Ältere Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen, die Sport treiben und ein kognitives Training absolvieren, profitieren von diesen Maßnahmen. Eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe erhöhte Demenz-verzögernde Effekte jedoch nicht.
Verschiedene Hinweise auf positive Effekte
Die Prävalenz von Demenzerkrankungen steigt weltweit und noch gibt es keine Heilungsmöglichkeiten. So wird intensiv nach Möglichkeiten gesucht, Risikogruppen zu identifizieren und die Entwicklung dieser Erkrankungen aufzuhalten. Leichte kognitive Beeinträchtigungen (mild cognitive impairment, MCI), die normale kognitive Alterungsprozesse übersteigen, werden in diesem Zusammenhang als eine Übergangsstufe eingeordnet, in der präventive Strategien noch möglich sind.
In verschiedenen Studien konnten Bewegung, insbesondere Kraft- und aerobes Training, sowie computergestütztes kognitives Training die Kognition bei älteren Erwachsenen verbessern. Darüber hinaus steht Vitamin D durch seine neuroprotektiven Eigenschaften als potenzielles Anti-Demenz-Mittel in der Diskussion. Inwieweit Kombinationen dieser Maßnahmen einen präventiven Effekt erzielen könnten, war Gegenstand der SYNERGIC-Studie.
Unterschiedliche Kombinationen geprüft
Es handelt sich um eine randomisierte, klinische, multizentrische, doppelmaskierte Studie. 175 Erwachsene zwischen 65 und 84 Jahren mit MCI, 49,1% Frauen, absolvierten 20 Wochen lang aerobe Widerstandsübungen und/oder ein computergestütztes kognitives Training und/oder erhielten eine Vitamin-D-Supplementierung von dreimal wöchentlich 10.000 I.E. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug zwölf Monate.
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in fünf Studienarme eingeteilt:
- Arm 1: aerobes Training, kognitives Training und Vitamin D
- Arm 2: aerobes Training, kognitives Training und Placebo-Vitamin D
- Arm 3: aerobes Training, kognitives Scheintraining und Vitamin D
- Arm 4: aerobes Training, kognitives Scheintraining und Placebo-Vitamin D
- Arm 5 (Kontrollgruppe): Gleichgewichtstraining, kognitives Scheintraining und Placebo-Vitamin D
Als Endpunkte wurden die Alzheimer Disease Assessment Scale Cognitive 13 (ADAS-Cog-13), bestehend aus 13 kognitiven Tests zu verschiedenen kognitiven Bereichen, sowie die ADAS-Cog-Plus mit fünf zusätzlichen Tests herangezogen.
Vorteil durch Bewegung und Computertraining
Nach sechs Monaten erzielten die Teilnehmer aller aktiven Arme, also Arm 1 bis 4, mit aerobem Widerstandstraining eine Verbesserung im ADAS-Cog-13 – unabhängig von zusätzlichem kognitiven Training oder Vitamin D im Vergleich zur Kontrollgruppe. Verglichen mit Bewegung allein (Arme 3 und 4) erzielte die Kombination aus Bewegung und kognitivem Training (Arme 1 und 2) eine Verbesserung des ADAS-Cog-13. Durch die Vitamin-D-Supplementation ergab sich keine signifikante Verbesserung. Verglichen mit der Kontrollgruppe konnte die Mehrfach-Intervention von Arm 1 den ADAS-Cog-13-Score signifikant verbessern. Änderungen in ADAS-Cog-Plus waren in allen Armen nicht signifikant.
Fazit: Lieber Training als Vitamin D
Ältere Erwachsene mit MCI konnten durch aerobe Widerstandsübungen und computergestütztes Kognitivtraining ihre Gedächtnisleistungen verbessern. Die kognitiven Verbesserungen im ADAS-Cog-13 gingen nach zwölf Monaten wieder leicht zurück, sanken aber nicht zurück auf die Ausgangswerte. Die Verbesserung des ADAS-Cog-13 um 2,64 Punkte unter der Mehrfach-Intervention (Arm 1) übertrifft laut Studienautoren die Veränderungen, die in früheren pharmazeutischen Studien bei Personen mit MCI oder leichter Demenz beobachtet wurden, und kommt den drei Punkten, die als klinisch bedeutsam erachtet werden, sehr nahe.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine mehrteilige Intervention die Kognition verbessern und möglicherweise den Beginn der Demenz verzögern kann, der Effekt war größer als allein durch Bewegung. Eine Vitamin-D-Supplementierung zeigte dagegen keinen signifikanten Nutzen.
Quelle
Montero-Odasso M, Zou G, Speechley M, et al. Effects of exercise alone or combined with cognitive training and vitamin d supplementation to improve cognition in adults with mild cognitive impairment: a randomized clinical trial. JAMA Netw Open 2023;6(7):e2324465. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.24465.