Senkt Optimismus das kardiovaskuläre Risiko?

Eine positive Grundeinstellung hilft in so manchen Lebenslagen weiter. Aber verringert sie auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und die Gesamtmortalität in der Allgemeinbevölkerung? Was Optimismus in puncto Prävention leisten kann, hat nun ein Forschungsteam in einer Metaanalyse untersucht.

Stellenwert der psychischen Gesundheit

Der Einfluss der psychischen Gesundheit auf kardiovaskuläre Erkrankungen war bisweilen eher ein wenig beachteter Forschungsbereich. Mittlerweile nimmt er jedoch an Bedeutung zu. Anfang 2021 hat die American Heart Association (AHA) ein wissenschaftliches Statement abgegeben, in dem sie darauf hinweist, dass die psychische Gesundheit eine essenzielle Komponente für das Wohlbefinden bei Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen und solchen mit einem Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Laut AHA belegen qualitativ hochwertige Daten eindeutig den Zusammenhang zwischen psychischer und kardiovaskulärer Gesundheit. Um diese Hypothese weiter zu stützen, führten die Autoren der vorliegenden Studie ein systematisches Review mit Metaanalyse durch.

Studiendesign

Ziel der Metaanalyse war es, die Korrelation zwischen Optimismus und dem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und der Gesamtmortalität in der Allgemeinbevölkerung zu evaluieren. Dabei berücksichtigten Krittanawong et al. folgende Aspekte:

  • Ausmaß des Zusammenhangs,
  • Konsistenz der Studienergebnisse untereinander,
  • Einfluss potenzieller Störfaktoren und
  • Studienqualität

Das systematische Review umfasste prospektive Kohortenstudien zwischen 1966 und November 2021, in denen die Autoren entweder den Zusammenhang zwischen Optimismus und kardiovaskulären Erkrankungen oder Optimismus und Gesamtmortalität evaluiert haben. Anschließend verglichen sie die Hazard-Ratios (HR) der Patienten aus den Optimismus- und Kontroll-Gruppen miteinander. Studien, in denen Odds-Ratios oder andere Risikobewertungen berücksichtigt wurden, schlossen Krittanawong et al. für die Analyse aus.

Positive Grundeinstellung bringt kardiovaskuläre Vorteile

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag zwischen 19 und 75 Jahren und auch die Zeitspanne des Follow-ups variierte erheblich (zwischen sieben und 40 Jahre). Für die „Optimismus-Messung“ wurden folgende Methoden angewendet:

  • Revised Life Orientation Test (LOT-R),
  • Revised Optimism-Pessimism Score, abgeleitet vom Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI) und/oder
  • Optimismus-Fragebögen

Zehn der veröffentlichten Studien zwischen 2001 und 2021 mit insgesamt 215.151 Teilnehmern erfüllten die Einschlusskriterien. In sieben der zehn Studien (201.210 Teilnehmer) wurden kardiovaskuläre Ereignisse erfasst, während sechs Studien Daten zur Gesamtmortalität von 181.709 Patienten lieferten. Das Bias-Risiko in den eingeschlossenen Studien bewerteten die Autoren als gering.

Einfluss auf die Gesamtmortalität

Optimismus führte zu einer statistisch signifikanten Reduktion der Gesamtmortalität: Die gepoolte Analyse der sechs Studien ergab eine gepoolte HR von 0,87 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,82–0,92) zugunsten der Optimismus-Gruppe.

Einfluss auf kardiovaskuläre Erkrankungen

Die Ergebnisse zeigten eine gepoolte HR von 0,59 (95%-KI 0,37–0,93) für allgemeine kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch in diesem Fall reduzierte Optimismus das kardiovaskuläre Risiko in signifikantem Ausmaß. Zudem errechneten die Autoren für Schlaganfälle, basierend auf zwei Studien an insgesamt 93.237 Probanden, eine gepoolte HR von 0,57 (95%-KI 0,07–4,56). Die Reduktion der Schlaganfallrate war nicht jedoch nicht signifikant.

Psychische Gesundheit = kardiovaskuläre Gesundheit

Die Resultate der vorliegenden Metaanalyse zeigen, dass Optimismus mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und einer herabgesetzten Gesamtmortalität verbunden war. Dabei sind die Ergebnisse der Metaanalyse konsistent mit denen vorheriger Studien. Demzufolge könnte die psychische Gesundheit – insbesondere bei Patienten mit kardiovaskulärem Risiko – eine wichtige Rolle in der Prävention und der potenziellen Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen. Ihr Einfluss ist dabei nicht zu unterschätzen. Einfache Screenings könnten bei kardiovaskulär vorbelasteten Patienten Aufschluss über deren psychischen Gesundheitsstatus geben und Optimismus-Interventionen einen neuen, vorteilhaften Behandlungsansatz darstellen, der im klinischen Alltag berücksichtigt werden sollte. Allerdings handelt es sich bei der vorgestellten Metaanalyse um eine „Pre-Proof-Version“. Das bedeutet, dass der Artikel vor der finalen Publikation nochmals bearbeitet wird, die Erkenntnisse jedoch bereits vorab zur Verfügung gestellt wurden. Zu berücksichtigen ist auch, dass der Zusammenhang zwischen Optimismus und kardiovaskulärer Gesundheit wahrscheinlich auf einem multifaktoriellen Zusammenspiel (Entzündungsgeschehen, genetischen Faktoren, Pathogenen und Umwelteinflüssen) beruht.

Quellen

  • Krittanawong C, et al. Association of Optimism With Cardiovascular Events and All-Cause Mortality: Systematic Review and Meta-Analysis. The American Journal of Medicine 2022. Doi: https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2021.12.023.
  • Levine GN, et al. Psychological health, well-being, and the mind-heart-body connection: A scientific statement from the american heart association Circulation 2021;143:e763–e783.