Orale Antikoagulation trotz Hirnblutung

Die Gabe oraler Antikoagulanzien bei Patienten mit Vorhofflimmern, die bereits eine Hirnblutung hatten, erhöhte nicht das Risiko für erneute Hirnblutungen.

Erneutes Risiko für Hirnblutungen unklar

Die Wahrscheinlichkeit, eine Therapie mit oralen Antikoagulanzien nach einer intrakraniellen Blutung (ICH) abzubrechen, ist hoch. Denn Patienten und auch Therapeuten haben Angst vor dem Auftreten einer erneuten Hirnblutung. Ob dieses Risiko bei einer Weiterbehandlung mit oralen Antikoagulanzien aber tatsächlich erhöht ist, ist unklar.

Antikoagulation versus keine Antikoagulation

In einer Metaanalyse aus 13 Studien, darunter elf Real-World-Studien und zwei randomisierte und kontrollierte Studien, mit insgesamt 17.600 Patienten wurde das Risiko für eine erneute Hirnblutung unter der Wiedereinnahme oraler Antikoagulanzien analysiert.

In den meisten Studien wurden Vitamin-K-Antagonisten nach einer Hirnblutung mit keiner Antikoagulation verglichen. In zwei Studien wurden Vitamin-K-Antagonisten mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) verglichen. Die Studien unterschieden sich sowohl im Zeitraum der Wiederaufnahme einer Antikoagulation nach der Hirnblutung (zwischen einem Monat und drei Jahren) als auch dem HAS-BLED-Score und dem CHA2DS2-VASc-Score der Patienten.

Kein erhöhtes Risiko für erneute Hirnblutung

Im Vergleich mit keinen Antikoagulanzien waren orale Antikoagulanzien nicht mit einem erhöhten Risiko für das erneute Auftreten einer Hirnblutung verbunden (HR 0,85; 95%-Konfidenzintervall 0,57–1,25; p=0,41). Allerdings war das Risiko für schwere Blutungen signifikant erhöht (HR 1,66; 95%-KI 1,20–2,30; p<0,01). Dafür waren orale Antikoagulanzien aber mit einem reduzierten Risiko für ischämische Schlaganfälle und Thromboembolien verbunden (HR 0,54; 95%-KI 0,42–0,70; p<0,01) sowie Tod jeglicher Ursache (HR 0,38; 95%-KI 0,28–0,52; p<0,01).

DOAK eventuell von Vorteil

Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) waren im Vergleich zu Warfarin mit einem signifikant reduzierten Risiko für erneute Hirnblutungen verbunden (HR 0,64; 95%-KI 0,49–0,85, p<0,01). Die Risiken für Schlaganfälle, Thromboembolien und Tod waren vergleichbar.

Weitere Studien notwendig

Bei Patienten mit Vorhofflimmern scheint das Risiko für Hirnblutungen nach der erneuten Aufnahme einer blutgerinnungshemmenden Therapie nicht erhöht zu sein. Das Risiko für ischämische Schlaganfälle, Thromboembolien und jegliche Todesursachen war signifikant reduziert. Das Risiko für schwere Blutungen war allerdings signifikant erhöht.

Um diese Ergebnisse zu bestätigen, sind weitere Studien, auch mit ganz konkreten Zeiträumen der Wiederaufnahme der Therapie mit Antikoagulanzien und auch einer genauen Betrachtung der Patientengruppen (Blutungs- und auch Thromboembolierisiko) und der Antikoagulanzien notwendig.

Quelle

Cai H, et al. Anticoagulant in atrial fibrillation patients with prior intracranial haemorrhage: a meta-analysis. Heart 2023 Jun 15;heartjnl-2023-322492. doi: 10.1136/heartjnl-2023-322492. Online ahead of print.