Rheuma durch Arzneimitteltherapie

Therapie-induzierte Systemerkrankungen in Form von Myopathien oder Lupus erythematodes können als Folge von Arzneimitteltherapien auftreten, so lautete eine wichtige Botschaft auf dem Deutschen Rheumatologiekongress 2022.

Häufig: Lupus und Arthritis

Die Bandbreite möglicher rheumatischer Beschwerden als Folge einer Arzneimitteltherapie umfasst Arthritiden, Myopathien und Myositis sowie das Sjögren-Syndrom, Polymyalgien und Vaskulitiden. Beispielsweise sei für 118 Arzneimittel ein Zusammenhang mit dem Auftreten eines Lupus erythematodes bekannt, sagte Dr. Katharina Rose, Hamburg, auf dem Deutschen Rheumatologiekongress in Berlin. Etwa 10 % der Erkrankungen gelten als Arzneimittel-induziert. Beispiele für typische Auslöser seien TNF-Hemmer wie Certolizumab.

Dr. Peter Korsten, Göttingen, nannte ergänzend Statine als potenzielle Initiatoren für Myopathien und Myositis sowie die Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) und Diuretika als Erklärung für neuauftretende Arthritiden. Darüber hinaus zählen Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) zu den häufigen Auslösern für autoimmunvermittelte Nebenwirkungen, darunter eben auch für rheumatisch-entzündliche Phänomene.

Meist reversible Erscheinungen

Therapie-induzierte Erkrankungen des rheumatologischen Formenkreises sind in der Regel reversibel, berichteten die Experten. Nach Beendigung der entsprechenden Pharmakotherapie sei innerhalb von wenigen Wochen bis einigen Monaten eine Resolution zu erwarten. Allerdings müssen bei einer Therapieumstellung mögliche Folgen für die Effektivität, etwa einer Immuntherapie, bedacht werden. Hier gelte es, zwei Ziele miteinander zu vereinbaren: ein erträgliches Beschwerdemaß der rheumatischen Erscheinungen zu erreichen und die ursprüngliche Therapie erfolgreich fortzuführen.

Je nach Schweregrad der Therapie-induzierten Begleitsymptome beginne die alternative Behandlung im Falle einer Immuntherapie stufenweise mit NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) unter Weiterführung der ICI-Therapie, sofern nur eine milde Arthritis vorliegt. Bei schwereren Ausprägungen oder gar bei vitaler Gefährdung solle eine ICI-Pause plus Prednisolon bis hin zur Therapieeskalation mit ICI-Abbruch und hochdosierter intravenöser Prednisolon-Gabe erfolgen.

Quelle

Rose K, Korsten P, Leipe J. „Therapie-induziertes Rheuma – Fakten und Mythen“, im Rahmen des Deutschen Rheumatologiekongresses 2022 am 01. September 2022 in Berlin.