COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Zentrale Aussagen der S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID

Wie häufig tritt das Syndrom auf? Was sind die häufigsten Beschwerden? Wie werden sie therapiert? Wir haben die wichtigsten Aussagen und Empfehlungen aus 70 Seiten Leitlinie für Sie zusammengefasst.

Was ist der Unterschied zwischen Long-COVID und Post-COVID?

Die Beschreibung des Syndroms war in der Anfangszeit maßgeblich von den Betroffenen geprägt. Mittlerweile existieren auch wissenschaftliche Definitionen.

Dauern Symptome der akuten COVID-Erkrankung länger als 12 Wochen an, spricht man vom Post-COVID-Syndrom. Kommen dagegen 4 Wochen nach der Infektion neue Symptome zum Krankheitsbild hinzu, handelt es sich um ein Long-COVID-Syndrom.

Was sind die häufigsten Beschwerden bei Post-/Long-COVID?

  • Fatigue (Erschöpfungssymptomatik)
  • Dyspnoe (gestörte Atmung)
  • Leistungs-/Aktivitätseinschränkung
  • Kopfschmerzen
  • Riech- und Schmeckstörungen

Was ist die Ursache von Post-/Long-COVID?

Als mögliche Ursachen werden ein Verbleiben des Virus im Körper und Veränderungen des Immunsystems nach der akuten Erkrankung vermutet. Nach der aktuellen Definition handelt es sich bei Post- und Long-COVID um Syndrome, also Symptomkomplexe. Diese müssen nicht zwingend bei allen Patienten durch den gleichen pathologischen Mechanismus verursacht sein. Es könnte also durchaus mehrere Ursachen geben, die je nach Patient gemeinsam oder auch einzeln vorliegen.

Wie häufig ist Post-/Long-COVID?

Die aktuell publizierten Studien sind zu dieser Fragestellung nur schwer vergleichbar. Dementsprechend unterscheidet sich je nach Selektion die Prävalenz von Post-/Long-COVID. Im Niedrigprävalenzbereich hatten zum Beispiel in einer Untersuchung 13 % der Test-positiven Teilnehmer nach ≥ 28 Tagen noch Symptome. Nach ≥ 12 Wochen waren es noch 2,3 %.

Wie sehen die Therapieoptionen bei Post-/Long-COVID aus?

Die Versorgung beim Hausarzt umfasst eine körperliche Untersuchung, die auch den psychologischen Status mit einschließt. Eine Basisdiagnostik im Labor ist ebenfalls wichtig. Die Leitlinie empfiehlt ein abwartendes Vorgehen. Bei Warnhinweisen oder klinischer Verschlechterung sollte den Betroffenen eine Überweisung an den Spezialisten angeboten werden. Die Behandlung der Symptome erfolgt jeweils organspezifisch. Daher muss die Therapie von Post-/Long-COVID interdisziplinär erfolgen.

Fatigue

Bisher ist keine kausale Therapie bekannt. Ziel der Behandlung sollte eine Symptomlinderung, sowie die Vermeidung einer Chronifizierung sein. Auf der einen Seite ist darauf zu achten, dass sich der Patient erholen kann (Förderung des Schlafs, Stressreduktion), auf der anderen Seite darf er kein Vermeidungsverhalten annehmen, sondern sollte wieder aktiv werden (Kreislaufsport).

Dyspnoe

Die Therapie ist symptomorientiert. Eine unterstützende Atem- und Physiotherapie kann hilfreich sein.

Kopfschmerz

Bisher ist keine kausale Therapie Long-COVID-assoziierter Schmerzen bekannt. Eine symptomatische Therapie abhängig von der Art der Schmerzen wird in Anlehnung an die jeweiligen Leitlinien empfohlen.

Riech- und Schmeckstörungen

Sofern eine Riechstörung länger als 12 Wochen anhält, kann eine Therapie mit konsequentem, strukturiertem „Riechtraining“ versucht werden. Klassischerweise werden hier die Düfte Rose, Zitrone, Eukalyptus und Gewürznelke verwendet, wobei an jedem der vier Düfte morgens und abends jeweils 30 Sekunden gerochen werden sollte, über den Zeitraum von Wochen und Monaten, bis sich das Riechvermögen wieder normalisiert hat.

Quelle

Koczulla et al. S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID. (Stand 12.07.2021)