir schwere Verläufe von COVID-19 reduziert und die Viruslast rasch senkt. Allerdings gilt dies bislang nur für Ungeimpfte – die Studie mit geimpften Probanden läuft laut Autoren noch.
Aktuell ist das Präparat in der EU zwar zugelassen, aber in Deutschland noch nicht erhältlich. Überdies unterliegt es der Verschreibungspflicht und die Nachfrage ist weltweit nach aktuellen Berichten höher als das Angebot – es auf Vorrat für den Ernstfall in die heimische Hausapotheke zu legen, wird nicht möglich sein.
Quelle
Hammond J, et al. Oral Nirmatrelvir for High-Risk, Nonhospitalized Adults with Covid-19. N Engl J Med 2022. doi: 10.1056/NEJMoa2118542. Online ahead of print.