Für Schlaganfallpatienten ist die Corona-Krise eine besonders bedrohliche Situation, aber es gibt auch gute Nachrichten am heutigen Tag gegen den Schlaganfall. Digitale Anwendungen helfen bei Prävention und Therapie.
Die digitalen Helfer kommen
Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe stellt passend zum Tages-Motto „Die digitalen Helfer kommen“ mehrere Apps vor. Dabei geht es in erster Linie um Anwendungen, die die Risikofaktoren eines Schlaganfalls kontrollieren und zur Prävention geeignet sind.
- Thema Ernährung: Was ich esse
- Thema Stress: Stress-Mentor
- Thema Bewegung: Privacy Friendly Schrittzähler
- Thema Vorhofflimmern: Preventicus Heartbeats
- Thema Bluthochdruck: BlutdruckDaten
- Thema Diabetes: meinDiabetes
Allerdings gibt es auch Apps, die Patienten unterstützen, verlorene Fähigkeiten nach einem Schlaganfall wieder zurückzugewinnen (PDF). Mit ihnen können Bereiche wie Sprache, Motorik und Gedächtnis trainiert werden.
Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat ebenfalls zusammengefasst, was COVID-19 für Schlaganfall-Betroffene bedeutet.
Verursacht SARS-CoV-2 Schlaganfälle?
Eine Auswertung aus Wuhan zeigte, dass bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 neurologische Manifestationen häufig sind. Unter schweren Verläufen kam es vermehrt zu ischämischen Schlaganfällen.
Eine Erklärung ist, dass das Virus über freie Nervenendigungen der Nasenschleimhaut in das Gehirn eindringt. Tierexperimentell wurde dies bereits nachgewiesen. Das würde zu den zahlreichen Berichten passen, die von einem Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns sprechen.
Eine schwere Infektion hat jedoch auch sicher Einfluss auf das Gerinnungssystem und könnte so vermehrt zu Schlaganfällen führen. Umgekehrt handelt es sich bei Risikopatienten für Schlaganfälle um Personen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen. Diese gehören ebenfalls zur Risikogruppe für schwere COVID-19-Verläufe und sind in den Auswertungen überrepräsentiert. Allein daher ist es schon wahrscheinlich, dass einige dieser Patienten einen Schlaganfall erleiden, insbesondere wenn eine schwere Infektion das Gerinnungssystem beeinflusst.
Unabhängig davon, ob eine SARS-CoV-2-Infektion direkt oder indirekt Schlaganfälle verursacht, ist bei schweren Verläufen neurologische Expertise gefragt [Pressemeldung DGN].
Versorgung darf nicht leiden
Die aktuell größte Bedrohung für Schlaganfall-Risikopatienten ist aus meiner Sicht jedoch eine andere: Seit Beginn der Pandemie kommen deutlich weniger Patienten mit Schlaganfallsymptomen ins Krankenhaus. Ein nicht behandelter Schlaganfall ist deutlich gefährlicher als eine potenzielle Ansteckung mit SARS-CoV-2. Aus Angst vor einer Infektion, darf sich die Versorgung der Patienten nicht verschlechtern. Denn auch Patienten mit leichten Schlaganfällen können von einer Vorstellung beim Neurologen profitieren.
4 Freie Artikel in der Arzneimitteltherapie zum Thema Schlaganfall
Anlässlich zum Tag gegen den Schlaganfall erhalten auch alle Nichtabonnenten eine Woche lang freien Zugang zu diesen Artikeln.
Schlaganfall bei Vorhofflimmern
Idarucizumab: Behandlung ischämischer Insulte und intrakranieller Blutungen bei Patienten mit Vorhofflimmern und Dabigatran-Therapie
Patienten, die unter Dabigatran eine zerebrale Ischämie erleiden, können nach Antagonisierung durch Idarucizumab eine systemische Thrombolyse ohne erhöhtes Blutungsrisiko erhalten. Patienten, die unter Dabigatran eine intrakranielle Blutung erleiden, haben nach der Gabe von Idarucizumab eine bessere Prognose als Patienten, die im Rahmen der randomisierten RE-LY-Studie behandelt wurden. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren eines im „International Journal of Stroke“ publizierten Artikels nach Analyse von 120 Fällen.
Sekundärprävention des Schlaganfalls
Behandlung erhöhter LDL-Cholesterol-Werte bei Patienten nach TIA und ischämischem Insult: Treat Stroke to Target
Bei Patienten, die einen ischämischen Insult oder eine TIA erlitten haben und unter einer Atherosklerose leiden, führt eine Senkung des LDL-Cholesterols auf unter 70 mg/dl zu einem niedrigeren Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse als ein Therapiekorridor zwischen 90 und 110 mg/dl.
Schlaganfall
Therapieziele beim Bluthochdruck in der Sekundärprävention des Schlaganfalls
In einer japanischen randomisierten Studie ergab sich ein Trend zugunsten einer aggressiveren blutdrucksenkenden Therapie bei Patienten mit arterieller Hypertonie und stattgehabtem Schlaganfall. In einer Metaanalyse von vier randomisierten Studien ergab sich eine 22%ige Risikoreduktion zugunsten einer Blutdrucksenkung von unter 120/80 mm Hg.
Sekundärprävention des Schlaganfalls
Randomisierte Studie zu einem Schulungsprogramm für Patienten mit TIA und leichtem Schlaganfall (INSPiRE-TMS)
Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm bei Patienten mit leichtem Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke (TIA) führte zu einer besseren Kontrolle vaskulärer Risikofaktoren. Das Programm hatte allerdings keinen Einfluss auf die Häufigkeit schwerwiegender vaskulärer Ereignisse und die Sterblichkeit.