Mythos Penicillin-Allergie

Die Penicillin-Allergie an sich existiert natürlich, sie kommt aber bei Weitem nicht so häufig vor wie angegeben. Prof. Dr. med. Reinhard Berner, Dresden, erläuterte beim Kongress für Kinder- und Jugendmedizin wie oft und warum häufig eine Penicillin-Allergie vermutet wird.

„Mein Kind hat eine Penicillin-Allergie“

Ungefähr 10 bis 20% der Bevölkerung geben an, eine Penicillin-Allergie zu haben. 90% davon vertragen Penicilline erstaunlicherweise problemlos. Überdies verlieren bis zu 80% mit nachgewiesener Allergie diese Sensibilisierung über die Jahre auch wieder.

Problematisch ist dies, weil Patienten mit vermeintlicher Penicillin-Allergie im Falle einer bakteriellen Infektion häufiger Breitspektrum- statt Schmalspektrum-Antibiotika erhalten. Das erhöht wiederum das Risiko für Resistenzen.

Wie häufig sind echte Penicillin-Allergien bei Kindern?

Berner stellte eine Studie vor, in der 306 Patienten mit begründetem Verdacht auf Penicillin-Allergie in einem Allergiezentrum getestet wurden. Nach einem Haut- und/oder oralen Provokationstest erhärtete sich dieser Verdacht jedoch nur bei zwei der 306 Patienten.

Das Attribut „Penicillin-Allergie“ wird deutlich zu häufig vergeben

Dementsprechend sollten Verdachtsfälle allergologisch getestet werden, um unter anderem zu verhindern, dass unnötig oft Breitspektrum-Antibiotika verordnet werden.

Warum so viele Betroffene?

Eine Ursache für die so oft angegebene Allergie könnte die Verwechslung eines Amoxicillin-Exanthems (Hautausschlag, häufige, meist aber nichtallergische Nebenwirkung einer Amoxicillin-Therapie) mit einer allergischen Reaktion sein.

Dies könne unter anderem auch daran liegen – so eine Anmerkung aus dem Auditorium – dass diese Nebenwirkung von manchen Ärzten den Eltern betroffener Kinder als allergische Reaktion kommuniziert wird.

Quelle

Prof. Dr. med. Reinhard Berner, Dresden. Mythen in der Kinderheilkunde – Infektiologie. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 6. bis 9. Oktober (in Berlin und virtuell).