Bei Patientinnen mit Brustkrebs konnte eine Diät die Effektivität der Chemotherapie verbessern. Trotzdem ist diese Nature-Studie erst der Anfang eines neuen Therapiekonzepts.
Tumorzellen brauchen Nährstoffe
Fastenkuren werden für fast alle Krankheitsbilder angepriesen. Man könnte den Eindruck gewinnen, Ernährung sei das universelle Heilmittel. Besonders bei Krebserkrankungen sind entsprechende Versprechungen bedenklich, da die Betroffenen oft verzweifelt sind und nach jedem Strohhalm greifen.
Dabei ist der Grundgedanke stimmig: Tumorzellen teilen sich unkontrolliert und benötigen daher viele Nährstoffe. Gesunde Zellen können eher einen Ruhezustand eingehen.
Die Studienlage in diesem Bereich ist aber sehr schlecht, umso interessanter sind die Ergebnisse einer aktuellen Nature-Publikation zu Fasten bei Brustkrebs.
4 Tage Brühe
Die Studienkoordinatoren randomisierten 131 Patientinnen mit Brustkrebs in einen Diät-Arm und eine Kontrollgruppe.
- Alle Patientinnen erhielten eine Chemotherapie.
- Patientinnen im Diät-Arm fasteten 4 Tage pro 3-wöchigem Chemotherapiezyklus: 3 Tage vor und am Tag der Infusion.
- Die Diät bestand aus Suppe, Brühe und Getränken wie Tee (Tag 1: 1200 kcal, Tage 2-4: 200 kcal). Sie war arm an Aminosäuren.
- Die Auswertung erfolgte verblindet.
Besseres radiologisches Ansprechen
Bei den Nebenwirkungen gab es zwischen beiden Gruppen keine relevanten Unterschiede. Der Diät-Arm erhielt allerdings kein Dexamethason. Daraus könnte man folgern, dass die Diät zu einer besseren Verträglichkeit der Chemotherapie geführt haben könnte.
Der primäre Endpunkt war das komplette Tumoransprechen laut pathologischem Nachweis. Er unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen.
Das radiologische Ansprechen war allerdings deutlich höher im Diät-Arm (Intention-to-treat-Population):
- Diät-Arm: 47 Patienten mit radiologischem Ansprechen vs. 6 Patienten mit fortschreitender oder stabiler Erkrankung
- Kontroll-Arm: 38 Patienten mit radiologischem Ansprechen vs. 14 Patienten mit fortschreitender oder stabiler Erkrankung
Bei Patienten, die über alle Therapiezyklen die Diätvorschrift einhielten war der Unterschied noch deutlicher. Denn in der Intention-to-treat-Population hielten sich bereits beim zweiten Therapiezyklus 50% nicht mehr an die Vorgaben.
Nicht nachmachen!
Die Ergebnisse scheinen zu bestätigen, dass man Tumorzellen gezielt Nährstoffe vorenthalten und so den Effekt einer Chemotherapie verstärken kann. Es handelt sich aber um eine kleine Studie. Außerdem war nur das radiologische Ansprechen verbessert, nicht der primäre Endpunkt.
Keinesfalls darf ein Arzt daraus eine Therapieempfehlung ableiten oder sollte es ein Patient als Basis für einen Selbstversuch nehmen. Die Ergebnisse müssen Forscher in weiteren klinischen Studien bestätigen.
Fasten bei Krebs birgt auch potenzielle Gefahren. Ein reduziertes Körpergewicht ist oft mit einer schlechten Prognose assoziiert. Es geht also nicht um eine Gewichtsreduktion, sondern um die kurzzeitige, gezielte Reduktion von Nährstoffen. Welches Diät-Schema tatsächlich Vorteile bringt, muss erst noch erforscht werden.