COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Rekonvaleszentenplasma zur Behandlung von COVID-19

Der ehemalige Präsident Trump bezeichnete die Plasmabehandlung als historischen Durchbruch. Eine Metaanalyse von 10 Studien mit 11832 Patienten präsentiert nun alternative Fakten.

FDA hatte Zulassung erteilt

Derzeit suchen Forscher fieberhaft nach medikamentösen Therapien für COVID-19. Nachgewiesen ist bisher lediglich die therapeutische Wirkung von Dexamethason bei schwer betroffenen Patienten mit COVID-19. Der therapeutische Nutzen von Tocilizumab ist wahrscheinlich. Ein weiterer Therapieansatz ist die Behandlung mit Plasma, das von Patienten gewonnen wurde, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben.

Basierend auf den Ergebnissen kleinerer Studien hatte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA im August 2020 eine vorläufige Zulassung erteilt. In der Zwischenzeit gibt es aber weitere Studienergebnisse, die jetzt in einer Metaanalyse zusammengefasst wurden.

Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien

Es handelte sich um eine Analyse der klinischen Ergebnisse von Behandlungen mit Rekonvaleszentenplasma, die Wissenschaftler in Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren oder als Preprint-Publikationen veröffentlicht hatten. Die ausgewählten randomisierten und kontrollierten Studien verglichen jede Art von Rekonvaleszentenplasma gegen Placebo oder eine Standardversorgung bei Patienten mit bestätigter oder vermuteter SARS-CoV-2-Infektion. Endpunkte der Metaanalyse waren die Gesamtmortalität, Dauer des Krankenhausaufenthalts, klinische Verbesserung, klinische Verschlechterung, Einsatz einer mechanischen Beatmung und schwerwiegende unerwünschte Ereignisse.

Kein Nutzen der Plasmatherapie

Insgesamt werteten die Autoren der Metaanalyste Daten von 1060 Patienten aus. Sie stammten aus vier Studien, die in Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren publiziert waren, und von sechs anderen öffentlich zugänglichen Studien. Die Patienten waren im Mittel älter als 70 Jahre und 80% waren Männer.

  • Das Risikoverhältnis (RR) für die Gesamtmortalität mit Rekonvaleszentenplasma in den vier ersten Studien war 0,93 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,63 bis 1,38) und die absolute Risikodifferenz betrug –1,21 Prozentpunkte (95%-KI –5,29% bis 2,88%). Über alle zehn Studien hinweg betrug das Risikoverhältnis 1,02 (95%-KI 0,92 bis 1,12).
  • Für die Dauer des Krankenhausaufenthalts war das RR 0,76 (95%-KI 0,20 bis 2,87).
  • Für den Einsatz einer mechanischen Beatmung betrug die absolute Risikodifferenz –2,56 Prozentpunkte (95%-KI -13,1% bis 8,0%)
  • Die Daten zu klinischer Verbesserung, klinischer Verschlechterung und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen zeigten keine signifikanten Unterschiede.

Kommentar

Im Gegensatz zu den ersten Studien, die positive Ergebnisse für eine Therapie mit Rekonvaleszentenplasma bei COVID-19 fanden, zeigt diese Literaturübersicht und Metaanalyse mit 11832 Patienten keinen Nutzen des Therapieansatzes. Dabei muss einschränkend bemerkt werden, dass die meisten Studien noch nicht in Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren publiziert waren. Nach den vorliegenden Studienergebnissen kann daher derzeit eine Therapie mit Rekonvaleszentenplasma nicht mehr empfohlen werden.

Quelle

Janiaud P, Axfors C, Schmitt AM, Gloy V, Ebrahimi F, Hepprich M, et al. Association of Convalescent Plasma Treatment With Clinical Outcomes in Patients With COVID-19: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2021.

Autor

Foto Prof. Diener
Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener. Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE).