Viele Frauen wünschen sich nach überstandener Brustkrebstherapie ein Kind und nutzen die Kryokonservierung von Eizellen und Embryonen zur Fruchtbarkeitserhaltung. Ob diese Frauen dadurch häufiger Kinder bekommen, wurde nun in einer schwedischen Studie untersucht.
Krebspatientinnen mit Kinderwunsch
Inzwischen werden fast 10% aller Brustkrebsfälle bei Frauen unter 45 Jahren diagnostiziert. Der überwiegende Anteil dieser Frauen (90%) ist nach fünf Jahren noch am Leben. Die Hälfte dieser jungen Frauen wünscht sich nach überstandener Therapie ein Kind. Allerdings liegen die Chancen, schwanger zu werden, ungefähr 40% bis 60% niedriger als bei Frauen ohne Brustkrebsdiagnose.
Erhalt der Fortpflanzungsfähigkeit
Aktuell ist die Standardstrategie zur Fruchtbarkeitserhaltung nach Brustkrebsdiagnose die Kryokonservierung von Eizellen nach kontrollierter ovarieller Stimulation. Dabei werden die Eizellen nach Entnahme in flüssigem Stickstoff aufbewahrt und können der Frau zu einem späteren Zeitpunkt eingepflanzt werden. Im Hinblick auf krankheitsfreies und Gesamtüberleben der Frau gilt diese Strategie als sicher. Allerdings gibt es wenige Studien, die sich damit beschäftigt haben, wie viele Frauen auf diese Weise letztendlich auch Lebendgeburten hatten. In einer schwedischen Kohortenstudie wurde dies nun untersucht.
Studiendesign
Primärer Endpunkt der Studie war die Anzahl an Lebendgeburten bei Frauen mit überstandenem Brustkrebs, die fertilitätserhaltende Maßnahmen erhalten hatten gegenüber Frauen, die diese Maßnahmen nicht erhalten hatten. In die Studie wurden 425 Frauen eingeschlossen, die nach Brustkrebsdiagnose fertilitätserhaltende Maßnahmen erhalten hatten. Diesen Frauen wurden anhand von Registerdaten 850 Frauen gegenübergestellt, die auch eine Brustkrebsdiagnose und –therapie erhalten hatten, aber keine Fertilitätsbehandlung in Anspruch genommen haben.
Mehr Lebendgeburten nach fertilitätserhaltenden Maßnahmen
- Von den 425 Frauen mit Fertilitätserhalt hatten 97 (22,8%) mindestens eine Lebendgeburt nach ihrer Brustkrebsbehandlung (durchschnittliche Nachbeobachtungszeit: 4,6 Jahre)
- Von den 850 Frauen ohne Fertilitätserhalt hatten lediglich 74 (8,7%) mindestens eine Lebendgeburt nach ihrer Behandlung (durchschnittliche Nachbeobachtungszeit: 4,8 Jahre)
- Insgesamt waren die Lebendgeburtraten signifikant höher bei Frauen mit Fertilitätserhalt (adjustiertes Hazard Ratio [aHR] 2,3; 95%-Konfidenzintervall 1,6–3,3).
- Auch die kumulativen 5-Jahres- und 10-Jahres-Lebendgeburtraten nach Brustkrebsbehandlung lagen bei Frauen mit fertilitätserhaltenden Maßnahmen bei 19,4% bzw. bei 40,7%.
- Bei Frauen ohne diese Maßnahmen lagen die 5-Jahres- und 10-Jahres-Lebendgeburtraten nach Brustkrebsbehandlung nur bei 8,6% bzw. bei 15,8%.
Fazit
Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass sowohl bei Frauen mit als auch bei Frauen ohne fertilitätserhaltende Maßnahmen der Kinderwunsch erfüllt werden kann. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei Frauen mit fertilitätserhaltenden Maßnahmen höher als ohne diese Maßnahmen.
Auch die Deutsche Krebsgesellschaft rät Ärzten bei Brustkrebspatientinnen mit Kinderwunsch, diesen schon in die Therapieplanung mit einzubeziehen, um fertilitätserhaltende Maßnahmen schon vor Therapiebeginn einleiten zu können. Betroffene Frauen können sich an ihren Gynäkologen bzw. an das betreuende zertifizierte Brustzentrum wenden sowie beim Netzwerk fertiPROTEKT Informationen zu den Behandlungsmethoden einholen.
Quellen
- Marklund A. et al. Reproductive Outcomes After Breast Cancer in Women With vs Without Fertility Preservation. JAMA Oncol. 2021; 7(1):86-91. doi: 10.1001/jamaoncol.2020.5957
- https://fertiprotekt.com/
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/leben-mit-brustkrebs/kinderwunsch.html