Nach Corona nun Affenpocken?

In Deutschland wurden im Mai 2022 erste Fälle von Affenpocken identifiziert. Das Besondere: Die Betroffenen waren zuvor nicht in Risikogebieten in Afrika, in denen das Virus endemisch ist. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht aktuell jedoch keine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung.

Bislang 5 Fälle in Deutschland

Einer aktuellen Mitteilung des RKI zufolge wurden inzwischen fünf Patienten mit Affenpocken registriert (Stand 24. Mai 2022).

Ein Patient, ein Reiserückkehrer aus Spanien, stammt aus Baden-Württemberg. Er habe Fieber, Husten und weise typische Hautveränderungen auf, sein Zustand sei jedoch stabil, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg vom 23. Mai 2022. In Berlin wurden bislang zwei Fälle registriert (Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin vom 21. Mai 2022). Hier erfolgte die Übertragung vermutlich im Rahmen sexueller Aktivitäten.

5 Fragen und Antworten zu Affenpocken

1. Was sind Affenpocken?

Affenpocken werden ausgelöst durch das Affenpockenvirus Orthopoxvirus simiae (auch Monkeypox virus, MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren („echte Pocken“, Variola) und Kuhpockenviren.

2. Wie werden Affenpocken übertragen?

Die Übertragung erfolgt vermutlich vor allem von Nagetieren auf den Menschen. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt. Die Eintrittspforte für die Viren sind häufig kleinste Hautverletzungen sowie alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus), möglicherweise auch der Respirationstrakt.

Zur Vorsorge sollten somit enge körperliche/sexuelle Kontakte mit wechselnden oder fremden Personen nach Möglichkeit vermieden werden, heißt es aus Berlin. Auf jeden Fall sollten die Regeln des „Safer Sex“ wie der Gebrauch von Kondomen beachtet werden.

3. Gibt es eine Impfung?

Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den „echten Pocken“ entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. In der EU ist seit 2013 ein Pocken-Impfstoff zugelassen (Imvanex). Imvanex enthält modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) und ist besser verträglich als ältere Pockenimpfstoffe. Er kann ab 18 Jahren eingesetzt werden. Eine Impfung ist unter Umständen bei bestimmten Kontaktpersonen denkbar. In den USA und Kanada erstreckt sich die Zulassung dieses Impfstoffs auch auf die Impfung gegen Affenpocken.

4. Wie werden Affenpocken behandelt?

Die Therapie ist in erster Linie symptomatisch und unterstützend. Wichtig ist es, bakterielle Superinfektionen zu verhindern. Mit Tecovirimat wurde kürzlich in der EU ein Arzneimittel zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen und auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen.

5. Kommt da eine neue Pandemie?

Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich. Daher geht man gegenwärtig davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann. Allerdings sind auch in Deutschland weitere Fälle zu erwarten. Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer: Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken (Variola) verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder. Insgesamt ist die Prognose daher als günstig zu bewerten, so das RKI. Bei einigen Betroffenen können jedoch schwere Verläufe auftreten.

Zur Eindämmung sollten Ärzte auch bei Patienten ohne bekannte Reiseanamnese in Endemiegebiete (West- und Zentralafrika), die unklare pockenähnliche Hauteffloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken, etc.) oder Läsionen aufweisen, Affenpocken in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbeziehen.

Zum Weiterlesen

Umfassende Informationen zu Affenpocken, u.a. zu Vorkommen, Infektionswegen und Diagnostik, bietet das RKI in einem FAQ.

Quelle

Robert Koch-Institut. Internationaler Affenpocken-Ausbruch: Einschätzung der Situation in Deutschland, Stand: 24.5.2022. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Ausbruch-2022-Situation-Deutschland.html (Zugriff am 24.05.2022).