Typ-1-Diabetes: Ketoazidosen verhindern

Ketoazidosen stellen nach wie vor ein großes Problem bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes dar. Nicht selten wird ein Typ-1-Diabetes erst aufgrund dieser Komplikation erkannt. Die Prävalenz der diabetischen Ketoazidose stieg während der Corona-Pandemie überproportional an.

Diabetische Ketoazidose ist ein intensivmedizinischer Notfall

Bei einem schweren Insulinmangel, wie er bei Diabetes mellitus Typ 1 auftreten kann, versucht der Körper, seinen Energiebedarf über den Abbau von Fetten zu decken. Die damit einhergehende vermehrte Bildung von Ketonkörpern kann zu einer Übersäuerung führen.

Die Hyperglykämie hat zur Folge, dass verstärkt Wasser und damit Elektrolyte ausgeschieden werden, bis hin zu ausgeprägten Elektrolytentgleisungen und Austrocknung des Körpers (Exsikkose) mit Bewusstseinsstörungen bis hin zu einem diabetischen Koma. In 0,3 bis 1,0% aller Fälle entwickelt sich bei einer diabetischen Ketoazidose ein lebensgefährliches Hirnödem. Daher ist bei einer diabetischen Ketoazidose eine sofortige intensivmedizinische Behandlung notwendig.

Mögliche Symptome sind starkes Durstgefühl, Polyurie, trockene Haut und Mundschleimhaut, Müdigkeit, Benommenheit, Bauchschmerzen, Nausea, Erbrechen, vertiefte, zwanghafte Atmung sowie ein Acetongeruch der Atemluft.

Da die Ketoazidose eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation ist, ist es wichtig, dass Typ-1-Diabetes frühzeitig diagnostiziert wird. Bei Kindern kann zudem bereits eine einzelne Episode einer mittelschweren oder schweren diabetischen Ketoazidose zu neurokognitiven Beeinträchtigungen führen.

Frühe Diagnose bei Typ-1-Diabetes notwendig

Während der COVID-19-Pandemie wurden viele Arztbesuche verschoben und Diagnosen später gestellt. Infolgedessen wurde weltweit auch eine erhöhte Prävalenz der diabetischen Ketoazidose bei der Diagnose von Typ-1-Diabetes bei Kindern beobachtet. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Daten aus 13 nationalen Diabetesregistern.

Die Studienpopulation umfasste 104.290 Kinder und Jugendliche ab 6 Monate, bei denen zwischen 2006 und 2021 Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde.

Überproportional mehr Ketoazidosen während Corona-Pandemie

In den Jahren vor der Pandemie, also zwischen 2006 und 2019, wurde bei 87.228 Kindern und Jugendlichen ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Davon hatten 23.775 (27 %) Kinder und Jugendliche bei der Diagnosestellung eine diabetische Ketoazidose. Die Prävalenz der Ketoazidose stieg in diesem Zeitraum in der Gesamtkohorte im Mittel um 1,6 % pro Jahr.

Nach dem Trend dieser Jahre hätte die Ketoazidose-Prävalenz in den Jahren 2020 und 2021 bei 32,5 % beziehungsweise 33,0 % liegen sollen. Tatsächlich lag sie aber bei rund 39 %.

Aufklärungskampagne soll Bewusstsein stärken

Bereits Ende 2020 konnte gezeigt werden, dass die Prävalenz während der Pandemie stieg. Seitdem soll mit einer großangelegten Aufklärungskampagne der pädiatrischen Fachgesellschaften und Verbände auch bei den Eltern das Bewusstsein für Warnsymptome geschärft werden. Für die Früherkennungsuntersuchungen U6 und U7a haben die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) einen entsprechenden Flyer erstellt.

Für mehr Aufklärung soll auch der heutige Weltdiabetestag sorgen, der anlässlich des Geburtstags von Frederick G. Banting auf den 14. November gelegt wurde. Banting entdeckte 1921 das Hormon Insulin.

Quellen

Birkebaek NH, et al. Impact of the COVID-19 pandemic on long-term trends in the prevalence of diabetic ketoacidosis at diagnosis of paediatric type 1 diabetes: an international multicentre study based on data from 13 national diabetes registries. Lancet Diabetes Endocrinol 2022;10:786–94.

DKA Präventionskampagne der AGPD