Was kann Vitamin-D-Supplementation bezüglich Krebsmortalität und Überlebensprognose von Krebspatienten leisten? Eine Metaanalyse ergänzt bisherige Erkenntnisse und sieht Potenzial für die Krebstherapie.
Unterschiedliche Hinweise
Ein Mangel an Vitamin D, definiert als eine Konzentration von weniger als 30 nmol/l 25-Hydroxyvitamin-D im Blutserum, wurde wiederholt bei Krebspatienten im Therapieverlauf beobachtet. Andere frühere Studien fanden zum einen Zusammenhänge zwischen niedrigen 25-Hydroxyvitamin-D-Werten und einem erhöhten Krebsrisiko sowie Assoziationen mit schlechteren Überlebensdaten von Krebspatienten. Hintergrund der möglicherweise relevanten Rolle des Vitamin-D-Status bei Krebserkrankungen ist die Bedeutung des Hormons 1,25-Dihydroxyvitamin-D bei der Zellproliferation und als eine Art Anti-Aging-Faktor für die Zellen. Studiendaten sind zahlreich, deren Aussagen jedoch widersprüchlich.
Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien (RCT) mit insgesamt fast 105.000 Teilnehmern und mehr als 94.000 individuellen Patientendaten sollte nun mehr Licht ins Dunkel bringen. Ziel der Forscher war die Bewertung einer Vitamin-D3-Supplementation für die Krebsmortalität in der Allgemeinbevölkerung sowie für die Gesamt- und krebsspezifische Prognose von Krebspatienten mit Prostata-, Darm-, Brust- und Lungentumoren.
Effekt für Überlebensprognose bei täglicher Dosis
Die Analyse der RCT ergab eine Reduktion der Krebssterblichkeit von 6 %, die allerdings nicht statistisch signifikant war (Risk Ratio [RR] 0,94; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,86–1,02). Anders die Ergebnisse zu den Überlebensprognosen: Die Verbesserungen von 5 % beim Gesamtüberleben von Krebspatienten und in Höhe von 7 % beim krebsspezifischen Überleben waren – zumindest in den Studien zur täglichen Vitamin-D3-Einnahme – statistisch signifikant. In Subgruppenanalysen zeigte sich in zehn Studien mit einem täglichen Dosierungsschema von 400 bis 4000 I.E. eine um 12 % niedrigere Krebssterblichkeit unter Vitamin D3 im Vergleich zu Placebo (RR [95%-KI]: 0,88 [0,78–0,98]). In weiteren vier Studien mit einem Bolus-Regime von 60.000 I.E. monatlich bis 100.000 I.E. alle vier Monate konnte dagegen keine Reduktion beobachtet werden (RR 1,07; [95%-KI 0,91–1,24).
Die Studiendauer, die Höhe der Tagesdosis (1.000, 2.000 oder mehr als 2.000 I.E.) sowie der Gesundheitszustand der Teilnehmer machten keinen Unterschied. Eine tägliche Vitamin-D3-Supplementation war am ehesten für über 70jährige, weiße, männliche Patienten von Vorteil sowie für Patienten, die das Nahrungsergänzungsmittel vor der Krebsdiagnose einnahmen. Diese Ergebnisse stammen jedoch aus Post-hoc-Analysen und waren ebenfalls nicht signifikant.
Werden die Vorteile unterschätzt?
Insgesamt führten die Ergebnisse zu dem Fazit seitens der Autoren, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten keinen Unterschied bei der Krebssterblichkeit ergab. Sie sehen jedoch eine mögliche Wirksamkeit durch tägliche Vitamin-D-Supplementation in der Krebsbehandlung, denn auch Analysen aus den individuellen Patientendaten wiesen auf eine signifikante Reduzierung der Krebssterblichkeit hin, sowohl für die Gesamtsterblichkeit (11%) als auch für das krebsspezifische Überleben (13 %). Den Studienautoren zufolge könnten die Effekte von Vitamin D3 auf die Krebsprognose unterschätzt sein und eine Supplementation kurz nach der Diagnose Vorteile bringen – insbesondere bei niedrigen Serumspiegeln und in Anbetracht des äußerst geringen Nebenwirkungsrisikos sowie der sehr niedrigen Kosten.
Quelle
Kuznia S, Zhu A, Akutsu T, et al. Efficacy of vitamin D3 supplementation on cancer mortality: Systematic review and individual patient data meta-analysis of randomised controlled trials. Ageing Res Rev 2023:Mar 31;87:101923. doi: 10.1016/j.arr.2023.101923. Epub ahead of print. PMID: 37004841.