COVID-19: Nach der Impfung ist vor der Impfung

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eröffnet die Möglichkeit zur Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 nach mindestens sechs Monaten – und zwar unabhängig vom Risikostatus für alle Personen ab 18 Jahren.

Auffrischungsimpfung für alle ab 18?

Eine Studie aus Israel hatte ergeben, dass sich das Risiko, trotz Impfung an COVID-19 zu erkranken oder schwer zu erkranken, mit einer Auffrischungsimpfung sechs Monate nach der zweiten Dosis reduzieren lässt – auch wenn der Effekt nicht ganz so groß ist, wie anfänglich in sozialen Medien diskutiert.

No firm recommendation

Der CHMP hat die letzten Studienergebnisse zum Anlass genommen, eine Empfehlung für die Booster-Impfung auszusprechen: Demnach soll eine dritte Dosis mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty® von BioNTech/Pfizer für alle Personen ab 18 Jahren möglich werden, und zwar frühestens sechs Monate nach der zweiten Dosis. Damit geht die EMA weiter als die amerikanische Zulassungsbehörde FDA, die ihre Empfehlung für die Booster-Impfung zunächst auf Personen ab 65 Jahre und jüngere Erwachsene mit Risiko für schwere Verläufe beschränkt hat.

Allowance of using the booster

Für wen und zu welchem Zeitpunkt eine Booster-Impfung dann tatsächlich sinnvoll ist, muss Marco Cavaleri von der EMA zufolge in Abstimmung mit verfügbaren epidemiologischen und Impfstudien-Daten auf nationaler Ebene beschlossen werden. Sobald der endgültige Entscheid der Europäischen Kommission feststeht, können die einzelnen Gesundheitsbehörden offizielle Empfehlungen abgeben. Zum Teil bestehen hier auch bereits Empfehlungen.

Für den Moderna-Impfstoff Spikevax® werden entsprechende Daten derzeit noch geprüft. Dann könnte die Empfehlung entsprechend erweitert werden – auch für Jugendliche.

Zeitgleiche Influenza- und Corona-Impfung?

Bislang spricht nichts dagegen, die Impfungen gegen Influenza und COVID-19 gleichzeitig zu verabreichen. Je nach Auslegung der Booster-Empfehlungen könnten Menschen, die im Frühsommer ihre zweite Corona-Impfung bekommen haben, gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ und sich bei der Grippe-Impfung im Herbst auch die Auffrischungsdosis abholen – diesen Winter ist eher nicht mit einem Ausfall der Grippesaison zu rechnen.

Zusätzliche Dosis für immungeschwächte Personen

Unabhängig von der allgemeinen Booster-Empfehlung empfiehlt die EMA Personen ab 12 Jahre mit stark geschwächtem Immunsystem mindestens 28 Tage nach der zweiten Dosis eine zusätzliche Dosis mit einem der beiden mRNA-COVID-19-Impfstoffe.

Studien hatten auch hier nach der Booster-Impfung erhöhte Antikörpertiter gezeigt. Obwohl es bislang zwar keinen direkten Beleg gibt, dass die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern bei diesen Patienten grundsätzlich mit einem Schutz vor COVID-19 gleichzusetzen ist, erwartet man der EMA zufolge zumindest für einige Patienten einen erhöhten Schutz.

Offene Fragen

Die Neuerung wirft natürlich auch viele Fragen auf, zum Beispiel: Was bedeutet eine Möglichkeit zur dritten Impfung für die Definition „vollständig geimpft“ im Rahmen der 2G-/3G-Regeln? Aktuell hat das digitale Impfzertifikat eine Gültigkeitsdauer von 12 Monaten (Stand: 29.09.2021). Je nach beobachteter Wirkungsdauer der Impfstoffe soll dieser Zeitraum angepasst, beziehungsweise eine Auffrischimpfung angeboten werden.

Weiterhin haben die Corona-Impfstoffe eine „bedingte Zulassung“, die je nach weiteren Erkenntnissen aus Studien und Erfahrungen aus der „Real World“ angepasst werden muss.

Quellen