COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

Mundspülungen gegen Corona

Können herkömmliche Mundspüllösungen die Übertragung von Coronaviren eindämmen? Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfahl das „Gurgeln gegen Corona“. Eine aktuelle Studie bescheinigt Präparaten mit ß-Cyclodextrin und Citrox durchaus eine Relevanz.

Verlockende Idee

Der Speichel infizierter Personen ist einer der wichtigsten Übertragungswege für SARS-CoV-2-Viren. Bei über 90 % der Betroffenen sind sie dort zu finden. Die Erreger gelangen schon beim Sprechen und Atmen in die Umgebung, daher könnte eine geringere Viruslast im Speichel das Ansteckungsrisiko minimieren. Da Mundspülungen für viele Menschen ohnehin zur täglichen Oralhygiene gehören, wäre ein zusätzlicher Effekt gegen COVID-19 eine komfortable Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie.

So effektiv wie einfach?

Bisher gab es keinerlei in vivo-Untersuchungen, die diese These unterstützen. Zudem stellt sich die Frage, welche Inhaltsstoffe überhaupt eine ausreichende Effizienz gegen SARS-CoV-2 besitzen. Vorliegende Studien zu Wasserstoffperoxid und Chlorhexidin brachten ernüchternde Ergebnisse. Wissenschaftler testeten nun in einer Studie die Wirksamkeit von Mundspüllösungen mit ß-Cyclodextrin und Citrox. Die Wirkung beider Substanzen gegen verschiedenste Viren ist gut belegt.

Erwachsene mit einem bestätigten positiven PCR-Test und einem asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf, die acht Tage lang dreimal täglich für eine Minute den Mund mit 30 Milliliter ß-Cyclodextrin-Citrox-Lösung spülten, wiesen anschließend eine signifikant niedrigere Viruslast im Speichel auf. Schon vier Stunden nach der ersten Anwendung war eine entsprechende Veränderung messbar. Im Vergleich zu Personen, die mit einem Placebo gurgelten, schnitten die ß-Cyclodextrin-Citrox-Anwender eindeutig besser ab.

Kommentar

Wie sind diese Ergebnisse nun einzuordnen? Mundspüllösungen als entscheidende Lösung im Kampf gegen die Pandemie ins Feld zu führen, ist sicherlich zu einfach gedacht. Die Bedeutung der Viruslast wird unter Experten diskutiert. Die Anzahl der SARS-CoV-2-Erreger ist nicht der einzige Faktor, der die Infektiosität und den Krankheitsverlauf bestimmt. Corona-Infizierte mit geringer Viruslast können schwere Verläufe haben und hochansteckend sein, andererseits bleiben viele Menschen trotz hoher Viruslast gesund. Zum anderen warnen Mediziner vor ständigem Gurgeln mit antimikrobiellen Substanzen. Es könnte zu unerwünschten Nebenwirkungen, Schäden und Irritationen der Schleimhaut kommen, selbst von einem erhöhten Krebsrisiko im Mundraum durch den zugesetzten Alkohol ist die Rede.

Die gezielte Anwendung von Mundspülungen hat jedoch Vorteile: Sie ist kostengünstig, einfach und schnell anzuwenden. Als ergänzende Maßnahme zu den allgemeinen Hygieneregeln sind sie eine weitere mögliche Chance, Infektionen einzudämmen – insbesondere im Umgang mit gefährdeten Personengruppen und in Situationen, bei denen körperliche Nähe unvermeidlich ist. Einige Alten- und Pflegeheime setzen bei ihren Besuchern auf diese Vorsichtsmaßnahme. Darüber hinaus hat sich die Anwendung in vielen Zahnarztpraxen und Kliniken vor der Behandlung etabliert.

 

Quelle

Carrouel F et al., Use of an antiviral mouthwash as a barrier measure in the SARS-CoV-2 transmission in adults with asymptomatic to mild COVID-19: a multicentre, randomized, double-blind controlled trial, Clinical Microbiology and Infection, https://doi.org/10.1016/j.cmi.2021.05.028.