Die nächste Grippe kommt bestimmt

Wie gut wir auf die nächste Grippewelle vorbereitet sind, muss sich erst noch zeigen. Noch ist nicht klar, wie gut der Impfstoff wirken wird. In einer aktuellen Metaanalyse wurden verschiedene Arzneimittel zur Behandlung der Influenza untersucht und möglicherweise steht mit Baloxavir zukünftig ein Mittel zur Postexpositionsprophylaxe zur Verfügung.

Schwere Grippesaison 2021/22?

Durch die strengen Corona-Maßnahmen ist als Nebeneffekt auch die Grippesaison 2020/21 weitgehend ausfallen. Jetzt befürchten einige Wissenschaftler, dass dafür im nächsten Winter mit umso heftigeren Influenzawellen gerechnet werden muss. Ein Grund dafür sei die fehlende Virusexposition und somit fehlende Immunität aus dem vergangenen Jahr. Überdies wird die Impfstoffzusammensetzung anhand der zuletzt zirkulierenden Stämme entworfen, sodass die Vorhersage in diesem Jahr aufgrund der wenigen Krankheitsfälle im letzten Jahr entsprechend ungenau und der Impfstoff damit weniger wirksam sein könnte. Dazu kommt, dass die Grippe-Impfung in Deutschland aktuell gar nicht für jedermann empfohlen wird und verfügbar ist.

Vergleich möglicher Therapien

Im Erkrankungsfall stehen verschiedene Arzneimittel zur Behandlung zur Verfügung. In einer aktuellen Metaanalyse wurden Effektivität und Sicherheit der Neuraminidasehemmer Oseltamivir (75 mg oder 150 mg), Peramivir (300 mg oder 600 mg) und Zanamivir (10 mg) sowie des Endonucleasehemmers Baloxavir (40 mg oder 80 mg) untersucht.

26 Studien mit 11.897 Teilnehmern wurden eingeschlossen. Wichtige Ergebnisse waren die Zeit bis zur Linderung der Symptome, grippebedingte Komplikationen und unerwünschte Wirkungen der Arzneimittel.

Ergebnisse der Studie

Alle vier Arzneimittel konnten die Zeit bis zur Linderung der Symptome verglichen mit Placebo verkürzen, am effektivsten war dabei Zanamivir (Evidenz von hoher Qualität). Es folgten Peramivir 600 mg,  Oseltamivir 75 mg Oseltamivir 150 mg und Peramivir 300 mg. Das Schlusslicht bildete Baloxavir in beiden Dosierungen. Dafür schnitt Baloxavir hinsichtlich grippebedingter Komplikationen am besten ab – diese traten unter dem Endonucleasehemmer besonders selten auf (Evidenz von mittlerer Qualität). Auch das Risiko für unerwünschte Ereignisse war unter Baloxavir am niedrigsten.

G-BA-Beschluss zu Baloxavir

Aktuell hat der Gemeinsame Bundesausschuss Baloxavir zur Postexpositionsprophylaxe für Patienten mit Influenzaexposition ohne Risiko für influenzabedingte Komplikationen einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen attestiert. Sollte die Grippesaison 2021/22 tatsächlich besonders heftig ausfallen, könnte eine medikamentöse Prophylaxe möglicherweise bedeutsam werden.

Mehr dazu lesen Sie frei verfügbar in der Oktober-Ausgabe der Krankenhauspharmazie.

Update 15.10.2021

Roche hat die Marktrücknahme von Xofluza® (Baloxavir) in Deutschland aufgrund der eher schlechten Nutzenberwertung (kein Zusatznutzen als Behandlung der Influenza) angekündigt.

Quelle

Liu JW, et al. Comparison of Antiviral Agents for Seasonal Influenza Outcomes in Healthy Adults and Children. A Systematic Review and Network Meta-analysis. JAMA Netw Open  2021;4:e2119151. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.19151