Sacubitril/Valsartan für Kinder zugelassen

Raus aus der Off-Label-Anwendung: Sacubitril/Valsartan erhielt nun für Kinder mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit linksventrikulärer Dysfunktion (HFrEF) eine Zulassung.

Kommission sieht klinischen Nutzen

Sacubitril/Valsartan war bisher nur zur Behandlung von Erwachsenen mit HFrEF zugelassen. Der Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) unterstützt die natürliche Wirkung des natriuretischen Peptid-Systems (NPS) und verringert die schädlichen Effekte des dauerhaft aktiven Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) auf das Herz.

Die Europäische Kommission hat Sacubitril/Valsartan im Mai 2023 in der neuen Indikation zur Behandlung von symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit linksventrikulärer Dysfunktion bei pädiatrischen Patienten einen bedeutenden klinischen Nutzen im Vergleich zu bestehenden Therapien bescheinigt. Somit bekommt die oft bereits off Label angewendete Therapie bei Kindern ihre offizielle Bestätigung.

Studie mit Kindern

Jedes 100. Kind in Deutschland ist von einem angeborenen Herzfehler betroffen. Viele junge Patienten mit der Diagnose Herzinsuffizienz sind auf eine Herztransplantation vor ihrem fünften Geburtstag angewiesen. Bisher besteht die Behandlung weitestgehend aus Therapien ohne eigene Zulassung für Kinder und beruht auf Daten aus Studien mit Erwachsenen.

Diese Lücke schließt die Phase-III-Studie PANORAMA-HF, eine randomisierte, doppelblinde 52-wöchige Studie zum Vergleich mit dem aktiven Vergleichspräparat Enalapril bei 8442 Patienten. Die Teilnehmer waren ein Monat bis 18 Jahre alt und hatten eine Herzinsuffizienz aufgrund einer systemischen linksventrikulären systolischen Dysfunktion (LVEF < 45 % oder fraktionellen Verkürzung ≤ 22,5 %).

Ähnlich wie bei Erwachsenen führte Sacubitril/Valsartan auch bei den jungen Patienten zu einer klinisch bedeutsamen Verringerung des N-terminalen pro-B-Typ natriuretischen Peptids (NT-proBNP) im Vergleich zum Ausgangswert – einem kardialen Biomarker, der üblicherweise zur Beurteilung des Schweregrads und der Prognose von Herzinsuffizienz verwendet wird.

Die Ergebnisse zeigten im Vergleich zu Enalapril, dass Sacubritril/Valsartan

  • das Risiko für kardiovaskulären Tod um 20 % (p < 0,00004) reduzierte,
  • das Risiko für Herzinsuffizienz-bedingte stationäre Einweisungen um 21 % (p < 0,00004) reduzierte und
  • das Gesamtsterblichkeitsrisiko um 16% (p < 0,0005) reduzierte.

Insgesamt wurde eine Risikoreduzierung um 20% im Hinblick auf den kombinierten primären Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod oder Herzinsuffizienz-bedingter stationärer Einweisung festgestellt (p < 0,0000004).
Im Vergleich zu Enalapril brachen weniger Patienten die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab. In der Sacubitril/Valsartan-Gruppe wurden häufiger Hypotonien und nichtschwerwiegende Angioödeme, aber seltener Nierenfunktionsstörungen, Hyperkaliämien und Husten beobachtet. Die Sicherheit und Verträglichkeit entsprach den Beobachtungen, die für Erwachsene bekannt sind.

Extra Dosierungen kommen

Kinder und Jugendliche mit einem Körpergewicht unter 40 kg erhalten Sacubitril/Valsartan in der bestehenden Tablettenform. Für Kinder, deren Körpergewicht darunter liegt, wird es ab dem vierten Quartal 2023 eine spezielle gewichtsadaptiert zu dosierende Darreichungsform als Granulat geben.

Quellen

Europäische Kommission. 3610/2023. Abrufbar unter: https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2023/20230526159257/dec_159257_de.pdf  (pdf) (Letzter Zugriff: 13. Juli 2023).

Prof. Dr. Birgit Stiller, Freiburg, Dr. André Schmidt, Basel, Schweiz, virtuelle Pressekonferenz „Ein großer Schritt für kleine Herzen: Zulassungserweiterung von Entresto® für pädiatrische HFrEF“, 5. Juli 2023, veranstaltet von Novartis.