Amaryllis, Eibe, Weihnachtsstern: Nicht nur Kerzen und Knopfzellen können für Kinder in der Adventszeit gefährlich werden – auch das festliche Grün von Adventskranz und Co. enthält mitunter giftige Pflanzenteile.
Weihnachtliche Deko mit „Nachgeschmack“
Nicht wenige Pflanzen, die typischerweise als Adventsdekoration dienen, sind giftig oder zumindest mindergiftig. Was tun, wenn der Nachwuchs am Adventskranz-Grün geknabbert oder andere weihnachtliche Deko in den Mund gesteckt hat? Muss man sofort zum Kinderarzt, gar in die Notaufnahme oder reicht Abwarten und ggf. Aktivkohle? Erster Ansprechpartner für Eltern sind die Giftinformationszentren (siehe unten).
Pflanzen und Pflanzenteile stehen nach Haushaltprodukten und Medikamenten auf Platz drei der häufigsten Gründe, warum sich Eltern mit Babys und Kleinkindern beim Giftnotruf melden. Zwar kommt es nur selten zu ernsthaften Schädigungen, doch (Groß)Eltern sollten die Neugier und Kletterfähigkeiten kleiner Kinder nicht unterschätzen, so die Stiftung Kindergesundheit. Sie empfiehlt in einer aktuellen Pressemitteilung, potenziell gefährliche Pflanzen außer Reichweite der Kinder aufzustellen und Batterien am besten wegzuschließen.
Giftige Pflanzen im Adventsgesteck
Zu den giftigsten Vertretern der typischen Adventsdekoration gehören der Stiftung Kindergesundheit zufolge Eiben, Paternostererbsen und Weihnachtssterne.
Eibe (Taxus baccata)
Die Nadeln und Zweige der Eibe sind besonders giftig. Bei einer schweren Eiben-Vergiftung kommt es zu Schwindel, Übelkeit, Leibschmerzen, Bewusstlosigkeit. Atemlähmung und Herzstillstand können zum Tod führen. Zum Glück sind die Nadeln für Kinder nicht sehr attraktiv, sodass höchstens kleine Mengen aufgenommen werden. Die roten Beeren sind selbst zwar nicht giftig, dafür jedoch die darin enthaltenen Samen.
Erste Hilfe: Reichlich trinken lassen, Giftnotrufzentrale anrufen, bei Symptomen Arztvorstellung.
Paternostererbsen (Abrus precatorius)
Paternostererbsen sind hochgiftig. Schon das Zerkauen von zwei der Erbsen kann tödlich sein. Die Symptome einer schweren Vergiftung sind Erbrechen und Durchfall, die Folgen können Nierenschäden, Krampfanfälle, Lähmungen und Tod durch Atemlähmung sein. Sie sollten daher auf keinen Fall in Trockengestecken verwendet werden.
Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima)
Das beliebte Wolfsmilchgewächs kann zu mittelschweren Vergiftungen führen. Nach Verschlucken sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen möglich. Gelangen Spritzer des Pflanzensaftes oder Pflanzenteile ins Auge, kann es zu schweren Entzündungen bis hin zur Erblindung kommen. Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern mit Kleinkindern, auf den Weihnachtsstern lieber zu verzichten.
Erste Hilfe: Reichlich trinken, bei Aufnahme größerer Mengen Kohle geben, gegebenenfalls Arzt aufsuchen.
Weniger giftige Pflanzen der Adventszeit
Weitere beliebte Pflanzen der Advents- und Weihnachtszeit sind zwar weniger gefährlich, können aber dennoch zu erheblichen Beschwerden führen, darunter (alphabetisch sortiert):
Amaryllis, Ritterstern (Hippeastrum vittatum)
Nach Verschlucken von Pflanzenteilen kann es zu heftigen Magen-Darm-Beschwerden kommen.
Buchsbaum (Buxus sempervirens)
Die Zweige des Buchsbaumes sind zwar sehr giftig, werden jedoch des bitteren Geschmacks wegen von Kindern höchstens in sehr kleinen Mengen gegessen.
Erste Hilfe: Primäre Giftentfernung und Kohlegabe nur nach Einnahme größerer Mengen, symptomatische Therapie.
Christ-, Weihnachts- oder Schneerose (Helleborus niger)
Die Pflanze enthält in allen Pflanzenteilen giftige Stoffe. Beim Verschlucken größerer Mengen sind Kreislaufbeschwerden möglich.
Erste Hilfe: Symptomatische Maßnahmen, primäre Giftentfernung; Kohle, Abführmittel.
Efeu (Hedera helix)
Zwei bis drei Efeubeeren können bei Kindern Bauchkrämpfe, Erbrechen und Schläfrigkeit auslösen. Auch allergische Hautreaktionen sind möglich.
Erste Hilfe: (Kinder)Arzt aufsuchen.
Mistel (Viscum album)
Der Blatt- und Stengelsaft kann zu Reizerscheinungen an Schleimhäuten führen. Nach Verzehr von Blättern und jungen Zweigen ist nicht mit Allgemeinsymptomen zu rechnen. Selten kommt es zu Bauchschmerzen, Durchfall, möglicherweise auch zur Verminderung der Herzfrequenz und Blutdrucksenkung.
Stechpalme (Ilex aquifolium)
Die leuchtend roten Früchte können Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe hervorrufen. Die Gefährlichkeit der Pflanze wurde inzwischen allerdings auf „niedrig“ heruntergestuft.
Weihnachtstazette, Weihnachtsnarzisse (Narcissus tazetta)
Sie kann Durchfall auslösen. Beim Berühren muss mit Hautausschlag gerechnet werden.
Risiko Knopfzellen
Noch riskanter als winterliche Pflanzen sind Knopfbatterien, wie sie zum Beispiel in LED-Kerzen stecken. Durch den Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten kann es zu schwerwiegenden Verätzungen in der Speiseröhre kommen. Besonders groß ist das Risiko für Kleinkinder beim Verschlucken von großen Knopfzellen (über 20 mm), da ein Steckenbleiben in der engen kindlichen Speiseröhre dann besonders wahrscheinlich ist.
Erst Hilfe: Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, ein Kind, das eine Knopfzelle verschluckt hat, sofort in der Notaufnahme einer Kinderklinik vorzustellen.
Giftnotrufzentralen
Hegen Eltern den Verdacht, dass ihr Kind gefährliche Mengen einer giftigen Substanz eingenommen haben könnte? Dann sollten sie sich so schnell wie möglich mit dem Kinderarzt oder mit einem Giftinformationszentrum in Verbindung setzen.
Die Zentren sind unter folgenden Telefonnummern zu erreichen:
- Berlin: 0 30/19 24 0
- Bonn: 02 28/19 24 0
- Erfurt: 03 61/73 07 30
- Freiburg: 07 61/19 24 0
- Göttingen: 05 51/19 24 0
- Homburg/Saar: 0 68 41/19 24 0
- Mainz: 0 61 31/19 24 0
- München: 0 89/19 24 0
- Nürnberg: 09 11/39 82 45 1 oder 09 11/39 82 66 5
- Wien: +43-1-406 43 43
- Zürich: +41-44-251 51 51 (aus der Schweiz: 145)
Eine vollständige Übersicht der Giftnotruf- oder Giftinformationszentralen für den deutschsprachigen Raum findet sich auch auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Kindergesundheit-Info“.
Sofortmaßnahmen
Eine Übersicht mit Sofortmaßnahmen bietet beispielsweise die BZgA in einem PDF.
Erste-Hilfe-Maßnahmen empfiehlt auch die „Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn“ auf ihrer Website.
App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine App entwickelt, die Informationen für Vergiftungsunfälle bei Kindern und für deren Vermeidung bietet. Im Notfall kann direkt aus der App ein für das jeweilige Bundesland zuständiges Giftinformationszentrum angerufen werden. Sie steht als Android- und iOS-Version zur Verfügung.