Psychische Belastungen und Schmerz

Am 9. März ist der diesjährige Schmerz- und Palliativtag unter dem Motto „Sichere Versorgung – Versorgung sichern“ gestartet. In der Auftaktpressekonferenz stellte die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS), Dr. Silvia Maurer, eins der Fokusthemen des Kongresses vor: Psyche und Schmerz.

Depression verstärkt Schmerzen

Schmerz ist ein komplexes bio-psycho-soziales Phänomen, geprägt durch Körpererleben, Gefühle, Gedanken, Verhalten, Lebenshintergrund und sozialen Kontext, erläuterte Maurer. Um all dies in der Behandlung zu berücksichtigen, ist Wissen aus verschiedenen Fachdisziplinen erforderlich. Daher bietet die DGS in diesem Kongress ein Fortbildungscurriculum in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM) an.

Schmerz und psychische Belastungen können sich gegenseitig befeuern: So belastet Schmerz die Psyche und psychische Belastungen können Schmerz verstärken.

Positive Gefühle lindern Schmerz

So sollten bei der Behandlung von Schmerzen nicht nur organbezogene Diagnosen berücksichtigt werden. Wichtig ist  auch, Begleiterkrankungen wie Depressionen zu erfassen. Eine bestehende Depression kann dazu führen, dass Schmerzen schneller chronifizieren und genauso können dauerhafte Schmerzen zu Depressionen führen. Für eine erfolgreiche Therapie ist immer die Behandlung beider Komponenten nötig.

Während bei akuten Schmerzen vor allem körperliche Faktoren eine Rolle spielen, die meistens gut behandelbar sind, gewinnen bei chronischen Schmerzen psychosoziale Faktoren an Bedeutung. Beispielsweise zeigt sich aktuell während der Pandemie mit ihren rigiden Kontaktbeschränkungen, dass Patienten, die einsam sind, stärker unter Schmerzen leiden.

Kann Psyche Schmerz auslösen?

Somatoforme Störungen können auch alleine durch psychische Belastungen entstehen, wo dann keine klaren organischen Ursachen zu finden sind. Auch chronifizierte Schmerzen dehnen sich über den Bereich aus, über den sie organisch zu erklären sind. So sind die betroffenen Patienten, beispielsweise Rückenschmerzpatienten, teilweise bereits übertherapiert. Oft liegen dann zahlreiche MRTs ohne Befund vor oder die Patienten wurden mehrfach operiert, ohne dass die Schmerzen gebessert wurden. Schmerzen sind ernst zu nehmen und eine psychotherapeutische Betreuung kann angebracht sein, die für Schmerzpatienten oft schwierig zu bekommen ist. Die psychosomatische Grundversorgung kann jedoch bereits vom Hausarzt übernommen werden.

Weitere psychische Grunderkrankungen, die oft mit Schmerzen einhergehen oder diese verschlechtern können, sind Angst und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). So leiden etwa bis zu 80 % der Patienten mit PTBS auch an Schmerzen

Unser Gedächtnis vergisst nichts!

Die Frage, ob man mit diesen Therapien ein Schmerzgedächtnis löschen kann, verneinte Maurer jedoch. Man kann ein Schmerzgedächtnis aber gewissermaßen überschreiben, indem man lernt, damit umzugehen.