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Abnehmen mit Programm und Pille

Abzunehmen ist einer der beliebtesten Vorsätze zum neuen Jahr. Welche Programme und Arzneimittel können dabei wirklich helfen? Metaanalysen geben Aufschluss.

Same procedure as every year

Da sind sie wieder, die guten Vorsätze! Jahr für Jahr nehmen viele Menschen das neue Datum zum Anlass, etwas zu verändern. Ganz vorn mit dabei ist der Wunsch nach niedrigeren Zahlen auf der Waage. Ganz banal gesagt, kommt es hierbei auf das Verhältnis zwischen Energieaufnahme und -verbrauch an. Manch einer schafft das eigenständig mit einer Ernährungsumstellung und/oder mehr Sport. Darüber hinaus, wenn der Selbstversuch nicht ausreichend funktioniert, steht Unterstützung in Form von Abnehmprogrammen oder Arzneimitteln zur Verfügung. Welche Mittel und Methoden erfolgreich sind, wurde in zahlreichen Studien untersucht. Nun verschaffen zwei aktuelle Metaanalysen einen Überblick.

Zunächst wirksam, aber dann?

Sogenannte verhaltensbezogene Gewichtsverlustprogramme sollen durch Ernährungsumstellung, mehr körperliche Aktivität oder deren Kombination die Pfunde purzeln lassen. Zumindest kurzfristig schafften die untersuchten Programme das auch. Worauf es jedoch ankommt und wo sich die Spreu vom Weizen trennt, sind längerfristige Effekte.

In einer aktuellen Metaanalyse untersuchten unabhängige Gutachter 249 randomisierte Studien zu verhaltensbezogenen Programmen zur Gewichtsreduktion bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas. Sie bestätigten den Programmen grundsätzlich eine erfolgreiche Gewichtsabnahme, verbunden mit einer reduzierten Inzidenz von Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.

Wie vermutet fanden sie allerdings häufige erneute Gewichtszunahmen nach Ende der Programme. Pro verlorenem Kilo waren anschließend 0,13 bis 0,19 kg pro Jahr wieder da. Damit war wiederum eine Umkehr der zunächst verbesserten Blutdruck-, und Lipidwerte und der Lebensqualität verbunden. Die Sorge um derartige Rückfälle sind es, die sowohl Patienten als auch Gesundheitsdienstleister von der Beteiligung an derartigen Programmen abhalten.

Betreuung besser als Geld

Was sind nun die Merkmale von langfristig (nicht) erfolgreichen Gewichtsverlustprogrammen? Wenig überzeugend und mit einer schnelleren Gewichtszunahme nach Programmende verbunden waren finanzielle Anreize, die Bereitstellung von (teilweisem) Mahlzeitenersatz und intermittierendes Fasten. Keinen oder wenig Einfluss scheint die Dauer des Programms zu haben. Ob der Fokus auf Ernährung, körperlicher Aktivität oder beidem lag, machte ebenfalls keinen Unterschied. Langfristig erfolgreicher und mit einer eher langsamen späteren Gewichtszunahme verknüpft waren Programme, die auch außerhalb der Studie für die Teilnehmer verfügbar waren sowie solche, bei denen die Intensität der Interaktion allmählich abnahm oder eine stationäre Behandlungsphase enthielten. Außerdem war das Abnehmtempo relevant: Je mehr und rascher die Teilnehmer während des Programms abnahmen, desto schneller waren die Kilos wieder zurück.

Abnehmen mit Arzneimittel-Unterstützung

Zeigen Ernährung und Sport keinen Erfolg, ist eine ergänzende Pharmakotherapie eine Option für Erwachsene mit Übergewicht und Adipositas. In einer aktuellen Übersichts- und Netzwerk-Metaanalyse wurden der Nutzen und die Nebenwirkungen verschiedener entsprechender Arzneimittel untersucht.

Für Phentermin-Topiramat, GLP-1-Rezeptoragonisten und Naltrexon-Bupropion konnte eine eindeutige Überlegenheit im Vergleich zu alleiniger Lebensstiländerung gezeigt werden. Mit diesen Arzneistoffen erreichten doppelt so viele Menschen eine Gewichtsreduktion um ≥ 5% sowie um ≥ 10% als nur mit einer Optimierung des Lebensstils. Die Ergebnisse für Levocarnitin und Metformin waren weniger effektiv als bei einer alleinigen Lebensstiloptimierung. Auch die Effektivität von Pramlintid und SGLT2-Inhibitoren hielt sich in Grenzen.

Am effektivsten ist demnach Phentermin-Topiramat (Odds Ratio [OR] von ≥5% Gewichtsreduktion 8,02; mittlere Differenz [MD] der prozentualen Körpergewichtsveränderung –7,97), gefolgt von GLP-1-Rezeptoragonisten (OR 6,33; MD –5,76).

Beste Erfolge mit Semaglutid

Am größten war die Wahrscheinlichkeit eines Gewichtsverlusts von ≥5% und ≥10% unter dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid. Seine Verwandten Liraglutid und Exenatid erzielten ebenfalls deutlich bessere Ergebnisse als reine Lebensstilinterventionen, waren aber weniger effektiv als Phentermin-Topiramat und Naltrexon-Bupropion. Unerwünschte arzneimittelbezogene Ereignisse, die teils zum Absetzen führten, traten am häufigsten unter Naltrexon-Bupropion und Phentermin-Topiramat sowie Liraglutid auf.

Vorsätze erfolgreich umsetzen

Unabhängig von der Strategie hilft es, eigene Ziele konkret zu formulieren. Wer sich vornimmt, zwei Kilo in zwei Monaten abzunehmen, wird erfolgreicher sein als jemand, der „schlanker werden“ möchte.

Quellen

Hartmann-Boyce J, et al. Association between characteristics of behavioural weight loss programmes and weight change after programme end: systematic review and meta-analysis. BMJ 2021; 374: n1840. doi: 10.1136/bmj.n1840.

Shi Q, et al. Pharmacotherapy for adults with overweight and obesity: a systematic review and network meta-analysis of randomised controlled trials. The Lancet 2021 https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)01640-8.