COVID-19; Originalbild: Eisenhans/Adobe Stock

SARS-CoV-2: Was verheimlicht China?

Die Experten der WHO halten einen Laborunfall als Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie für sehr unwahrscheinlich. Doch WHO-Chef Tedros fordert weitere Untersuchungen.

Die Studie der WHO

Am 30. März 2021 hatte die WHO ihre Studie zum Ursprung von SARS-CoV-2 veröffentlicht. Die Experten halten es für das wahrscheinlichste Szenario, dass das Virus seinen Ursprung bei Fledermäusen hatte und über einen Zwischenwirt (z.B. Marder, Katzen oder Nerze) auf den Mensch übertragen wurde.

Warum soll SARS-CoV-2 überhaupt aus einem chinesischen Labor stammen?

Die Forscher des Wuhan Instituts für Virologie hatten 2019 in Fledermäusen ein Virus mit starker genetischer Ähnlichkeit zu SARS-CoV-2 entdeckt. Zudem ist das Institut im Dezember 2019 in die Nähe des Huanan-Marktes umgezogen, der mit der Entstehung der Pandemie in Verbindung gebracht wurde.

Diese Zusammenhänge könnten aus einem schlechten Film stammen. Allerdings handelt es sich bei SARS-CoV-2 nicht um ein genetisch modifiziertes Konstrukt, sondern um ein evolutionär entstandenes Virus. Das allein schließt noch nicht unbedingt einen Laborunfall aus. Es könnte sich ja trotzdem um eine gesammelte und dann versehentlich freigesetzte Probe handeln. Dazu passt aber nicht, dass die Entstehung des Virus gar nicht mehr auf den Tiermarkt in Wuhan zurückgeführt wird. Es gibt Hinweise, dass das Virus bereits schon früher zirkulierte. Außerdem reicht es nicht, dass im Institut ähnliche Fledermausviren lagerten. Für die Infektion von Menschen benötigt es wahrscheinlich einen Zwischenwirt.

Warum soll die Laborthese nun weiter verfolgt werden?

Einen Laborunfall hielten die Experten der WHO für sehr unwahrscheinlich. Sie hatten festgestellt, dass es keine Hinweise auf Laborunfälle oder Erkrankungen von Mitarbeitern gegeben habe. Doch laut einem Bericht des Wall Street Journal, der danach erschien, haben sich drei Mitarbeiter des Wuhan Instituts für Virologie vor dem Ausbruch der Pandemie mit COVID-19-ähnlichen Symptomen im Krankenhaus behandeln lassen. Peking weist das als Lüge zurück.

WHO-Chef Tedros hatte China nach Erscheinen der Studie kritisiert, nicht genug Daten zu liefern und bereits vor dem Bericht im Wall Street Journal gefordert, auch die Labor-Hypothese weiter zu untersuchen. Nun fordern auch die USA eine neue Untersuchung.

Wie hat sich China zu Beginn der Pandemie verhalten?

Als einer der ersten hatte der Augenarzt Li Wenliang gewarnt. Er und andere Kollegen stellten bei Patienten Symptome fest, die einer SARS-Infektion ähnelten und er informierte am 30. Dezember weitere Kollegen. Daraufhin verwarnten ihn Behörden zunächst für die Verbreitung von Gerüchten. Diesen Schritt hat die Führung China mittlerweile als Fehler eingestanden. Insgesamt ist China aber schon in einer frühen Phase der Ausbreitung sehr drastisch gegen das Virus vorgegangen. Bei einem entsprechenden Ausbruchsbeginn in Europa hätte man wahrscheinlich zögernder agiert.

Auch die von China veröffentlichen Zahlen zum Pandemiegeschehen wurden mehrmals kritisiert. Allerdings spielen die Art der Erfassung und die Dokumentation eine so große Rolle, dass kaum zu beantworten ist, ob die Behörden Zahlen bewusst gefälscht oder geschönt haben. Auch in Deutschland haben wir bis heute keine wissenschaftlich vergleichbaren Zahlen über den Pandemieverlauf etabliert.

Kommentar

Für einen Beginn der Pandemie als Laborunfall existieren meiner Meinung keine relevanten Hinweise. Selbst wenn Mitarbeiter des Instituts in Wuhan grippeähnliche Symptome gehabt haben sollten, wäre daran nichts Ungewöhnliches. Die mangelnde Kooperation Chinas bei der Aufklärung zum Pandemie-Ursprung könnte allerdings damit zusammenhängen, dass den Behörden schon vor den Warnungen des Augenarztes Li Wenliang Infektionsfälle bekannt gewesen sind. Aber auch dafür existieren keine Beweise.