Soll bei KHK-Patienten besser mediterrane Kost oder Low-Fat auf den Teller? Die Autoren einer aktuellen Langzeitstudie sehen Vorteile für die Variante mit Fisch und Olivenöl.
Vorteile in der Primärprävention
Die Zeiten, in denen Fettverzicht als Garant für eine stabile Herz-Kreislauf-Gesundheit galt, sind vorbei. In den 60er-Jahren wurden Forscher auf die allgemein gute Gesundheit der Mittelmeeranrainer aufmerksam und identifizierten deren Ernährungsweise als wichtigsten Einflussfaktor. Die traditionellen Essgewohnheiten beinhalten hohe Anteile an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide. Als Proteinquellen dienen hauptsächlich Fisch sowie wenig weißes Fleisch. Der bedeutendste Fettlieferant ist Olivenöl, das reichlich zum Einsatz kommt. Mittlerweile konnten Studien die präventive Wirksamkeit der sogenannten Mittelmeerdiät ohne generellen Fettverzicht für Menschen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko bestätigen.
Wer frei von kardiovaskulären Beschwerden ist und das weiterhin bleiben möchte, ist sowohl mit einem Low-Fat-Speiseplan als auch mit mediterraner Ernährung gut beraten. Beide Varianten ebenso wie eine Low-Cab-Ernährung sind dazu geeignet, eine Gewichtsabnahme zu erreichen und das kardiovaskuläre Risiko zu senken.
… und in der Sekundärprävention?
Wie sieht es aber bei Menschen aus, bei denen bereits die Diagnose koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegt? Dazu existieren nur wenige Daten, insbesondere im direkten Vergleich verschiedener Ernährungsweisen. Im Rahmen der CORDIOPREV-Studie am Universitätskrankenhaus Reina Sofia in Córdoba, Spanien, setzten Forscher 1002 KHK-Patienten, alle ohne kardiovaskuläre Ereignisse in den letzten sechs Monaten, auf Diät: Der einen Hälfte (n=502) wurde eine mediterrane Kost ans Herz gelegt, der anderen (n=500) eine fettarme Ernährung.
Bei den Studienteilnehmern lag im Vorfeld entweder ein akuter Myokardinfarkt, Hospitalisierung wegen instabiler Angina pectoris oder eine chronische ischämische Herzkrankheit vor. Ernährungsberater gaben konkret vor, welche Lebensmittelgruppen in welchen Mengen jeweils auf den Tisch kommen sollten. Die tägliche Cholesterinhöchstmenge lag für alle Teilnehmer bei < 300 mg. Generelle Restriktionen zur Energieaufnahme oder Empfehlungen zur körperlichen Aktivität gab es nicht, dafür aber mindestens zwölf Kontakte pro Jahr mit den Ernährungsberatern. Der kombinierte primäre Studienendpunkt beinhaltete die wichtigsten kardiovaskulären Ereignisse, einschließlich Myokardinfarkt, Revaskularisation, ischämischer Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit und kardiovaskulärer Tod. Die Nachverfolgungszeit betrug sieben Jahre.
Bessere Ergebnisse mit Fisch und Öl
Nach sieben Jahren zählten die Studienautoren 198 kardiovaskuläre Ereignisse gemäß des Endpunktes. Davon traten 87 (17,3%) unter der mediterranen und 111 (22,2%) unter der fettreduzierten Diät auf (Hazard-Ratio 0,745; 95%-Konfidenzintervall 0,563–0,986). Die Häufigkeit der Ereignisse pro 1000 Personenjahre betrug 28,1 unter der Mittelmeerkost und 37,7 unter der Low-Fat-Ernährung. Die Analyse ergab eine signifikante Überlegenheit der mediterranen Kost, insbesondere bei Patienten ohne KHK-Erkrankungen in der Familienanamnese, Teilnehmern unter 70 Jahren sowie bei LDL-Werten < 100 mg/dl zu Studienbeginn. Männer profitierten insgesamt noch mehr als Frauen.
Empfehlung für Mittelmeerkost
CORDIOPREV ist die bislang umfangreichste Studie mit der längsten Nachbeobachtungszeit zur Sekundärprävention durch mediterrane Ernährung. Sie belegt, dass die Mittelmeerdiät besser als Fettreduktion bei der Vorbeugung von erneuten Herz-Kreislauf-Ereignissen funktioniert. Die Ergebnisse bestätigen die Empfehlungen der ESC-Leitlinie zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der klinischen Praxis von 2021. Hierin sprechen sich die Autoren explizit im Rahmen eines Level of Evidence der Klasse IA für eine mediterrane oder ähnliche Ernährungsweise aus, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
Fettmenge nicht ausschlaggebend
Interessant ist ein Blick auf die verzehrten Fettmengen beider Diätgruppen. Erwartungsgemäß und den Empfehlungen folgend sank in der Low-Fat-Gruppe der Fettverzehr: von vormals 35,7% der Gesamtenergie auf 32,1%. Anders bei der mediterranen Ernährung: Reichlich fetthaltiger Fisch, Nüsse und natives Olivenöl hoben den Gesamtfettverzehr von 37,4% auf 40,5% an. Trotzdem hatte die Mittelmeerkost einen höheren kardioprotektiven Effekt – und zeigt damit, dass es eben nicht einfach auf die Fettmenge, sondern auf die Art der Fette ankommt. Dass mehr Teilnehmer in der Mittelmeerdiät-Gruppe bei der Stange blieben, zeigt zudem eine bessere Akzeptanz dieser Ernährung im Vergleich zur reinen Fettreduktion.
Quelle
Delgado-Lista J, Alcala-Diaz JF, Torres-Peña JD, et al. Long-term secondary prevention of cardiovascular disease with a Mediterranean diet and a low-fat diet (CORDIOPREV): a randomised controlled trial. Lancet. 2022 May 14;399:1876-1885. doi: 10.1016/S0140-6736(22)00122-2.