Die kontinuierliche Glukosemessung im Unterhautfettgewebe ist der neue Standard, auch in Kombination mit automatischen Insulinpumpen. Daher wurden diese Technologien nun in zwei Diabetes-Leitlinien ergänzt.
Deutliche Veränderungen in der Versorgung
Mit der „Therapie des Typ-1-Diabetes“ und „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“ erfuhren jüngst zwei der wichtigsten diabetologischen Leitlinien grundlegende Überarbeitungen. Eine relevante Neuerung ist das tägliche Diabetesmanagement mittels kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) im Unterhautfettgewebe. Leitlinien-Koordinator Professor Dr. med. Thomas Haak, Bad Mergentheim, sprach im Rahmen der 17. Diabetes Herbsttagung diesbezüglich von einem neuen Standard.
Die CGM ermöglicht es, den Gewebszuckerspiegel nahezu in Echtzeit zu verfolgen und die Therapie wesentlich präziser zu steuern. Vor allem in Kombination mit automatischen Insulinpumpen (AID) können sie das tägliche Diabetesmanagement deutlich erleichtern.
Moderne Technik mit Vorteilen
Bisher fehlen zwar Studien zum langfristigen medizinischen Effekt dieser Systeme, jedoch dienen kurzfristige Studien sowie Erfahrungsberichte von Ärzten und Patienten als Basis. Ein großer Nutzen bestehe in der Vermeidung von Hypo- und Hyperglykämien durch die eingebaute Warnfunktion. Wissenschaftliche Studien zur Untermauerung seien hier noch nötig, so Haak. Bereits jetzt gilt als gesichert, dass die CGM-Messwerte gut mit dem Langzeitwert HbA1c korrelieren. Damit seien sie aussagekräftige Parameter zur Beurteilung der langfristigen Diabeteseinstellung.
Kinder und Jugendliche
Junge Menschen mit Diabetes müssen adäquat und bestmöglich behandelt und betreut werden, um ihnen möglichst ein Leben ohne Einschränkungen und unter sichergestellten Therapie- und Betreuungszielen gewährleisten zu können und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Diabetes und ihre Familien ergibt sich dank des technischen Fortschrittes eine bessere Stoffwechselkontrolle. Damit verbunden sind Erleichterungen bei der Teilhabe in KiTa und Schule. Daher fanden die modernen Diabetestechnologien auch schwerpunktmäßigen Einzug in die aktualisierte Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“.
Im Jahr 2020 lebten in Deutschland schätzungsweise 37.700 Kinder und Jugendliche im Alter bis 19 Jahren mit einem Typ-1-Diabetes mit deutschlandweit jährlich etwa 3500 Neuerkrankungen.
Die Integration moderner Technologien wie Insulinpumpen, CGM und AID ermöglichen eine weitgehend uneingeschränkte und altersgerechte Integration bei gleichzeitig guter Glucosekontrolle. Daher empfahl auch Dr. Ralph Ziegler, Münster, in der Vorab-Pressekonferenz, sie nach Möglichkeit allen Kindern und Jugendlichen anzubieten. Er berichtete, die Zeit im Zielbereich sei deutlich besser mit neuen Systemen, die anhand ihres Algorithmus stetig nachgesteuert werden können.
Die modernen Systeme sind kein Selbstzweck, sie bringen echte Erleichterung.
Die stetig neuen Entwicklungen in der Diabetestherapie werden auf ihre Erfolge nach Evidenz überprüft und fachlich diskutiert, um dann in aktualisierten Leitlinien übernommen zu werden. Dies bedarf somit einer regelmäßigen Fortschreibung der Leitlinie, denn nur so können die Forderungen aus den konsensbasierten Empfehlungen nach einer modernen und umfassenden Behandlung und Betreuung erfüllt werden.
Quelle
Dr. med. Ralph Ziegler. „Neue Leitlinie Diabetes im Kindes- und Jugendalter: Was ist neu?“ Vorab-Pressekonferenz im Rahmen der 17. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) „Gesundheit fängt im Kindesalter an: Prävention und Therapie von Diabetes“ am 14. November 2023.