Grippeschutzimpfung für Risiko-Gruppen besonders wichtig

Der Herbst ist da und mit ihm beginnen die Erkältungs- und die Grippesaison 2020/2021. Aufgrund der COVID-19-Pandemie ist die Influenza-Impfung in diesem Jahr besonders wichtig. Darauf weist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hin. Damit in der kommenden Grippesaison ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zusätzliche Influenzaimpfstoffdosen beschafft.

Impfung gegen Influenza in Zeiten von COVID-19

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren, Schwangeren und medizinischem Personal, sich jährlich gegen Influenza impfen zu lassen. Außerdem gilt die Impfempfehlung für alle Patientinnen und Patienten mit chronischen Grundleiden, darunter Atemwegs-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen sowie angeborene und erworbene Erkrankungen des Immunsystems.

Gerade im Rahmen der COVID-19-Pandemie ist eine hohe Influenza-Impfquote bei Risikogruppen essentiell, um zum einen schwere Influenza-Verläufe zu verhindern und zum anderen Engpässe in Krankenhäusern (Intensivbetten, Beatmungsplätze) zu vermeiden. Darauf wies die STIKO in einer Stellungnahme hin, die im Epidemiologischen Bulletin 32/33 2020 (PDF) veröffentlicht wurde.

Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen jedoch nicht nur das Risiko für einen schweren Verlauf der Influenza, sondern auch für einen schweren klinischen COVID-19-Verlauf. Für diese Patientinnen und Patienten ist die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza eines der wichtigsten Instrumente zur Prävention von Influenza-Erkrankungen, wie das Zi in einer Pressemitteilung vom 24. September 2020 betont (PDF).

Sollen sich auch Menschen impfen lassen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören?

Eine generelle Impfempfehlung für Nicht-Risikogruppen kann laut STIKO nicht evidenzbasiert begründet werden. Zwar wurden Koinfektionen durch SARS-CoV-2 und Influenzaviren in der Literatur beschrieben, doch bislang deutet nichts auf schwerere Verlaufsformen für COVID-19 in Nicht-Risikogruppen hin.

Influenza-Impfquoten in Risikogruppen sind zu niedrig

Mehr als 28 Millionen gesetzlich Versicherte hatten 2017 mindestens eine chronische Erkrankung, bei der zur Influenza-Impfung geraten wird. Die Impfquoten variierten 2017 in Deutschland erheblich – je nach Patientenpopulation und Vorerkrankung zwischen 19 %  bei Patienten mit multipler Sklerose und 44 % bei Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten. Das sind die Ergebnisse der Versorgungsatlas-Studie „Inanspruchnahme von Influenza-Impfungen bei chronisch kranken Personen im vertragsärztlichen Sektor“.

Insbesondere Patienten mit multipler Sklerose, chronischer Virushepatitis, Asthma und Immundefekten zeigen unzureichende Impf-Inanspruchnahmen; lediglich jeder fünfte Patient mit diesen Erkrankungen lässt sich gegen Influenza impfen.

Von 2009 bis 2018 zeigte sich zunächst ein leicht rückläufiger Trend, ab 2012/2013 stabilisierte sich die Inanspruchnahme der Impfung und für 2018/2019 war ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Auch während der ersten Pandemiewelle wurde verstärkt geimpft, wie der Zi-Trendreport für die Monate Januar bis März 2020 (PDF) zeigt. Dennoch liegen die Impfquoten deutlich unter den 2009 von der Europäischen Union geforderten 75 %.

Bundesgesundheitsministerium beschafft zusätzliche Grippeimpfstoffdosen

Bislang sind für Deutschland 20 Millionen Grippeimpfstoffdosen für die Influenzasaison 2020/21 verfügbar. Nun sollen weitere sechs Millionen Impfdosen dazukommen, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern, so das BMG.

Zusätzliche Impfstoffe ab sofort über übliche Versorgungswege bestellbar

Die Impfstoffe werden von den pharmazeutischen Unternehmern über die bereits bestehenden Vertriebswege abgegeben, so das BMG. Die zusätzlichen Impfstoffdosen können zu den normalen Konditionen bestellt werden, bei der Bestellung ergeben sich daher für den Großhandel, für Apotheken und für die Ärzteschaft keine Besonderheiten.

Einzig „Fluzone High-Dose Quadrivalent“ (ab 65 Jahren) kann nur von Gesundheitsbehörden und dem öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) bestellt werden. Der Impfstoff soll zur Vorbeugung von Ausbrüchen in Pflege- und Altenheimen und Krankenhäusern oder bei gezielten Impfaktionen des ÖGD zum Einsatz kommen, berichtet die Deutsche Apotheker Zeitung auf DAZ.online.

Welcher Grippeimpfstoff für wen infrage kommt, hat DAZ.online Anfang September zusammengefasst.

STIKO-Faktenblatt Influenza-Impfung für die Patientenaufklärung

Um die impfende Ärzteschaft in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, hat das Robert Koch-Institut kompakte Faktenblätter zum Impfen entwickelt. Neu ist seit letzter Woche das Influenza-Impfung-Faktenblatt (PDF), dem in der Pandemie-Situation eine besondere Bedeutung zukommt. Die Faktenblätter fassen kurz und knapp die wichtigsten Informationen zu einer Impfung zusammen und können im Aufklärungsgespräch als wichtige Informationsquelle oder Hand-out genutzt werden, um auch Patientinnen und Patienten durch entsprechende Infografiken verständlich und ansprechend über die Impfung zu informieren.

Antworten auf häufige Fragen rund im die Grippeimpfung hat mein Kollege im Beitrag „3 Antworten zur Grippeimpfung“ zusammengefasst.