Patientenleitlinien zu Long-/Post-COVID-19

Basierend auf der S1-Leitlinie Long-/Post-COVID-19, die dieses Jahr im Sommer erschienen ist, wurden in der digitalen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)  die ersten Patientenleitlinien vorgestellt. Diese richten sich insbesondere an Betroffene und Angehörige. Mit Herr Prof. Dr. med. Torsten Bauer, Präsident der DGP, Dr. med. Christian Gogoll und Prof. Dr. med. Taube standen drei ausgewiesene Experten Rede und Antwort.

Alles COVID, alles klar – oder doch nicht?

Seit eineinhalb Jahren dominiert COVID-19 unseren Alltag.  Dennoch herrscht in einigen Teilen der Bevölkerung nach wie vor große Unsicherheit und der Aufklärungsbedarf ist hoch. Um wissenschaftlich fundierte Informationen auch Patienten mit geringem medizinischen Edukationsgrad in einfacher und verständlicher Form zugänglich zu machen, hat die DGP in Zusammenarbeit mit Betroffenen, Selbsthilfegruppen und weiteren Fachgesellschaften die neuen Patientenleitlinien erarbeitet.

Long- oder Post-COVID?

Das Long-COVID-19-Syndrom bezeichnet anhaltende Symptome bis zu vier Wochen nach der ursprünglichen Infektion. Davon abzugrenzen ist Post-COVID-19, bei dem die Beschwerden mindestens über 12 Wochen persistieren. Bislang ist noch unklar, warum einige Menschen nach einer durchgemachten Infektion eines der beiden Krankheitsbilder entwickeln. Betroffen sind etwa 10 bis 15 % der SARS-CoV-2-Infizierten, was die Relevanz der Patientenleitlinie nochmals verdeutlicht.

Das Problem aus ärztlicher Sicht ist die fehlende Korrelation zwischen Schwere der Erkrankung und Häufigkeit des Auftretens von Long-/Post-COVID-19. Das zeitverzögerte  Auftreten der Symptome, selbst nach einem leichten Verlauf, erschwert die korrekte Diagnosestellung zusätzlich. Obwohl die Symptome mannigfaltig sind, gehören zu den drei häufigsten, ausgeprägten Beschwerden

  1. Fatigue
  2. Herzrasen und Atemnot
  3. Denk- und Konzentrationsstörungen

Die Leitlinie liefert Antworten

Mit der Patientenleitlinie sollen Erkrankte und ihr Umfeld einen Überblick über diese beiden sehr heterogenen Krankheitsbilder erhalten und darüber aufgeklärt werden, welche konkreten Handlungsmöglichkeiten bestehen. Der erste Teil der Leitlinie erläutert medizinische Hintergründe, wohingegen im zweiten Abschnitt häufig gestellte Fragen beantwortet werden. Das vollständige Dokument ist frei zugänglich und kann auf der Homepage der AWMF abgerufen werden. Auch ein kurzes Erklärungsvideo der DGP ist verfügbar. Die fortlaufende Anpassung der Leitlinien erfolgt dabei in Anlehnung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse, denn bei diesen relativ jungen Krankheitsbildern sind viele Zusammenhänge noch unbekannt.

Was Patienten selbst tun können

Während der Rekonvaleszenzphase sollten sich betroffene Patienten Zeit nehmen, geduldig sein und sich nicht zu ambitionierte Ziele setzen, um Frustration durch Überlastung zu vermeiden. Sie sollten sich einer kritischen Selbstbeobachtung unterziehen und versuchen, gelassen in die Zukunft zu blicken, so die Experten.

Eine weitere wichtige Botschaft der Referenten war, die eigene Gesundheit zwar genau im Blick zu behalten, sich allerdings nicht zu sehr auf COVID-19 zu fokussieren, da alle anderen existierenden (Infektions-)Krankheiten seit Pandemiebeginn nicht verschwunden sind. Bauer plädierte dafür die Stärke des Immunsystems nicht ständig in Frage zu stellen, sondern sich stattdessen vollkommen darauf zu verlassen. Der DGP-Präsident kommentierte die Pressekonferenz abschließend:

Ich sehe jeden Tag als Wunder, wenn ich nicht krank werde, wenn man sieht, was so alles auf dieser Welt krank machen kann […].

Quelle

Prof. Dr. med. Torsten Bauer, Präsident der DGP, Dr. med. Christian Gogoll, Prof. Dr. med. Taube, Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) – Patientenleitlinie Long-/Post-COVID-Syndrom – für Betroffene, Angehörige, nahestehende und pflegende Personen vom 08. Oktober 2021