Laut dem Hersteller GSK (GlaxoSmithKline) sind die Einzelpackungen des Herpes-Zoster-Totimpfstoffs Shingrix® wieder lieferbar. Allerdings gibt es noch immer mehr Vorbestellungen als Ware. Was also tun, wenn Ihre Apotheke nur 13 Packungen bekommen hat, jedoch über 100 ihrer Kunden auf mindestens eine davon warten?
Erst zweite Dosis
Die Impfdosen sollten primär Patienten erhalten, die bereits einmal Shingrix® erhalten haben und auf die zweite Impfung warten – so die Empfehlung des Robert Koch-Instituts.
Und wenn dann noch welche übrig sind? Nach dem Ausstelldatum des Rezepts? Oder sollten Sie recherchieren, wer es am dringendsten braucht? Etwa der jüngere Patient mit bevorstehender Biologika-Therapie bei Colitis ulcerosa oder doch der 82-jährige Patient ohne Risikofaktoren? Auf jeden Fall werden Sie mit den Patienten, die Sie nicht beliefern können, mehr Arbeit haben als mit denen, deren Rezepte sie vergütet bekommen. Ein grotesker Zustand. Auch die ABDA fordert eine Vergütung für den Mehraufwand, der durch Lieferengpässe entsteht.
Trostpreis Aciclovir
Nachdem Shingrix® im Mai 2019 zu Kassenleistung wurde, stieg die Nachfrage stark. Auch die Empfehlungen in den USA und in Kanada waren breiter als erwartet. Dementsprechend konnte der Hersteller die Nachfrage nicht bedienen. Und das ist verständlich. Die Skalierung einer Impfstoffproduktion kann mit mehr Problemen verbunden sein als bei einem rein chemisch-synthetischen Verfahren.
Hier wäre – bei aller Unabhängigkeit – eine bessere Absprache zwischen Zulassungsbehörden und Herstellern wünschenswert. Bevor eine Behörde eine entsprechende Empfehlung ausspricht, sollte sie prüfen, ob der pharmazeutische Hersteller diese überhaupt bedienen kann. Falls nicht, muss die Behörde (zunächst) eine Empfehlung für einen kleineren Patientenkreis aussprechen.
Oder sollen die Apotheker in Zukunft eine Tombola mit Aciclovir als Trostpreis veranstalten?