HPV-Impfungen sind effektiv – gegen die Virustypen, die im Impfstoff berücksichtigt sind. Dafür steigen die Infektionsraten nicht impfpräventabler Erkrankungen.
Die kanzerogenen Zwölf
Ansteckungen mit humanen Papillomviren (HPV) zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Eine HPV-Infektion verläuft in den meisten Fällen symptomlos. Der Großteil der über 200 unterschiedlichen Virentypen können zwar Warzen auf der Haut verursachen, sind aber harmlos. Einige Varianten stellen jedoch ein potenzielles Risiko für maligne Tumoren im Bereich der Zervix, Vagina, Vulva bzw. des Penis sowie im Bereich von Anus und Oropharynx dar. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft zwölf Hochrisiko-HPV-Typen als sicher karzinogen ein: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59.
Impfschutz bestätigt
Seitdem immer mehr junge Menschen das Impfangebot nutzen und somit gegen die relevantesten HPV-Typen geschützt sind, sinken die Infektionszahlen. Jüngst bestätigte eine US-Studie mit 1506 Mädchen und einem Beobachtungszeitraum über zehn Jahre eine reduzierte altersadjustierte Prävalenz seit der dortigen Einführung eines viervalenten Impfstoffes. Dieser deckt HPV-6, HPV-11, HPV-16 und HPV-18 ab und bringt einen schützenden Nebeneffekt für die ähnlichen Typen HPV-31 und HPV-45 mit. Die Prävalenz fiel von 9,1% in den Jahren 2008 bis 2010 auf 4,7% im Zeitraum 2017 bis 2019. Die Analyse ergab eine bessere Schutzwirkung, wenn die Immunisierung frühzeitig erfolgte. Mädchen, die vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden, scheinen besonders zu profitieren: Hier sank die Prävalenz von 8,8 auf 1,7%.
Andere Typen auf dem Vormarsch
Dank der vorhandenen Impfstoffe könnten mehr als 90% der malignen Zervix- und Analkarzinome sowie Genitalwarzen verhindert werden, heißt es in der Einleitung der amerikanischen Studie. Die Untersuchung zeigte aber auch, dass die Häufigkeit von Infektionen anderer Subtypen, die im Impfstoff nicht enthalten sind, stieg. Hier fielen neben HPV-39 und HPV-51 insbesondere HPV-56 und HPV-68 auf, die ebenfalls zu den den Hochrisiko-Typen zählen. Insgesamt stufen die Autoren das Krebsrisiko dieser von der Impfung unberührten HPV-Stämme dennoch als gering ein. Sie folgern aber aus ihren Ergebnissen, dass HPV-Tests durch die wachsende Zahl an Immunisierungen keineswegs obsolet sind. Sie stellen nach wie vor auch für geimpfte Menschen eine sinnvolle Maßnahme dar.
Wie ist die Lage in Deutschland?
Das Robert Koch Institut schätzt, dass sich etwa 80% der sexuell aktiven Frauen im Lauf des Lebens mindestens einmal mit HPV infizieren. 35% der Frauen im Alter von 20 bis 25 Jahren sind vermutlich mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung als Schutzmaßnahme für Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und siebzehn Jahren. Verfügbar sind zwei Impfstoffe: eine Version mit Antigenen der Virustypen HPV-16 und HPV-18 sowie seit 2017 ein neunvalenter Impfstoff, der zusätzlich die HPV-Typen 6, 11, 31, 33, 45, 52 und 58 abdeckt. Die Vakzine sollen vor 70 bzw. 90% der durch Hochrisiko-HPV-Typen ausgelösten Gebärmutterhalskarzinome schützen. Laut Robert Koch Institut liegt die Impfquote in Deutschland bei unter 50%.
Quelle
Schlecht NF et al. Incidence and types of human papillomavirus infections in adolescent girls and young women immunized with the human papillomavirus vaccine. JAMA Network Open. 2021;4(8):e2121893. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.21893.