Haben Diabetiker ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei einer COVID-19-Infektion und sollte die antidiabetische Therapie bei einer Infektion mit SARS-CoV-pausiert werden? Diese Fragen wurden im Rahmen der Pressekonferenz der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft beantwortet.
Diabetes und Corona
Bereits 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Diabetes mellitus als globale Pandemie ausgerufen. In Deutschland sind mehr als acht Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, täglich kommen etwa 1500 Neuerkrankungen hinzu.
Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde Diabetikern pauschal ein höheres Risiko für schwere Verläufe bei einer COVID-19-Infektion zugeschrieben. Das lag daran, dass vornehmlich ältere Patienten mit Begleiterkrankungen beobachtet wurden. „Mittlerweile wissen wir, dass Patienten mit einer normnahen Glucose-Einstellung das gleiche Risiko wie altersgleiche Patienten ausweisen“, so Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Tübingen, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Alle müssen mithelfen
Eine chronische Hyperglykämie und stark schwankende Blutzuckerwerte erhöhen jedoch das Risiko sowohl für bakterielle als auch virale Infektionen und somit auch für schwere COVID-19-Verläufe. Ebenso stellen Begleiterkrankungen wie Hypertonie oder Adipositas durch die in Mitleidenschaft gezogenen kleinen Gefäße und entzündlichen Vorgänge ein Risiko für Komplikationen dar.
Hier sollten sich nicht nur die Patienten, sondern auch das gesamte Behandlungsteam und die Familienangehörigen um eine normnahe Blutglucose-Einstellung und gute Behandlung kümmern.
Kein generelles Aussetzen der Therapie bei COVID-19
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt grundsätzlich eine Weiterführung der antidiabetischen Therapie bei einer COVID-19-Infektion. Bei Patienten mittleren oder höheren Alters muss die Glykämielage während des Krankenhausaufenthalts überprüft werden. Arzneistoffe wie Metformin oder SGLT-2-Inhibitoren müssen bei einer akuten oder schweren Krankheitsphase pausiert werden, da sonst eine Ketoazidose droht. Hier kann eine Insulintherapie vorübergehend notwendig sein. Deshalb muss in Kliniken, in denen COVID-19-Patienten behandelt werden, diabetologische Expertise greifbar sein.
Quelle
Pressekonferenz anlässlich der 14. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), 4. November 2020.