Neben der Wirkung auf die glykämische Kontrolle könnte Semaglutid auch einen Einfluss auf das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung haben. Darauf deuten die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit übergewichtigen Patienten hin.
Anzahl an Übergewichtigen nimmt zu
Es ist längst bekannt, dass ein zu hoher Body-Mass-Index (BMI) mit starken gesundheitlichen Einschränkungen einhergeht. Dabei ist besonders das kardiovaskuläre System betroffen. Dennoch gehen Experten davon aus, dass bis zum Jahr 2035 mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung übergewichtig sein wird. Diese Prognose unterstreicht die Bedeutung des Einsatzes gewichtskontrollierender Arzneimittel. Ein einsatzfähiger Wirkstoff ist der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid, der neben der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 auch zur Gewichtsreduktion bei übergewichtigen und adipösen Patienten eingesetzt wird. In einer Überlegenheitsstudie sollte nun untersucht werden, ob der Rezeptoragonist auch das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse dieser Risikogruppe verringern kann.
Weniger kardiovaskuläre Ereignisse unter Semaglutid
Insgesamt wurden 17 605 Patienten rekrutiert und 1:1 auf den Semaglutid-Arm (n = 8803) oder den Placebo-Arm (n = 8801) randomisiert. Einschlusskriterien waren ein BMI von mindestens 27, ein Mindestalter von 45 Jahren und eine Vorgeschichte mit kardiovaskulären Erkrankungen, darunter Myokardinfarkte, Schlaganfälle oder symptomatische periphere arterielle Verschlusskrankheiten. Patienten mit zusätzlicher Diabetes-Erkrankung wurden ausgeschlossen.
Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten nach einer anfänglichen Dosissteigerung über 16 Wochen eine subkutane Dosis von 2,4 mg Semaglutid alle vier Wochen. Der kombinierte Wirksamkeitsendpunkt der Studie setzte sich zusammen aus: Todesfälle aufgrund kardiovaskulärer Ereignisse, nicht tödlicher Myokardinfarkte und nicht tödlicher Schlaganfälle. Die mittlere Behandlungsdauer lag bei 34,2 Monaten, das mittlere Follow-up bei 39,8 Monaten.
- Ein kardiovaskuläres, Endpunkt-assoziiertes Ereignis trat bei 569 Patienten (6,5%) der Semaglutid- und bei 701 Patienten (8,0%) der Placebo-Gruppe auf (Hazard-Ratio [HR] 0,80; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,72–0,90; p < 0,001).
- Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 33% der Semaglutid-Gruppe und bei 36% der Placebo-Gruppe auf.
- Unerwünschte Ereignisse, die zum Abbruch der Therapie führten, traten bei 17% unter Semaglutid und bei 8% unter Placebo auf.
Ergebnisse zur Primärprävention fehlen
In der Semaglutid-Gruppe traten insgesamt etwas weniger kardiovaskuläre Ereignisse als in der Placebo-Gruppe auf. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Semaglutid nicht nur bei der Gewichtsreduktion, sondern auch bei der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse helfen könnte. Limitiert wird die Studie allerdings dadurch, so die Autoren, dass lediglich Patienten eingeschlossen wurden, welche zu Studienbeginn bereits an kardiovaskulären Erkrankungen litten. So bleibt offen, welche Wirkung Semaglutid bei der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse zeigt.
Quelle
Lincoff AM, et al. Semaglutide and cardiovascular outcomes in obesity without diabetes. N Engl J Med 2023. Epub ahead of print.
Literatur
World Obesity Federation. World obesity atlas 2023.