Fördern Arzneimittel Allergien?

Wenig Eisen = Allergie?

Allergiker und Atopiker haben oft niedrige Eisenwerte. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Mineralstoffversorgung und Erkrankungsrisiko?

Eisenmangel fördert Abwehrprozesse

Eine unzureichende Eisenversorgung begünstigt das Auftreten von Allergien auf verschiedenen Wegen. Zum einen bedeutet wenig Eisen gewissermaßen einen Überlebensvorteil für Th2-Zellen, die im Vergleich zu anderen T-Zellen unter eisenarmen Bedingungen besser überleben. Deren Dominanz ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer Allergie. Zum anderen aktiviert ein lokaler Eisenmangel in den Zellen die Cytidindeaminase AID. Dieses Enzym ist für den Klassenwechsel von Antikörpern in die Immunglobulinklasse E (IgE) verantwortlich. Überdies ist ein niedriger Eisenspiegel mit einer direkten Aktivierung der Mastzellen verknüpft, die bekanntermaßen als Initiatoren für allergische Reaktionen fungieren und das Freisetzen von Histamin initiieren.

Holo-BLG und Lipocalin-2 schützen

Eisenhaltige Proteine wie Transferrin und Lactoferrin können der Immunaktivierung entgegensteuern. Eine solche Schutzwirkung besitzt auch das Protein Lipocalin-2 (LCN2), das klassischerweise bei Infektionen vermehrt ausgeschüttet wird. LCN2 kann den Mikronährstoffbedarf von Immunzellen wie Makrophagen oder Mastzellen rezeptorvermittelt gezielt bedienen und somit für ein ausbalanciertes Immunsystem sorgen. Auch das eisenbeladene Molkenprotein β-Lactoglobulin (holo-BLG) hat derartige Auswirkungen auf Immunzellen. Ursprünglich soll es das Kalb vor Infektionen schützen. Es ist der Kern des bekannten „Bauernhof-Phänomens“, nach dem Kinder, die im Umfeld einer traditionellen Rinderhaltung aufwachsen, weniger Allergien entwickeln. Diesen Mechanismus greift auch eine holo-BLG-Lutschtablette zur Allergiebehandlung auf. Erste Studien bestätigen dieser Therapieoption signifikante Abnahme der Symptombelastung bei Pollen- und Hausstaubmilbenallergie.

Signifikante Unterschiede bei Allergikern

Epidemiologischen und klinischen Studien zufolge ist Eisenmangel ein ständiger Begleiter von Atopikern und trägt zu ihrem erhöhten Allergierisiko bei. Die Lipocalin-2-Werte sind bei Allergikern signifikant niedriger. Sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter tritt eine Eisenmangel-Anämie häufiger bei Allergikern auf als bei Nicht-Allergikern. In Untersuchungen traten Anämien bei Kindern mit Allergien achtmal häufiger auf. Andere Studien zeigten, dass Eisenmangel während der Schwangerschaft das Risiko für die Kinder erhöht, eine atopische Erkrankung zu entwickeln. Funktioneller Eisenmangel erhöht außerdem die klinische Symptombelastung bei Allergikern. Ähnliche Zusammenhänge wurden übrigens auch bei anderen Mikronährstoffen, etwa Vitamin D, β-Carotin und Folsäure beobachtet.

Eisensubstitution für Allergiker?

Ist die Substitution von Eisen für Allergiker und Atopiker also obligatorisch? Zumindest ist ein Blick auf die Eisenversorgung sinnvoll. In der Therapie bestehender Allergien verspricht die holo-BLG-Gabe allerdings einen gezielteren und daher effektiveren Behandlungsansatz als eine allgemeine Eisensupplementation.

Quellen