Vergleichende Studien bei multipler Sklerose

In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Arzneimittel für Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose zugelassen worden. Einige dieser Therapieoptionen wurden in aktuellen Studien miteinander verglichen, beispielsweise Ofatumumab und Teriflunomid oder auch Fingolimod mit Glatirameracetat.

Fingolimod wirksamer als Glatirameracetat

Der Sphingosin-1-Phosphatrezeptor-Modulator Fingolimod wurde in zwei verschiedenen Dosierungen (0,5 mg und 0,25 mg; oral) mit Glatirameracetat verglichen.

Eingeschlossen wurden 1064 Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose. In der zugelassenen Dosierung von 0,5 mg war Fingolimod effektiver als Glatirameracetat – sowohl hinsichtlich der jährlichen Schubrate als auch im Bezug auf T1- und T2-gewichtete Läsionen. So war die Schubrate unter der höheren Fingolimod-Dosis um gut 40% niedriger, wohingegen die niedrigere Dosis Glatirameracetat nicht überlegen war.

Auch brachen weniger Teilnehmer unter Fingolimod die Therapie ab.

Ofatumumab und Teriflunomid

In zwei Phase-III-Studien mit 1882 Patienten wurden der Anti-CD20-Antikörper Ofatumumab und der Pyrimidinsynthese-Inhibitor Teriflunomid verglichen.

In beiden Studien war die jährliche Schubrate unter dem Antikörper signifikant niedriger als unter Teriflunomid und auch der Schweregrad der Behinderung verschlechterte sich seltener. Hinsichtlich einer Verbesserung des Schweregrads einer Behinderung konnte jedoch kein Unterschied zwischen den beiden Therapien gezeigt werden.

Ozanimod ist Interferon überlegen

Ozanimod ist wie Fingolimod ein oral verabreichter Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptormodulator, der in zwei bereits letztes Jahr veröffentlichten Studien mit Interferon beta-1a (i.m.) verglichen wurde. In beiden Studien erhielten rund 1300 Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose entweder täglich Ozanimod oder einmal wöchentlich Interferon beta-1a. Eine Studie lief über 12 Monate, eine über zwei Jahre.

Wie in der vergleichenden Studie von Fingolimod und Glatirameracetat wurden zwei verschiedene Dosierungen der oralen Therapie untersucht (1 mg und 0,5 mg). Unter beiden Dosierungen war die jährliche Schubrate signifikant niedriger als unter Interferon beta-1a. Für den Schweregrad der Behinderung konnte in keiner der Studien ein Unterschied zwischen den drei Behandlungsgruppen gezeigt werden.

Fingolimod bei Kindern

Im vorletzten Jahr wurde bereits eine Studie zu Interferon beta-1a im Vergleich mit Fingolimod bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren mit schubförmiger multipler Sklerose veröffentlicht. Fingolimod war zwar besser wirksam, dies wurde allerdings mit mehr Nebenwirkungen erkauft. Die jährliche Schubrate sowie die Rate neuer oder vergrößerter T2-gewichteter Läsionen war unter Fingolimod signifikant niedriger als unter Interferon. Dafür mussten Patienten der Fingolimod-Gruppe die Behandlung häufiger wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen unter- oder sogar abbrechen.

Weitere Studien

Die obige Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zahlreiche weitere Studien zum Vergleich verschiedener Therapien wurden bereits abgeschlossen oder laufen derzeit. Gerade untersucht wird beispielsweise Dimethylfumarat im Vergleich mit Peginterferon Beta-1a bei pädiatrischen Patienten oder Ocrelizumab versus Rituximab off Label bei therapienaiven Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose.

Quellen

Chitnis T, et al. Trial of fingolimod versus interferon beta-1a in pediatric multiple sclerosis. N Engl J Med 2018;379:1017–27.

Cohen JA, et al. Safety and efficacy of ozanimod versus interferon beta-1a in relapsing multiple sclerosis (RADIANCE): a multicentre, randomised, 24-month, phase 3 trial. Lancet Neurol 2019;18:1021–33.

Comi G, et al. Safety and efficacy of ozanimod versus interferon beta-1a in relapsing multiple sclerosis (SUNBEAM): a multicentre, randomised, minimum 12-month, phase 3 trial. Lancet Neurol 2019;18:1009–20.

Cree Bruce AC, et al. Efficacy and safety of 2 fingolimod doses vs glatiramer acetate for the treatment of patients with relapsing-remitting multiple sclerosis a randomized clinical trial. JAMA Neurol published online August 24, 2020; doi:10.1001/jamaneurol.2020.2950.

Hauser SL, et al. Ofatumumab versus Teriflunomide in Multiple Sclerosis. N Engl J Med 2020;383:546–57.