COVID-19: Hydroxychloroquin bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung?

In einer kleinen randomisierten Studie, die im Februar 2020 in China durchgeführt wurde, verkürzte eine Therapie mit Hydroxychloroquin plus Standardtherapie im Vergleich zur Standardtherapie allein nicht die Zeit bis zum negativen Virusnachweis.

Randomisierte Studie zum Einsatz von Hydroxychloroquin …

Neben einer Reihe von Virustatika werden Chloroquin und Hydroxychloroquin zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt. Die Rationale ist eine Wirkung der Substanzen in Zellkulturen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind.

Es handelte sich um eine offene, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie, die zwischen 11. und 29. Februar 2020 in China durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden 150 Patienten, die stationär behandelt wurden und bei denen eine laborchemisch nachgewiesene Infektion mit SARS-CoV-2 bestand. Die Patienten wurden randomisiert und erhielten entweder Hydroxychloroquin plus Standardtherapie oder nur eine Standardtherapie.

Hydroxychloroquin wurde mit einer initialen Dosis von 1200 mg täglich für 3 Tage gegeben, gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 800 mg täglich über 2 bis 3 Wochen. Eingeschlossen wurden Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung. Der primäre Endpunkt war die Konversion des SARS-CoV-2-Virus von einem positiven Nachweis zu einem negativen Nachweis.

… zeigte keinen Vorteil

Von 150 Patienten hatten 148 eine leichte bis mittelschwere und zwei eine schwere Erkrankung. Die mittlere Dauer vom Symptombeginn bis zur Randomisierung betrug 16,6 (Standardabweichung 10,5; Bereich 3–41) Tage. Die Patienten waren im Mittel 46 Jahre alt und 55% waren Männer. Leitsymptome waren Fieber, Husten und Luftnot.

Insgesamt zeigten 109 (73%) Patienten (53 Standardbehandlung plus Hydroxychloroquin; 56 Standardbehandlung) eine Konversion von einem positiven zu einem negativen Virusnachweis vor Tag 28. Die restlichen 41 Patienten (27%, 22 Standardbehandlung plus Hydroxychloroquin; 19 Standardbehandlung) wurden zensiert, da sie keine Konversion des Virusnachweises erreichten.

Die Wahrscheinlichkeit der Konversion nach 28 Tagen betrug

  • 85,4% (95%-Konfidenzintervall 73,8% bis 93,8%) in der Hydroxychloroquin-Gruppe und
  • 81,3%, (95%-Konfidenzintervall 71,2% bis 89,6%) in der Standardtherapiegruppe.

Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen lag bei 4,1 Prozentpunkten (95%-Konfidenzintervall –10,3% bis 18,5%) und war nicht signifikant.

Auch für die Besserung der COVID-19-Symptome ergaben sich keine Unterschiede zwischen den beiden Therapiegruppen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden bei 21 von 70 (30%) Patienten, die Hydroxychloroquin erhielten, und bei 7 von 80 (9%) Patienten der Kontrollgruppe beobachtet. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse unter Hydroxychloroquin waren Durchfall und Erbrechen. Zwei Patienten in der Hydroxychloroquingruppe hatten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (Fortschreiten der Grunderkrankung, respiratorische Infektion).

Kommentar

Es handelt sich hier um eine der ersten randomisierten Studien zum Einsatz von Hydroxychloroquin bei Patienten mit COVID-19. Aufgrund der geringen Patientenzahl wurde ein Surrogatparameter als primärer Endpunkt gewählt, nämlich die Konversion von einem positiven zu einem negativen Virusnachweis.

Die Studie zeigte keine Wirkung von Hydroxychloroquin bezogen auf die Konversionsrate des Virusnachweises, aber auch keine Wirkung auf den klinischen Verlauf.

Die Studie hat eine ganze Reihe von Designproblemen. Sie war nicht verblindet und schloss nur Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung ein. Darüber hinaus wurden die Patienten nach einem relativ langen Zeitraum nach Infektionsbeginn eingeschlossen (16 Tage). Daher sind Aussagen zur möglichen Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei schwerer betroffenen Patienten und Patienten, die früh behandelt werden, nicht möglich. Die Patientenzahl war relativ gering, da es durch das Abklingen der Infektion in China nicht mehr möglich war, weitere neue Patienten zu rekrutieren. Fast alle Patienten erhielten zusätzlich zu Hydroxychloroquin eine antivirale Therapie. Diese war aber in beiden Therapiegruppen gleich häufig. Zusammengefasst reiht sich diese randomisierte Studie in andere kürzlich publizierte Studien ein, die ebenfalls keinen Wirknachweis von Hydroxychloroquin fanden.

Quelle

Tang W, Cao Z, Han M, Wang Z, Chen J, Sun W, et al. Hydroxychloroquine in patients with mainly mild to moderate coronavirus disease 2019: open label, randomised controlled trial. BMJ. 2020;369:m1849. https://doi.org/10.1136/bmj.m1849

Autor

Foto Prof. Diener
Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener. Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE).