Niedrig dosiertes Amoxicillin überzeugt bei pCAP

In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob eine niedrig dosierte, verkürzte Antibiotika-Therapie bei Kindern mit einer pädiatrisch ambulant erworbenen Pneumonie (pCAP) den Therapieerfolg beeinträchtigt oder genauso effektiv ist wie die bisherige Standardtherapie.

Was sagt die Leitlinie?

Gemäß der S2k-Leitlinie „Management der ambulant erworbenen Pneumonie bei Kindern und Jugendlichen (pädiatrische ambulant erworbene Pneumonie, pCAP)“ muss nicht jedes Kind mit einer pCAP antibiotisch behandelt werden. Das gilt insbesondere für Patienten mit einem leichten Verlauf ohne Fieber und für Kinder, bei denen klinisch eine bronchiale Obstruktion im Vordergrund steht, da letzteres auf eine viral bedingte Atemwegsinfektion hindeutet. Ob Antibiotika eingesetzt werden, hängt neben der klinischen Ausprägung auch davon ab, welche Erreger zu erwarten sind und welche individuellen Risikofaktoren bei den kleinen Patienten vorliegen.

Die CAP-IT-Studie

In der kürzlich publizierten Interventionsstudie mit 2×2-faktoriellen Studiendesign haben die Autoren erstmals untersucht, ob und wie sich eine reduzierte Antibiotika-Dosierung und -Therapiedauer bei Kindern ab sechs Monaten mit pCAP auswirkt. Insgesamt 824 Probanden erhielten Amoxicillin über einen Behandlungszeitraum von drei oder sieben Tagen in einer Dosierung von 30-50 mg/kg bzw. 70-90 mg/kg täglich und wurden in folgende Gruppen eingeteilt:

  • 209 Patienten erhielten drei Tage lang Amoxicillin 35-50 mg/kg täglich
  • 203 Patienten erhielten sieben Tage lang Amoxicillin 35-50 mg/kg täglich
  • 207 Patienten erhielten drei Tage lang Amoxicillin 70-90 mg/kg täglich
  • 205 Patienten erhielten sieben Tage lang Amoxicillin 70-90 mg/kg täglich

Als primären Endpunkt definierten die Studienautoren die erneute Antibiotika-Behandlung gegen Atemwegsinfektionen, inklusive einer pCAP, innerhalb von 28 Tagen nach Studienbeginn.

Überzeugende Ergebnisse

Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 2,5 Jahre und 52 % von ihnen waren Jungen, 48 % Mädchen. Der primäre Endpunkt konnte bei insgesamt 97 % der kleinen Patienten erhoben werden. Ein signifikanter Unterschied in der Dosierung (p = 0,46) oder Therapiedauer (p = 0,59) von Amoxicillin bei Kindern mit einer pCAP war nicht vorhanden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine niedrig dosierte, verkürzte Amoxicillin-Gabe genauso effektiv war wie die höherdosierte, einwöchige Therapie. Die Differenz zwischen geringer und höherer Dosierung lag bei gerade einmal 0,7 % (9,5 % vs. 10,2 %), bei der drei- bzw. siebentägigen Amoxicillin-Therapie betrug die Differenz 1,3 % (10,5 % vs. 9,2 %). Somit hat das Betalactam-Antibiotikum das Ziel der Nichtunterlegenheit im Hinblick auf die Wirksamkeit erfüllt.

Amoxicillin-assoziierte Nebenwirkungen, zu denen Hautausschlag, Diarrhö und Candida-Infektionen gehören, traten zwischen den Gruppen – bis auf den Hautausschlag – vergleichbar häufig auf. Kinder, die das Aminopenicillin über eine Woche lang einnahmen, litten häufiger unter einem Hautausschlag (27 %) als Kinder unter verkürzter Antibiotika-Therapie (22 %). Die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Therapieabbruch korrelierte mit der Behandlungsdauer und war in der Gruppe mit einwöchiger Amoxicillin-Gabe höher verglichen mit der Dreitagestherapie.

Fazit

Bestrebungen, den Antibiotika-Einsatz zu reduzieren, nehmen erfreulicherweise zu. Sie sind eine dringend erforderliche Reaktion auf die Erkenntnis der weltweit zunehmenden Resistenzentwicklungen. Ein Beispiel für einen solchen Ansatz ist die CAP-IT-Studie. Die Studienautoren konnten zeigen, dass eine niedrig dosierte, verkürzte Amoxicillin-Therapie bei pCAP genauso effektiv war wie die bisherige Therapie. Daher kann niedrig dosiertes Amoxicillin über drei Tage als gleichwertige Behandlungsoption angesehen werden, ohne den Therapieerfolg zu beeinträchtigen. Vor dem Hintergrund der global zunehmenden Resistenzraten, der Verträglichkeit und Therapieadhärenz wäre es wünschenswert, wenn sich zukünftig eine verkürzte Amoxicillin-Gabe in niedrigerer Dosierung bei bakteriellen Pneumonien etablieren würde. Allerdings darf es keine Generalisierung geben. Denn der Schweregrad der Infektion und damit einhergehende potenzielle Komplikationen müssen nach wie vor individuell abgewogen und bei der Wahl der optimalen Antibioika-Dosierung und Therapiedauer berücksichtigt werden.

Quelle

Bielicki JA, et al. Effect of amoxicillin dose and treatment duration on the need for antibiotic retreatment in children with community-acquired pneumonia. The CAP-IT randomized clinical trial. JAMA 2021;326(17):1713–24. doi:10.1001/jama.2021.17843