ZDF-Desaster-Beitrag zur App SafeVac

Das ZDF kritisiert eine zu langsame Auswertung der Daten, die mit der App SafeVac über die COVID-19-Impfungen erhoben werden. Das ist völlig richtig. Der missverständliche Artikel spielt aber Impfgegnern in die Hände.

Die App SafeVac

Bei einer bevorstehenden Impfung gegen COVID-19 erhält man in der Regel Informationsmaterial mit der höflichen Aufforderung, die App SafeVac zu nutzen, um dem Paul-Ehrlich-Institut Nebenwirkungen der Impfung zu melden. Aus meiner Sicht ist dieser Ansatz genau der richtige Weg. Denn das Smartphone trägt ein großer Teil der Bevölkerung häufiger mit sich herum als den Geldbeutel.  Per Push-Meldung wird man dann zum richtigen Zeitpunkt an die Abfrage erinnert. Bei irgendeiner Registrierung im Web hätte ich das sicher vergessen oder wäre es mir wahrscheinlich einfach zu aufwendig geworden. Die Formulierungen zu den Abfragen der Nebenwirkungen fand ich persönlich manchmal verwirrend, aber im großen und ganzen  war ich mit der Anwendung zufrieden.

Der Beitrag des ZDF

In einem Beitrag vom 16.06.2021 auf zdf.de nutzt der Autor Oliver Klein den nicht ganz wertfreien Titel „Paul-Ehrlich-Institut überlastet: Das Daten Desaster“ (Es lebe die Alliteration!)  Im Artikel selbst beschreibt er, dass nicht abzusehen ist, wann das Paul-Ehrlich-Institut die dringend benötigten Daten aus der App SafeVac auswerten kann. Auch Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, kommt zu Wort und bezeichnet die Situation als Desaster. Das Bundesgesundheitsministerium hätte da von Anfang mehr unterstützen müssen.

Am Schluss des Beitrags findet sich eine Anmerkung der Redaktion vom 17.06.2021, in der sie zu einem Schreiben des Paul-Ehrlich-Instituts Stellung nimmt. Es hatte kritisiert, dass der Beitrag missverständlich sei.

Unter dem Hashtag #nebenwirkungen findet man in Twitter dann auch schnell einige Beiträge, die die Zwischenüberschrift „4.000 Meldungen für schwerwiegende Reaktionen allein im Mai“ und die fehlende Auswertung so interpretieren, dass ungeahnte Gefahren von den COVID-19-Impfungen ausgehen.

Kommentar

Der Beitrag auf zdf.de spricht ein wichtiges Thema an. Beim Sammeln und Auswerten von Daten besteht seit Beginn der Pandemie ein erhebliches Defizit. Allerdings kommt der Artikel in einer „Wir-decken-katastrophale-Missstände-auf“-Manier daher. Dadurch kann der eilige Internet-Leser schon mal übersehen, dass man durch eine Auswertung der Daten vor allem hätte zeigen können, wie viele Impflinge überhaupt keine Nebenwirkungen haben. Obwohl dies durchaus im Artikel erwähnt wird. Schwerwiegende Nebenwirkungen werden höchstwahrscheinlich durch etablierte Kanäle der Ärzte- und Apothekerschaft bereits erfasst. Wahrscheinlich sogar besser als durch SafeVac. Denn ein Patient mit Sinusvenenthrombose hat andere Sorgen als sein Smartphone.

Von den öffentlich-rechtlichen Medien erwarte ich unabhängigen, kritischen und gut recherchierten Journalismus. Dafür erhalten die Sender die GEZ-Gebühren. Dennoch lässt die Qualität der Nachrichtenerstattung in der Pandemie sehr zu wünschen übrig. Vielleicht sollte man nicht alles Geld für weichgespülte Seniorenunterhaltung oder Sportrechte ausgeben.