Haematologie

Erhöhtes Anämie-Risiko durch Low-dose-ASS

Ältere Menschen entwickeln unter niedrig dosierter ASS häufiger Anämien. Auch ein Eisenmangel wird aufgrund niedrigerer Hämoglobin- und Ferritinspiegel wahrscheinlicher.

Anämie bei Älteren verbreitet

Angesichts einer geschätzten weltweiten Anämie-Inzidenz von 30 % bei über 75-Jährigen und den damit verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu erhöhter Morbidität und Mortalität besitzt das Thema durchaus Relevanz – zumal in dieser Altersgruppe häufig ASS eingenommen wird.

Dass niedrig dosierte ASS als Präventionsmaßnahme von kardio- und zerebrovaskulären Erkrankungen als Nebeneffekt schwere Blutungen verursachen kann, ist bekannt und gut untersucht. Doch gibt es auch einen Einfluss auf die Häufigkeit von Anämie und den Hämoglobin- bzw. Ferritinspiegel als Indikatoren für einen Eisenmangel? Diese Frage war Gegenstand einer kürzlich veröffentlichen Post-hoc-Analyse der randomisierten, kontrollierten, doppelblinden ASPREE-Studie.

Hämoglobin und Ferritin untersucht

Die Forschenden analysierten die Wirkung von täglich 100 mg ASS im Vergleich mit Placebo bei über 18.000 Teilnehmern ab 65 Jahren. Endpunkte waren die Inzidenz von Anämie, definiert von der WHO als Hämoglobin < 130 g/l für Männer und < 120 g/l für Frauen, und die Hämoglobin- und Ferritinspiegel im Serum.
Anämie trat mit 51,2 vs. 42,9 Ereignissen pro 1000 Personenjahren unter ASS häufiger auf (Hazard-Ratio 1,20; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,12‒1,29). Die tägliche Gabe von Low-dose-ASS erhöhte die Wahrscheinlichkeit, eine Anämie innerhalb von fünf Jahren zu entwickeln, um 23,5 % (KI 22,4 %‒24,6 %) vs. 20,3% (KI 19,3 %‒21,4 %).
Die Hämoglobinkonzentrationen sanken schon in der Placebo-Gruppe um 3,6 g/l pro fünf Jahre. In der ASS-Gruppe lag der Baseline-Wert um 0,4 g/l niedriger, im Laufe der Zeit war ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen. Bezüglich des Serumferritins wiesen ASS-Anwender öfter Werte unter 45 µg/l drei Jahre nach Studienbeginn auf: 465 (13 %) vs. 350 (9,8 %).

Mehr Anämie durch ASS

Die Studienautoren ermittelten eine um etwa 20 % höhere Inzidenzrate unter niedrig dosierter ASS. Außerdem beobachteten sie eine zwar geringe, aber stärkere Abnahme der Hämoglobinspiegel sowie eine größere Abnahme der Ferritinkonzentration. Sensitivitätsanalysen konnten ein unterschiedliches Auftreten von klinisch signifikanten Blutungen als Grund für den Unterschied der Anämie-Inzidenz in den beiden Gruppen sowie für Ferritinsenkungen ausschließen.

Die Studienautoren empfehlen aufgrund dieser Analyse regelmäßige Hämoglobinkontrollen bei älteren, ansonsten gesunden Patienten, die niedrig dosierte ASS einnehmen. Insbesondere weil auch in der Placebo-Gruppe eine Hämoglobinabnahme im Laufe der Zeit registriert wurde.

Quelle

McQuilten ZK, Thao LTP, Pasricha SR, et al. Effect of low-dose aspirin versus placebo on incidence of anemia in the elderly : a secondary analysis of the aspirin in reducing events in the elderly trial. Ann Intern Med. 2023 Jun 20. doi: 10.7326/M23-0675. Epub ahead of print. PMID: 37335992.