Die 5 tödlichsten Infektionskrankheiten in Deutschland

Sicher kann jeder Arzt oder Apotheker den ersten Platz dieser Rangliste benennen. Trotzdem ist er in vielen Fällen nicht dagegen geimpft.

Wir haben für Sie die Infektionskrankheiten mit den meisten Todesfällen in Deutschland zusammengefasst. Die Daten basieren auf dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten (PDF) des Robert Koch-Instituts. Zur tatsächlichen Letalität kann die Statistik allerdings nur bedingt Aussagen treffen. Todesfälle gehören zwar zu den meldepflichtigen Informationen, aber es ist nicht immer klar, ob der Patient mit oder tatsächlich an der Infektion gestorben ist. Außerdem sind nicht alle Infektionen in allen Stadien meldepflichtig.

Platz 5: Legionellose

Die Legionellose ist eine Atemwegserkrankung, die durch Bakterien der Gattung Legionella hervorgerufen wird. Man unterscheidet das Pontiac-Fieber (Fieber, Husten, Muskelschwäche) und die Legionärskrankheit (Pneumonie). Als besondere Risikogruppe gelten Immungeschwächte. Die Infektion erfolgt über erregerhaltige Aerosole.

Namensgebend ist eine Tagung der Kriegsveteranenvereinigung „The American Legion“ in Philadelphia. Mehrere Teilnehmer erkrankten an einer Lungenentzündung. 34 starben. Verantwortlich dafür war das Bakterium Legionella pneumophila in der Klimaanlage des Hotels [Lungenärzte im Netz].

2018 verstarben in Deutschland 63 Menschen, die an einer Legionellose erkrankt waren.

Platz 4: Tuberkulose

Mehrere Erreger können eine Tuberkulose hervorrufen. Doch alle gehören zum Mycobacterium-tuberculosis-Komplex (darunter Mycobacterium tuberculosis). Die Übertragung erfolgt aerob. Daher sollte die Diagnose feststehen, bevor sich eine offene Lungentuberkulose (= infektiöse Form) entwickelt.

Die Therapie ist langwierig und erfolgt über mindestens sechs Monate. Unbehandelt hat die Krankheit einen langen, schweren Verlauf. Die Symptome sind unspezifisch (z.B. Gewichtsverlust, Husten, Nachtschweiß).

2018 verstarben in Deutschland 129 Menschen mit einer Tuberkulose. Im Jahr 2015 ist die Zahl der Tuberkulosefälle deutlich gestiegen. Nach einem leichten Rückgang 2017 bleibt sie somit auf hohem Niveau. Es ist daher wichtig, dass das Wissen um Diagnostik und Therapie in den Fachkreisen erhalten bleibt.

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Platz 3: MRSA-Infektionen

Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme haben eine Resistenz gegen Beta-Lactam-Antibiotika entwickelt. Die Behandlung ist dann nur noch mit nebenwirkungreicheren Reserveantibiotika möglich. Doch oft versagen auch diese Optionen. Schwere Infektionen sind häufig mit einer Sepsis und Fieber assoziiert.

2018 verstarben in Deutschland 184 Menschen mit einer invasiven MRSA-Infektion. Allerdings litten viele Patienten an einer anderen Grunderkrankung. Die höchste Inzidenz war bei Personen im Alter über 79 Jahre. Meldepflichtig ist der direkte Nachweis aus Blutkulturen oder Liquor. Seit 2012 sind sinkende Fallzahlen von MRSA-Infektionen zu beobachten.

Neue Optionen gegen MRSA wurden in der Juni-Ausgabe der Arzneimitteltherapie vorgestellt (nur mit Abo).

Platz 2: Clostridium-difficile-Erkrankung

Clostridium difficile ist ein anearobes sporenbildendes grampositives Bakterium, das überall in der Umwelt und auch im Magen-Darm-Trakt vorkommt. Sein Toxin kann zu leichten Durchfallerkrankungen, aber auch zu lebensbedrohlichen Verläufen führen (z.B. pseudomembranöse Kolitis). Risikofaktoren sind zum Beispiel fortgeschrittenes Alter oder eingeschränkte Immunkompetenz. Insbesondere eine Antibiotikatherapie kann das Gleichgewicht der Darmflora stören und zu einer Überbesiedlung mit Clostridium difficile führen.

2018 verstarben in Deutschland 649 Menschen mit einer schweren Verlaufsform.

2017 wurde in Europa Bezlotoxumab zugelassen. Der Antikörper richtet sich nicht gegen das Bakterium, sondern gegen sein Toxin und kann Rezidive verhindern.

Platz 1: Grippe

Mit 1121 Todesfällen führt die Grippe die Statistik klar an.

In der Saison 17/18 gab es eine außergewöhnlich starke Grippewelle. Die meisten Infektionen fielen in das Jahr 2018.  Kinder sind durch die geringe Grundimmunität und den engen Kontakt zu Gleichaltrigen besonders häufig von der Erkrankung betroffen. Der Schul- oder Kitabesuch trägt hier sicher auch bei. Trotzdem rät die STIKO nicht grundsätzlich zur Impfung von Kindern.

Hospitalisiert wurden 2018 hauptsächlich Kinder (0–4 Jahre) und Ältere (>60 Jahre). Die meisten Verstorbenen waren in der Altersgruppe über 69 Jahre zu finden (74 %).

Trotzdem lag die Impfquote im ärztlichen Dienst nur bei 59,4 % für die Saison 17/18. Die Daten zu 19/18 werden noch ausgewertet.