In Deutschland sind derzeit bekanntermaßen drei Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zugelassen und im Einsatz. Weltweit sind aber noch einige andere im Gebrauch. Was wissen wir darüber? Und was vielleicht auch nicht?
Totimpfstoffe, Vektoren, mRNA und Proteine
Am 6. Februar fand der diesjährige Kongress für Arzneimittelinformation statt. Ein Programmpunkt war der Webcast „SARS-CoV-2-Impfstoffe: was wissen wir – und was (noch) nicht?“, in dem Priv.-Doz. Dr. Ulrich Seybold MSc, München, verschiedene Impfstoffe vorstellte. Über die drei Kandidaten von Moderna, BioNTech/Pfizer und AstraZeneca wird viel berichtet, da sie hierzulande angewendet werden. In anderen Ländern werden jedoch auch noch andere Präparate verimpft bzw. stehen auch hier kurz vor der Zulassung.
Replikationsinkompetenter Vektorimpfstoff CanSino
Bei diesem chinesischen Vektorimpfstoff spielt die sogenannte Vektorimmunität eine große Rolle für die Wirksamkeit. Da er auf einem Adenovirus Typ 5 basiert, das beim Menschen bereits vorkommt (Erkältungskrankheiten), gibt es Menschen, die bereits relevante Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen das Adenovirus aufweisen. Bei dieser Patientengruppe war dementsprechende eine schwächere Wirksamkeit des Impfstoffs zu beobachten als bei Personen ohne neutralisierende Antikörper. Dies konnte aber durch höhere Dosen kompensiert werden. Insgesamt wird trotzdem eine Wirksamkeit von über 90 % angegeben.
Totimpfstoff der Firma Sinovac (CoronaVac)
Es wurden nur sehr wenige Daten zu diesem chinesischen Impfstoffkandidaten veröffentlicht (Phase I/II im Lancet), die meisten Informationen stammen nur aus Pressemitteilungen. Angegeben ist eine Wirksamkeit von über 90 %.
Totimpfstoff der Firma Sinopharm
Auch bei diesem chinesischen Impfstoff wurden nur sehr wenige Daten international publiziert, die meisten Informationen stammen auch hier aus Pressemitteilungen. In China und auch den Vereinigten Arabischen Emiraten besteht eine Notfallzulassung, sodass mittlerweile etwa 3 Millionen Impfdosen verimpft wurden. Bekannt ist dementsprechend, dass wie bei den hierzulande angewendeten Präparaten zwei Dosen notwendig sind und dass der Impfstoff im Kühlschrank gelagert werden kann.
Replikationsinkompetenter Vektorimpfstoff Sputnik 5
Bei dem russischen Impfstoff wird eine Kombination aus zwei verschiedenen Vektoren, dem Adenovirus 26 (human wenig pathogen, daher wahrscheinlich wenig Vektorimmunität) und Adenovirus 5 eingesetzt. Offiziell publiziert waren bisher auch hier nur Phase-I/II-Daten, weitere Informationen wurden nur in einer Pressemitteilung dargestellt und die Wirksamkeit mit über 90 % angegeben. Die russische Marktzulassung war jedoch bereits vor Bekanntgabe der Phase-III-Daten erfolgt und Ende Januar hat mit Ungarn auch ein EU-Staat den Impfstoff zugelassen. Anfang Februar wurden dann auch die Ergebnisse der Phase-III-Studie im Lancet veröffentlicht.
Replikationsinkompetenter Vektorimpfstoff Ad26.CoV2.S der Firma Janssen-Cilag
Janssen-Cilag hat am 15. Februar einen Antrag auf bedingte Zulassung (cMAA) für den Impfstoffkandidaten in einer Einzeldosis eingereicht. Mit dem Ein-Dosen-Schema unterscheidet er sich von den meisten anderen Präparaten, bei denen zwei Dosen eingesetzt werden. Der Antrag basiert auf den ersten Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten aus der Studie ENSEMBLE. Die Studie war im Herbst kurzzeitig wegen eines Schlaganfalls bei einem Teilnehmer gestoppt worden, der aber als nicht durch die Impfung bedingt bewertet wurde.
mRNA-Impfstoff CVnCoV der Fimra CureVac
Die Phase-III-Studie läuft noch, es konnten aber in frühen Studien schon hohe Antikörperspiegel beobachtet werden. Am 12. Februar gab CureVac dann bekannt, dass das rollierende Zulassungsverfahren für seinen COVID-19-Impfstoffkandidaten CVnCoV bei der EMA gestartet ist.
NVX-CoV2373 der Firma Novavax
Bei diesem Impfstoff handelt es sich um ein proteinbasiertes Präparat, in dem das Spike-Glykoprotein in trimerer Form in Lipid-Nanopartikeln eingebettet ist und durch ein Adjuvans verstärkt wird. Die Phase-III-Studie läuft noch, es wurden allerdings bereits relativ hohe Raten an Impfreaktionsraten beobachtet.