Mit Hochfrequenzstrom gegen starke Regelblutungen

Übermäßig starke und lang andauernde Menstruationsblutungen (Menorrhagie) gehören zu den häufigsten Menstruationsbeschwerden bei Frauen. Mitarbeiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben nun verschiedene in Deutschland gebräuchliche Behandlungsverfahren miteinander verglichen.

Lindern von Symptomen und Beschwerden ist entscheidend

Typische Ursachen für Menorrhagie sind Myome, Polypen oder Endometriose. Oft ist die Ursache jedoch unbekannt. Führen Arzneimittel nicht zu einer ausreichenden Linderung von Menstruationsblutungen oder spricht etwas gegen die verfügbaren Arzneimittel, kommt bei betroffenen Frauen ein operativer Eingriff infrage, solange kein Kinderwunsch besteht. Entweder wird dann die gesamte Gebärmutter entfernt oder nur die Gebärmutterschleimhaut abgetragen (Ablation).

  • Als Ablationsverfahren der 1. Generation gilt die Schlingenresektion, die oft mit der sogenannten Rollerballablation kombiniert und meist endoskopisch kontrolliert wird, so das IQWiG in einer Pressemitteilung vom 22. Juni 2021. Dabei wird die Gebärmutterschleimhaut mit chirurgischen Instrumenten entfernt.
  • Die „Hochfrequenzablation mit Netzelektrode“ und die Ablation mit Heißwasserballon (Ballonablation) gelten als Verfahren der 2. Generation und werden meist ohne endoskopische Kontrolle durchgeführt. Bei der Ballonablation wird die Gebärmutterschleimhaut mithilfe eines mit heißem Wasser gefüllten Latex- oder Silikonballons verödet. Bei der Hochfrequenzablation mit Netzelektrode wird bei Patientinnen mit Menorrhagie das Endometrium mithilfe von hochfrequentem Strom verödet und abgetragen, um die übermäßige Menstruationsblutung zu lindern.

Mitarbeiter des IQWiG untersuchen derzeit die Vor- und Nachteile der Hochfrequenzablation mit Netzelektrode im Vergleich zur in Deutschland ebenfalls gebräuchlichen Schlingenresektion oder Ballonablation. Das vorläufige Ergebnis des Vorberichts zeigt Vorteile der Hochfrequenzablation gegenüber den Vergleichsverfahren. Stellungnahmen zu diesem Vorbericht sind möglich bis zum 20. Juli 2021, so das IQWiG.

Vorteile der Hochfrequenzablation im Vergleich zur Schlingenresektion

In zwei Studien wurde die Wirkung einer Hochfrequenzablation mit der einer Schlingenresektion in Kombination mit Rollerballablation verglichen. Trotz Unsicherheit wegen der unklaren Zuteilung der Patientinnen zu den Behandlungsgruppen werden bei wichtigen Aspekten Vorteile der Hochfrequenzablation deutlich: Unerwünschte Wirkungen, insbesondere Komplikationen während des Eingriffs, traten seltener auf und auch Regelschmerzen ließen sich durch eine Hochfrequenzablation häufiger beseitigen als durch eine Schlingenresektion mit Rollerballablation. Die Stärke der Menstruationsblutung mindern beide Verfahren ähnlich gut, so das IQWiG.

Für weitere Aspekte wie gesundheitsbezogene Lebensqualität lieferten die Studien keine Daten. Insgesamt ergibt sich ein Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen der Hochfrequenzablation im Vergleich zur Schlingenresektion mit Rollerballablation.

Vorteile der Hochfrequenzablation im Vergleich zur Ballonablation

Vier Studien lieferten Daten für den Vergleich der Hochfrequenzablation mit der Ballonablation. Sie zeigen übereinstimmend, dass die Blutungsstärke nach einer Hochfrequenzablation deutlich abnimmt. Auch ein prämenstruelles Syndrom (definiert als komplexe körperliche und emotionale Beschwerden im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus) ist nach einer Hochfrequenzablation vergleichsweise weniger stark ausgeprägt.

Für andere Aspekte wie Regelschmerzen, depressive Symptome, postoperative Schmerzen, nochmalige Eingriffe, unerwünschte Ereignisse oder gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigte sich kein höherer Nutzen oder Schaden der Hochfrequenzablation. In der Gesamtschau kommt das IQWiG zu einem Hinweis auf einen höheren Nutzen der Hochfrequenzablation gegenüber der Ballonablation.

Quellen