Maßgeschneiderte Therapie aus dem Drucker

Eine Möglichkeit, Behandlungen zu individualisieren, ist der 3D-Druck. Dr. Niklas Sandler aus Finnland stellte beim diesjährigen ADKA-Kongress in Nürnberg Konzepte vor, die die Arzneimitteltherapie revolutionieren können.

Passgenaue Arzneimittel dringend nötig

Der Bedarf für personalisierte Medizin ist groß und flexiblere Arzneimitteltherapien daher nötig. So braucht es beispielsweise altersgerechte Dosierungen, unterschiedliche Präparate für verschiedene Geschlechter oder an die individuelle Stoffwechsellage angepasste Arzneimittel.

Eine Möglichzeit zur Flexibilisierung einer Therapie ohne das eigentliche Herstellverfahren ändern zu müssen, ist der 3D-Druck. Maßgeschneiderte Präparate in passender Dosierung und Kombination sind so individuell für jeden Patienten herstellbar.

Bisher zugelassen ist bereits ein Präparat aus dem 3D-Drucker – allerdings nur in fester Dosierung und Zusammensetzung. Individualisierte Arzneimittel werden bisher nicht standardmäßig hergestellt, sind aber schon Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte, aus denen Sandler einige Konzepte vorstellte.

3 zukünftige Optionen aus dem Drucker

Arzneimittel und Information in einem

Keine lästigen Beipackzettel und Patientenbroschüren mehr: Statt Tabletten ist das Arzneimittel ein auf einen „essbaren“ Träger aufgedruckter QR-Code. Hergestellt wird eine farbige Lösung mit der benötigten Wirkstoffmenge, aus der dann der QR-Code gedruckt wird. Träger können verschiedene Materialien sein. In diesem Projekt war es ein neu entwickeltes flexibles und poröses, aber mechanisch stabiles Substrat, möglich sind auch bekannte Materialien wie Reispapier. Im QR-Code sind für den Patienten wichtige Informationen zu seiner Arzneimitteltherapie hinterlegt. Der Patient kann den QR-Code mit seinem Handy abscannen und erhält so die für ihn relevanten hinterlegten Auskünfte zu seinem Medikament. Anschließend wird das Präparat auf die Zunge gelegt, wo er sich auflöst und den aufgedruckten Wirkstoff freigibt.

Dafür braucht es nicht einmal spezielle Drucker – die Forscher nutzen für ihre Untersuchungen handelsübliche Tintenstrahldrucker.

Unabhängig vom QR-Code ist diese Arzneiform eine gute Alternative zu Tabletten bei kleinen Kindern oder Patienten mit Schluckstörungen. Arzneistofflösungen können in verschiedensten Dosierungen auf Reis- oder Zuckerpapier aufgebracht und einfach appliziert werden.

Bedruckte Biofilme zur mucosalen Anwendung

Krebserkrankungen unterscheiden sich interindividuell oft stark, so auch Zervixkarzinome. Die gleiche Arzneimitteltherapie kann somit unterschiedlich wirksam oder verträglich sein. Bedruckte adhäsive Filme zur Anwendung auf der Schleimhaut bieten die Option, die Behandlung individuell zu gestalten. In einer Untersuchung zu durch HPV ausgelösten Zervixkarzinomen wurden diese Biofilme mit komplexen Wirkstoffkombinationen bedruckt. Enthalten waren in Cyclodextrin eingebettetes Paclitaxel und in Polycaprolacton-Nanopartikel verkapseltes Cidofovir. Neben der Dosierung beider Komponenten ist beispielsweise auch die Freigaberate steuerbar.

Maßgeschneiderte Devices

Eine weitere Untersuchung bezog sich auf die individuelle Gestaltung von Intra-Uterin-Systemen, beispielsweise zur Verhütung. Diese sind durch den 3D-Druck in mehrerlei Hinsicht individualisierbar. Zum einen sind Form und Größe an die Anatomie der Patientin anpassbar. Zum anderen können die Dosierung und die Wirkstofffreigabe für die Bedürfnisse der Patientin passend gestaltet werden.

Quelle

Dr. Niklas Sandler. 3D printed drugs – science-fiction or reality in the hospital pharmacy? ADKA-Kongress 2022, 5. bis 7. Mai, Nürnberg.