Speichelprobe deckt Endometriose auf

Die Zwischenanalyse einer aktuellen Studie bestätigt die Aussagekraft einer miRNA-Signatur im Speichel zur Diagnose der Endometriose.

Bisherige Diagnose mit Hindernissen

Endometriose verursacht bei etwa 190 Millionen Frauen weltweit unspezifische Symptome und schränkt die Lebensqualität teilweise sehr stark ein. Es dauert jedoch oft lange bis zur Diagnose, im Mittel zwischen 7 und 12 Jahre. Normalerweise geschieht dies mittels histologischem Nachweis von Endometrium-ähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter per bei einer Laparoskopie.

Das französische Gesundheitsministerium veröffentlichte im Februar eine Nationale Strategie zur Bekämpfung von Endometriose. Vor diesem Hintergrund stehen auch neue Diagnosemethoden auf dem Prüfstand. Gegenstand einer möglichen nichtinvasiven Diagnosemethode ist eine speichelbasierte Mikro-Ribonukleinsäure(miRNA)-Signatur – ein Zusammenspiel aus Biomarkern und moderner Technologie.

Die miRNA-Signatur ist hochgenau

In einer multizentrischen, prospektiven externen Validierungsstudie aus Frankreich, zu der nun eine Zwischenanalyse vorliegt, wurde die diagnostische Genauigkeit und Reproduzierbarkeit dieser neu entwickelten, aus 109 miRNAs bestehenden Speichelsignatur untersucht. Eine Zwischenanalyse mit 200 Patientinnen im Alter von 18 bis 43 Jahren mit der Diagnose Endometriose oder einem Verdacht auf Endometriose ergab

  • eine Sensitivität (bei welchem Prozentsatz erkrankter Patientinnen wird die Krankheit tatsächlich erkannt?) von 96,2 % (95%-Konfidenzintervall [KI] 93,7‒97,3 %)
  • eine Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass Gesunde tatsächlich als gesund erkannt werden) von 95,1 % (95%-KI 85,2‒99,1 %)
  • einen positiven prädiktiven Wert (wie viele Patientinnen, bei denen die Erkrankung festgestellt wird, sind tatsächlich krank?) von 95,1 % (95%-KI 85,2‒99,1 %) und
  • einen negativen prädiktiven Wert (wie viele Patientinnen, bei denen die Erkrankung nicht festgestellt wird, sind tatsächlich gesund?) von 86,7 % (95%-KI 77,6‒90,3 %).

In Übereinstimmung mit früheren Studien gelten als grundsätzliche Kriterien für einen klinisch nützlichen Test, der eine diagnostische Operation ersetzen kann, eine Sensitivität von ≥ 94 % und eine Spezifität von ≥ 79 %. Beides kann der Speicheltest laut Studie offenbar erfüllen.

Neue Perspektive zur Früherkennung

Die vorliegende Zwischenanalyse bescheinigt die diagnostische Leistungsfähigkeit und Reproduzierbarkeit der miRNA-Signatur im Speichel. Aufgrund der geringen Anzahl von Patientinnen empfehlen die Studienautoren jedoch, eine Analyse mit einer größeren Bevölkerungsstichprobe durchzuführen sowie die endgültigen Studienergebnisse abzuwarten.

Quelle

Bendifallah S, et al. Validation of a Salivary miRNA Signature of Endometriosis — Interim Data. NEJM Evid 2023;2(7). Published June 9, 2023. doi: 10.1056/EVIDoa2200282 (Zugriff am 28.Juni 2023).