Neue Studienergebnisse zeigen Wichtigkeit eines Herz-Kreislauf-Checks

Bisher gibt es in Deutschland keine Früherkennungsuntersuchung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen und effektiver behandeln zu können, plädiert die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) für einen Herz-Kreislauf-Check ab 50.

Pilotprojekt der DGK zur Früherkennung von Herzinsuffizienz

Im Frühstadium lässt sich eine Herzinsuffizienz effektiv behandeln. Sobald sie sich manifestiert und verschlechtert hat, wird das deutlich schwieriger. Die DGK arbeitet derzeit an einem Pilotprojekt, das die Effektivität einer bundesweiten Einführung einer Früherkennungsuntersuchung für Menschen ab 50 Jahren zeigen soll. In einer Pressemitteilung weist die DGK darauf hin, dass es einfache und kostengünstige Maßnahmen sind, mit denen sich im Rahmen eines solchen Herz-Kreislauf-Checks Herzmuskelschäden oder Herzschwäche ausschließen lassen. Dazu gehören das Bestimmen des Blutdrucks, der Cholesterinwerte und des NT-proBNP-Wertes sowie das Schreiben eines EKGs.

Behandlung nach einem Herzinfarkt: Leitlinien versus Realität

Daten des GULLIVE-R-Registers des DGK-Zentrums für kardiologische Versorgungsforschung (DGK-ZfkV) zeigen, wie wichtig eine gute Aufklärung und Bestimmung der Risikofaktoren bei Herz-Patienten ist. Im Rahmen des Projekts GULLIVE-R (Guideline adherence and risk assessment after acute myocardial infarction in real life in Germany – a quality improvement and awareness registry of the German Cardiac Society) wurde untersucht, wie es um die Behandlung von Menschen bestellt ist, die vor mehr als einem Jahr einen Herzinfarkt erlitten haben.

Zu Beginn wurden 80% der rund 2500 eingeschlossenen Patienten leitliniengerecht behandelt und die Mehrheit der Teilnehmer folgten den Maßnahmen zu Lebensstilveränderungen. Ein Jahr nach Beginn der Therapie war die Rate der Patienten, die noch die in den Leitlinien empfohlenen Arzneimittel erhielt, allerdings auf 50% gesunken.

Die Studienautoren verglichen außerdem die Einschätzung der Patienten und ihrer behandelnden Ärzte hinsichtlich des persönlichen Risikos, einen weiteren Infarkt zu erleiden, mit der objektiven Risikobewertung mittels TRS2P(TIMI Risk Score for secondary Prevention)-Score:

  • Knapp 37% der Patienten und 32% ihrer Ärzte schätzten das Risiko für ein weiteres Ereignis niedrig ein. Nach dem TRS2P-Score hatten jedoch nur 7% der Patienten wirklich ein niedriges Risiko.
  • Während 7% der Patienten und 11% der Ärzte das Risiko für ein weiteres Ereignis als hoch einstuften, ergab sich mit dem Score für ein Drittel der Patienten ein hohes Risiko.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Kenntnissen der Patienten über ihre Erkrankung: Zwar fühlten sich 88% der befragten Patienten ausreichend über die koronare Herzkrankheit informiert, doch nur 16% wussten, dass ihr LDL-Zielwert < 70 mg/dl betragen sollte. Knapp 40% der Patienten kannten den korrekten Zielblutdruck.

Die Ergebnisse zeigen, dass hinsichtlich der Aufklärung noch Verbesserungsbedarf besteht.

Quellen

  • Uwe Zeymer, Ludwigshafen, „Wie sind Herzinfarktpatienten nach der Entlassung aus der Rehabilitation versorgt? Erste Ergebnisse des Projektes GULLIVE-R des DGK-Zentrums für kardiovaskuläre Versorgungsforschung“, Eröffnungspressekonferenz der Jahrestagung der DGK, April 2022
  • Pressemitteilung der DGK vom 20. April 2022 „Vorsorge und Früherkennung bei Herzkrankheiten bisher vernachlässigt“