Am 11. April ist jährlich Welt-Parkinson-Tag. Er fällt auf den Geburtstag von James Parkinson, der die Krankheit erstmals beschrieb und nach dem sie schließlich auch benannt wurde.
Zahl der Parkinson-Patienten steigt
In Deutschland leiden rund 400.000 Patienten an Parkinson, weltweit sind es mehr als 6 Millionen – Tendenz steigend. Diese steigenden Erkrankungszahlen sind auch nicht allein durch die größere Zahl älterer Menschen erklärbar (Online-Pressekonferenz DPG; PDF).
Die Parkinson-Agenda 2030 soll die Gesundheits- und Forschungspolitik sensibilisieren, damit wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Entwicklung neuer Therapien münden. Dann könnten bereits in zehn Jahren erste ursächliche Behandlungen erfolgen, ist Prof. Dr. med. Günter Höglinger, Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), überzeugt. So könnten das Fortschreiten oder sogar das Auftreten der Erkrankung verhindert werden. Bisher erfolgt die Therapie symptomatisch.
Auch eine Frage der Gene
Durch molekulare Diagnostik und Stratifizierung wird der Grundstein für eine personalisierte Therapie gelegt. Noch sind diese spezifischen Therapieempfehlungen Zukunftsmusik und überdies sind Mutationen, die die Krankheit verschulden, insgesamt relativ selten (etwa 10% der Patienten). Eine dieser Mutationen liegt im Gen GBA1 (Glukozerebrosidase), bei dem erste Studien nahelegen, dass eine Therapie mit Ambroxol erfolgreich sein könnte.
Was jedoch bereits möglich ist und genutzt werden sollte, ist der interdisziplinäre Ansatz zur Behandlung von Parkinson-Patienten. In Versorgungsnetzwerken sollten speziell geschulte Fachkräfte (z.B. Ärzte, Pflegefachkräfte, Therapeuten) aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten. Neben medikamentösen Therapien oder der tiefen Hirnstimulation verbessert beispielsweise eine spezialisierte Physiotherapie die Mobilität und Lebensqualität von Parkinson-Patienten und reduziert Komplikationen.
dPV befürchtet zukünftig mehr neurodegenerative Erkrankungen
Anlässlich des Welt-Parkinson-Tags warnt die Deutsche Parkinson Vereinigung (dPV) in einer Pressemitteilung vor einer „Welle“ neurodegenerativer Erkrankungen als Folge einer SARS-CoV-2-Infektion. Langzeitfolgen – darunter auch neurologische – von COVID-19 („Long Covid“) werden zunehmend diskutiert, sodass die Zahl neurodegenerativer Erkrankungen in den nächsten Jahren steigen könnte.
Die dPV ruft dazu auf, bestehende Forschungspotenziale besser zu nutzen, da es Parkinson und anderen Bewegungsstörungen bisher an öffentlicher Aufmerksamkeit, verfügbaren Mitteln und kollektivem Willen zur Bekämpfung der Erkrankung mangele.
Zum Weiterlesen
Auf der Homepage der Arzneimitteltherapie finden Sie weitere frei zugängliche Beiträge zum Thema Morbus Parkinson:
- Therapie des Morbus Parkinson: Ist Levodopa neuroprotektiv?
- DGN-Kongress: Neurogenetik auf Erfolgskurs?
- Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium: Was leisten ergänzende Therapien?
- Fortgeschrittene Parkinson-Krankheit: Subkutane Apomorphin-Infusion zur Behandlung von persistierenden motorischen Fluktuationen
- Chronische Sialorrhö: Quälendes Begleitsymptom verschiedener neurologischer Erkrankungen
Quellen
Virtuelle Pressekonferenz der DPG. Personalisierte Therapie und interdisziplinäre Versorgung bei Parkinson und Bewegungsstörungen (3. März 2021, PDF).
Pressemitteilung Deutsche Parkinson Vereinigung zum Welt-Parkinson-Tag. Long Covid verstärkt Handlungsdruck bei der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen!