Morbus Crohn bei Kindern

Beim diesjährigen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, der vom 6. bis 9. Oktober 2021 in Berlin und virtuell stattfand, wurde die Therapie des Morbus Crohn bei Kindern in verschiedenen Erkrankungsstadien beleuchtet. Neben der Ernährungstherapie kommen auch operative und medikamentöse Behandlungen infrage.

Ernährungstherapie ist Mittel der Wahl

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die in Deutschland etwa 100 bis 200 von 100 000 Einwohnern betrifft. Etwa ein Viertel der Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) erhält die Diagnose im Kindes- oder Jugendalter. Bis zu einem Drittel der Patienten zeigen bereits bei Diagnosestellung komplizierende Faktoren.

Mit einer Therapie sollen bei Morbus Crohn die Entzündungsfreiheit erreicht und Komplikationen (Stenosen, Darmverlust) verhindert werden. Bei Kindern ist die exklusive Ernährungstherapie über sechs bis acht Wochen das Mittel der ersten Wahl, um eine Remission zu erreichen. Dabei nehmen die Patienten in dieser Zeit ausschließlich Trinknahrung zu sich und verzichten auf alle anderen Lebensmittel. Dr. med. Gunter Burmester, Hamburg, berichtet aus seinem Klinikalltag, dass vor Beginn der Therapie Kinder erst einmal eine Testtasche mit verschiedenen Produkten erhalten, um diese auszuprobieren.

Auswahl fördert Akzeptanz!

Allerdings ist die exklusive Ernährungstherapie nicht bei allen Erkrankten die geeignete Maßnahme zur Remissionsinduktion. Ist eines der sogenannten POPO(Predictors of poor outcome)-Kriterien erfüllt, sollten direkt Biologika – bei Kindern zugelassen sind Infliximab und Adalimumab – eingesetzt werden, gegebenenfalls auch in Kombination mit Immunmodulatoren.

POPO-Kriterien

Predictors of poor outcome: Erkrankungsmerkmale mit Risiko für ein schlechtes Outcome

  • Tiefe kolonische Ulzerationen
  • Persistierend schwere oder extensive Erkrankung
  • Ausgeprägte Wachstumsverzögerung oder schwere Osteoporose
  • Initial strikturierende oder penetrierende Erkrankung
  • Schwere perianale Erkrankung

 

Chirurgische Maßnahmen können helfen

Gerade bei Patienten mit frühem Krankheitsbeginn, wird im Verlauf der Erkrankung eine Operation notwendig. In den letzten Jahren wird allerdings insgesamt seltener operiert, was wahrscheinlich auf die verbesserte konservative Therapie zurückzuführen ist.

Bei Kindern und Jugendlichen kann eine Operation vor allem bei einer therapierefraktären Erkrankung dann erwogen werden, wenn nur kurze Darmabschnitte betroffen sind oder eine Wachstumsverzögerung vorliegt.

Arzneimitteltherapie bei therapierefraktärem Morbus Crohn

Pädiatrische Morbus-Crohn-Patienten mit therapierefraktärer Erkrankung sind alle TNFα-Hemmer-erfahren, so Dr. Kathrin Krohn, München. Trotzdem kann diese Arzneimittelgruppe manchmal noch Verbesserungen erreichen, beispielsweise mit einer intensivierten Reinduktionstherapie.

Bei Therapieversagen können jedoch auch andere Biologika eingesetzt werden. Bisher sind Ustekinumab und Vedolizumab nur bei Erwachsenen mit Morbus Crohn zugelassen, sie können aber bei Kindern und Jugendlichen off Label angewendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination beider Arzneimittel miteinander oder die Kombination von Ustekinumab oder Vedolizumab mit einem TNFα-Inhibitor.

In jedem Fall sollten die Patienten interdisziplinär von Ärzten verschiedener Fachrichtungen, aber auch Ernährungsberatern und Psychologen betreut werden. Allerdings werde gerade die psychologische und soziale Betreuung von Patienten gerade zu Beginn häufig abgelehnt.

Quelle

Dr. med. Gunter Burmester, Hamburg, Priv.-Doz. Dr. Jochen Hubertus, Witten, Dr. med. Kathrin Krohn, München. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 6. bis 9. Oktober 2021 (in Berlin und virtuell).