Treten Diabetes und Herzinsuffizienz gemeinsam auf, ergibt sich eine gefährliche Kombination. Mit neuen Selbsttests lässt sich das Risiko für beide Erkrankungen jeweils abschätzen.
Erhöhte Aufmerksamkeit für diese Kombination
Ein Zusammentreffen ist nicht selten: Typ-2-Diabetiker, die gleichzeitig an einer Herzinsuffizienz leiden, sind Hochrisiko-Patienten, die besonders gut im Auge behalten werden sollten. Ein aktuelles, erstes Positionspapier (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) unterstreicht die Relevanz einer frühzeitigen Diagnostik und der differenzierten medikamentösen Therapie unter Ausschöpfung aller möglichen Behandlungsoptionen.
Wechselseitige Entstehungsmechanismen
Ein Typ-2-Diabetes geht mit einem zwei- bis fünffach erhöhten Risiko für eine Herzinsuffizienz einher. Studien ergaben, dass bei bis zu 30 % der Diabetiker diese zusätzliche Erkrankung vorliegt, überwiegend in Form einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF), oftmals unerkannt und in vergleichsweise jungem Alter. Durch die Stoffwechselstörung entstehen Veränderungen an den arteriellen und koronaren Gefäßen, des weiteren fördern Hyperglykämien chronische Entzündungsprozesse im Endothel.
Auch andersherum besteht eine Korrelation. Eine Herzinsuffizienz führt zu einer diabetogenen Stoffwechsellage sowie einem erhöhten Risiko für eine Insulinresistenz und gilt als Risikofaktor für die Entwicklung eines Diabetes mellitus. Studien weisen darauf hin, dass circa 30–40 % der Herzinsuffizienz-Patienten einen Prädiabetes oder bereits manifesten Diabetes aufweisen.
Schlechte Prognose beim Doppelpack
Aus der doppelten Gesundheitsproblematik ergibt sich eine um 50 bis 90%ige Erhöhung der kardiovaskulären Mortalität. Herzinsuffizienz, zusammen mit einem Prädiabetes oder einem bisher nicht diagnostizierten Diabetes, ist assoziiert mit einer höheren Mortalität und Ereignisrate im Vergleich zu Menschen mit Blutzuckerwerten im Normbereich.
Die Behandlung soll laut Positionspapier aus einer Basistherapie der HFrEF (LVEF ≤ 40 %) in Form einer medikamentösen Vierfach-Therapie bestehend aus:
- ACE-Hemmer/ARNI(angiotensin receptor neprilysin inhibitor),
- β-Blocker,
- MRA (Aldosteronrezeptor-Antagonisten) und
- SGLT-2-Inhibitor.
Dabei ist die antidiabetische Begleitmedikation zu beachten. Eine hohe Sicherheit weisen Metformin, GLP-1-Agonisten, die meisten DPP-4-Hemmer sowie die Insuline Glargin und Degludec auf. Pioglitazon und Saxagliptin dagegen sollten abgesetzt werden.
Screening und Selbsttests decken Risiko auf
Sowohl für Diabetes als auch für Herzerkrankungen – und insbesondere bei Verdacht auf die Kombination – ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um die Erkrankung(en) konsequent behandeln zu können. Die Fachgesellschaften empfehlen daher ein Screening von Patienten mit Herzinsuffizienz auf das Vorliegen eines Diabetes mellitus – möglichst schon bei Erstdiagnose und gegebenenfalls nachfolgend alle drei Jahre. Für Typ-2-Diabetiker gilt die umgekehrte Empfehlung: Im Rahmen jeder diabetologischen Vorstellung soll ein Herzinsuffizienz-Screening erfolgen.
Hilfreiche Tools zur Einschätzung des persönlichen Risikos bieten die jüngst aktualisierten Selbsttests des Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).
Der DIfE-Deutscher Diabetes-Risiko-Test® und der DIfE-Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko-Test ermöglichen Erwachsenen, online und kostenfrei das individuelle Risiko zu ermitteln. Die Tests geben die Wahrscheinlichkeit an, innerhalb der nächsten 10 Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken bzw. einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen.
Quelle
Schütt K, Aberle J, Bauersachs J, et al. Positionspapier Herzinsuffizienz und Diabetes. Kardiologie 2022. https://doi.org/10.1007/s12181-022-00562-4